Sie haben Namen und Talent geerbt. Promikinder stehen immer häufiger vor der Kamera

Hamburg. Willow Smith ist gerade einmal zehn Jahre alt und auf dem besten Weg zum Star. Die Tochter des Schauspieler-Ehepaars Will Smith, 42, und Jada Pinkett, 39, soll die Hauptrolle in der Neuauflage des Hollywood-Klassikers "Annie" übernehmen. Pate für den Streifen steht das Broadway-Musical von 1982, in dem das Leben eines Waisenkindes durch einen Großindustriellen dramatisch verändert wird.

Im vergangenen Jahr hatte schon Sohn Jaden, 12, mit der Hauptrolle in der Neuverfilmung von "Karate Kid" von sich reden gemacht. Davor war er an der Seite seines berühmten Vaters in "Das Streben nach Glück" zu sehen.

Nie zuvor gab es so viele Promi-Kinder, die ins Rampenlicht rücken - so scheint es. Emma Tiger Schweiger, 8, darf nach "Keinohrhasen" im neuen Film "Kokawääh" von Papa Til, 46, mitspielen. Die Ochsenknecht-Jungs Jimi Blue, 19, und Wilson Gonzales, 20, sind längst alte Hasen im Geschäft. Schon früh liefen sie in einigen Filmen ihres Vaters Uwe, 55, durchs Bild. Ihren Durchbruch hatten sie 2003 mit "Wilde Kerle". Kürzlich erst sagte Wilson im Interview: "Unser Vater steht seit unserer Geburt in der Öffentlichkeit, und wir sind ein Teil davon."

Prof. Michael Schulte-Markwort, Direktor der Kinder- und Jugendpsychiatrie am Hamburger Uniklinikum Eppendorf, glaubt, dass Kinder wie Wilson, die von Anfang an in besonderer Weise mit der Berühmtheit ihrer Eltern konfrontiert werden, es nicht immer leicht haben, eine eigene Identität zu entwickelt. Dass sie früh ins Rampenlicht treten, hält er aber nicht zwangsläufig für schädlich. "Das hängt davon ab, in welchem Zusammenhang das geschieht und inwieweit das Kind von den Eltern funktionalisiert wird."

Uwe Ochsenknecht jedenfalls sorgt dafür, dass seine Söhne vor solchen Gefahren geschützt werden. Bei Dreharbeiten stellt er ihnen Aufpasser an die Seite, so begleitete ein Onkel Jimi Blue auf Drehs zum Film "Sommer". Und bei Interviews sitzt Papa schon mal wachsam daneben. Eine Strategie, die aufzugehen scheint, denn die Teenie-Idole bleiben bisher von Skandalen verschont. Zudem beteuert Wilson, dass er und sein Bruder nie darauf getrimmt wurden, berühmt zu sein: "Es war unsere Entscheidung." Ihren Erfolg haben sie sich trotz Starthilfe selbst erarbeitet.

"Der Stolz auf die eigene Leistung spielt bei der Identitätsfindung eine große Rolle", sagt Schulte-Markwort. Aber eben auch die Möglichkeit, sich von seinen Eltern abzugrenzen. Rein optisch betrachtet dürfte dies für Paula Riemann, 17, nicht ganz einfach sein. Doch neben den blonden Locken hat sie offensichtlich auch das "Künstler-Gen" von Mutter Katja Riemann, 47, geerbt. Paula wurde als eines der "Wilden Hühner" als beste Filmdebütantin geehrt.

Vielleicht aber machen die Smiths, Schweigers, Ochsenknechts und Riemanns auch alles richtig. Schulte-Markwort findet, dass kreative Fähigkeiten bei Kindern generell viel zu wenig gefördert werden.

Der Psychiater Borwin Bandelow vertritt dagegen die Auffassung, Kinder könnten sich die Nachteile, die ein Leben in der Öffentlichkeit mit sich bringt, noch nicht klarmachen. Er vertritt die Theorie, dass man narzisstisch veranlagt sein muss, um berühmt zu werden. "Und dann weitet man das auf die Kinder aus." Sprich: Diese berühmten Eltern wollten der Welt zeigen, dass sie auch "tolle Kinder" hätten.