In Deutschland werden mehrere Menschen vermisst, die in Flüsse gestürzt sind. Flutwelle erreicht Wertheim. Schifffahrt auf Elbe eingestellt.

Darmstadt/Kassel/Wertheim/Herzberg/Dresden/Halle. Eine erneute Hochwasserwelle hat am Montag Wertheim überschwemmt. Am Nachmittag stieg der Wasserstand auf 5,89 Meter. Am Abend sollte er nach Angaben der Hochwasser-Vorhersage-Zentrale (HVZ) den Scheitel erreichen und in der Nacht bei 5,90 Metern bleiben. Der normale Wasserstand in der 24.000 Einwohner zählenden Stadt am Zusammenfluss von Main und Tauber beträgt 1,50 Meter. Zum Schutz gegen die Fluten waren am Wochenende zusätzliche Sandsäcke verteilt worden. Über dem Wasser wurden neue Stege angebracht. Die Einsatzkräfte sind zuversichtlich, dass diese auch dem neuen Höchststand des Wassers standhalten werden.

Bereits am vergangenen Mittwoch hatte das Wasser in der Stadt im Main-Tauber-Kreis 5,80 Meter hoch gestanden. In den übrigen Regionen Baden-Württembergs ist nach Angaben der HVZ derzeit kein neues Hochwasser zu erwarten. Die Lage habe sich entspannt, sagte ein Sprecher in Karlsruhe. Nach Polizeiangaben sind im Rems-Murr-Kreis allerdings noch einige Straßen wegen der Erdrutsche und anderer Hochwasserfolgen gesperrt.

+++ Hochwassergefahr an der Elbe nimmt zu +++

In mehreren Flüssen, die zurzeit Hochwasser führen, sind in Deutschland wahrscheinlich weitere Menschen ertrunken. Die Polizei suchte bislang erfolglos nach den von der Fulda und Steinach in Hessen mitgerissenen Männern. Die Beamten schätzen am Montag die Chance, die Männer lebend zu finden, in beiden Fällen als gering ein. Nach einem Vermissten, der am Wochenende auf der Flucht vor der Polizei in die Fulda gesprungen war, wird derzeit nicht mehr gesucht, wie ein Polizeisprecher in Kassel sagte. Nach Polizeiangaben handelt es sich möglicherweise um einen 32-Jährigen. Er hatte in der Nacht zum Sonnabend in Kassel beim Erkennen eines Streifenwagens sein Auto beschleunigt und war vor den Beamten geflüchtet. Entlang der Fulda verlor der Autofahrer die Kontrolle über sein Fahrzeug und fuhr in den Straßengraben. Nach dem Unfall flüchtete er zu Fuß und sprang dann in den Fluss.

Auch ein 59-Jähriger, der am Donnerstag bei Neckarsteinbach (Kreis Bergstraße) in die Steinach gestürzt war, ist noch nicht gefunden worden.

Das Hochwasser hat wohl schon einige Menschen das Leben gekostet. Am Freitagabend stürzte vermutlich ein 67-Jähriger in Bräunlingen (Baden-Württemberg) in die Breg. In Auerbach im Erzgebirge wird seit Freitagmorgen eine 77-Jährige vermisst, die möglicherweise in einen Hochwasser führenden Bach gestürzt ist. In Bayern fehlt seit Mitte letzter Woche von einem Schleusenarbeiter jede Spur. Allem Anschein nach ist er in die Traun gefallen. In Nordrhein-Westfalen ertrank am Montag ein 53-jähriger Rollstuhlfahrer, der in der Nähe von Aachen in einen Fluss stürzte. Der Mann war nach Polizeiangaben auf einem Radweg unterwegs und wollte eine vom Hochwasser ausgespülte Stelle umfahren. Auf weichem Untergrund kippte sein Rollstuhl um und stürzte in die Rur, einen Nebenfluss der Maas. In Belgien wurden nach Medienberichten zwei Mädchen vermisst, die beim Spiel in die Maas gefallen waren. Ähnliche Vorfälle gab es in der vergangenen Woche in Thüringen an der Unstrut, in Niedersachsen an der Emmer und der Rems in Baden Württemberg.

Schifffahrt auf Elbe eingestellt

Die Schifffahrt auf der Elbe zwischen Tschechien und Sachsen-Anhalt ist wegen Hochwassers eingestellt worden. Überall seien die beschiffbaren Höchstwasserstände überschritten, sagte der Leiter des zuständigen Wasser- und Schifffahrtsamtes Magdeburg, Friedrich Koop, am Montag auf Anfrage. Zuletzt habe es im Jahr 2006 eine vergleichbare Situation gegeben. Das Wasser stehe so hoch, dass Schiffe durch Brücken nicht mehr fahren können.

Koop sagte, bis Mittwoch werde nicht mit einer Entspannung gerechnet. Im tschechischen Usti nad Labem seien die Pegelstände noch erhöht. Auch an den Messstellen des Flusses auf deutschem Gebiet seien die Werte im zweistelligen Zentimeterbereich höher als noch am Sonntag. Am Pegel in der Elbe im brandenburgischen Wittenberge seien am Montag 6,19 Meter gemessen worden - die Schifffahrt sei nur bis 6,10 Meter möglich. "Und 7,20 Meter drohen“, sagte Koop. "Nach den Prognosen erwartet uns ein langandauernder Hochwasserscheitel.“

Hochwasser an Schwarzer Elster - Lage angespannt

Die Lage an der Schwarzen Elster mit der Hochwasseralarmstufe vier ist weiter angespannt. Die höchste Stufe galt am Montag von der Kreisgrenze Oberspreewald-Lausitz bis zurLandesgrenze zu Sachsen-Anhalt. Es sei davon auszugehen, dass die Situation noch bis Mitte der Woche kritisch bleiben werde, teilte das Landratsamt in Herzberg (Elbe-Elster) mit. Erst dann könnten die strapazierten Deiche entlastet werden - bislang hätten sie gehalten.

Den Angaben zufolge waren rund 200 freiwillige Feuerwehrleute damit beschäftigt, Sicker- und Schadstellen an Deichen zu reparieren und zu stabilisieren. Die Polizei hatte am Wochenende ihre Kontrollen verstärkt, um Deichtouristen und Spaziergänger fernzuhalten. Ein Stab im Ordnungsamt der Kreisverwaltung sei rund um die Uhr im Einsatz.

Andernorts steigen die Pegelstände der Elbe , etwa im Landkreis Prignitz. An Oder und Spree entspannte sich die Lage dagegen weiter. Auf Feldern - zum Beispiel im Landkreis Oder-Spree - waren allerdings noch große Pfützen beziehungsweise kleine Teiche zu sehen.

Hochwasserpegel in Sachsen stabil

Die Hochwasserlage in Sachsen entspannt sich. Am Montag galt nur noch entlang der Elbe die Warnstufe 3, wie das Landeshochwasserzentrum in Dresden mitteilte. Der Pegel Schöna steigt noch langsam und könnte im Laufe des Tages die Warnstufe 4 bei einem Wasserstand von 7,50 Metern knapp überschreiten. Dresden und Riesa werden aber wohl bei Warnstufe 3 verharren, für die Landeshauptstadt wird ein Pegel von rund 6,80 Metern erwartet, weiter flussabwärts von rund 7,50 Metern.

Auch in Leipzig entspannt sich die Situation wieder. Die Pegelstände von Pleiße, Parthe, Weißer Elster und weiteren Nebenflüssen sind konstant oder sinken leicht. Das am Freitag geöffnete Wehr zur Flutung des nördlichen Auwaldes soll wieder geschlossen werden.

Die Sprecherin der Landeshochwasserzentrale, Karin Bernhardt, sagte: "Die Lage ist deutlich entspannt" und werde sich auch weiter entspannen sowohl im Raum Leipzig als auch entlang der Mulde. Die Pegelstände fielen fast überall. Problematisch sei nur die Elbe, hier müssten weitere Daten aus Tschechien abgewartet werden, um den weiteren Hochwasserverlauf vorhersagen zu können.

Pegelstände in Halle stagnieren

Der Pegelstand der Saale bei Halle stagniert. Am Montagmorgen wurde in Halle-Trotha ein Wert von 6,90 Metern gemessen, wie die Stadtverwaltung mitteilte. Normal wären um die zwei Meter. Am Vormittag sollte ein Saale-Deich entlang der Bundesstraße 80 in Halle erneut auf mögliche Schäden überprüft werden. Die Straße am Gimritzer Damm, die wegen der Fluten gesperrt werden musste, ist seit dem Morgen wieder befahrbar.

Die Tiefgaragen, die in unmittelbarer Nähe zur Saale liegen, können weiter genutzt werden. Die Stadt legte diese Entscheidung in die Hände der jeweiligen Eigentümer. Der Stab für außergewöhnliche Ereignisse sah keinen Grund zur Sperrung.