Das Schiff wurde zwischen Madagaskar und Sansibar von den Piraten attackiert. Zu diesem Zeitpunkt waren etwa 300 Passagiere an Bord.

Hamburg/Folkestone. Das frühere ZDF-Traumschiff „Berlin“ ist am Mittwochabend im Indischen Ozean von Piraten angegriffen worden. Laut einer Sprecherin der britischen Reederei „Saga“ wurde das Schiff, das inzwischen unter dem Namen „Spirit of Adventure“ fährt, zwischen Madagaskar und Sansibar attackiert. Zur Zeit des Angriffs befanden sich offenbar etwa 300 Gäste an Bord. Die Besatzung brachte die Passagiere, die gerade beim Abendessen waren, nach Informationen des Radiosenders NDR 90,30 ins Schiffsinnere. Verletzt wurde bei dem Angriff niemand. Der Kapitän erhöhte die Geschwindigkeit, um die Piraten abzuhängen.

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Piraten gestehen Angriff auf Hamburger Frachter

Acht Verhandlungstage lang kaum ein Wort. Zuletzt, immerhin, entschuldigte sich einer der zehn mutmaßlichen Piraten bei Kapitän Dierk Eggers persönlich für den Überfall auf den Hamburger Containerfrachter "Taipan" am 5. April 2010.

Gestern dann ein Dammbruch: Gleich zwei Angeklagte brachen vor dem Landgericht ihr Schweigen. Kurz vor der Vernehmung des zweiten Offiziers der "Taipan" räumten Abdi Y. und Hussein C. ein, an der Kaperung des Frachters beteiligt gewesen zu sein. Weniger überraschend hingegen, dass beide ihr Handeln auf persönliche Notlagen und wirtschaftliche Zwänge zurückführen. Denn schon beim Prozessauftakt hatten die 20 Verteidiger der Somali erklärt, die Frage der Schuld sei eng verzahnt mit den sozioökonomischen und politischen Gegebenheiten im bürgerkriegsgeplagten Somalia.

Abdi Y. lockte offenbar das schnelle Geld. Der somalische Durchschnittsverdienst liegt bei 225 US-Dollar - jährlich. Er habe als Fischer kaum noch Geld verdient, nicht genug, um seine Familie - zwei Frauen und fünf Töchter - zu versorgen, ließ er über seinen Verteidiger erklären. "Tausende Dollar" versprach indes die erfolgreiche Entführung eines Frachtschiffes.

Piraten-Boote seien häufig vor seinem Dorf an der somalischen Küste vor Anker gegangen. Bei einer Gelegenheit habe er sich mit drei anderen Männern aus dem Ort den Seeräubern angeschlossen. Sie seien mit einer ebenfalls gekaperten Dau in See gestochen. Am siebten Tag, am Ostermontag, hätten sie die "Taipan" entdeckt und von ihren wendigen Skiffs aus unter Beschuss genommen - "aber nur, um die Crew einzuschüchtern", so Abdi Y. Er selbst sei nur ein Handlanger gewesen. Einer, der ins Boot eingedrungenes Wasser abschöpfen sollte, aber keinen Schuss abgegeben habe.

Wer schoss, dazu schwieg Abdi Y., er wolle seine "Freunde" nicht belasten. Zudem widersprach er der Zeugenaussage von Kapitän Dierk Eggers, wonach die Piraten eine Panzerfaust auf die "Taipan" abgefeuert hätten. Jedenfalls habe er mit anderen die "Schmutzarbeit" erledigen müssen. "Wir sollten nach Beginn der Lösegeldverhandlungen von Bord gehen. Damit wir nicht mitbekommen, wie viel Geld wirklich erpresst wird", sagte Abdi Y. Doch der Plan schlug fehl: Vergeblich hätten sie nach der Besatzung, die sich in einem Schutzraum versteckt hatte, gesucht. Kurz darauf seien sie von Soldaten der niederländischen Fregatte "Tromp" festgenommen worden.

Geradezu abenteuerlich die Geschichte seines Komplizen Hussein C.: Sein Sohn befinde sich in der Gewalt eines Mannes, dem er 1100 Dollar schulde. Um sein Kind bei dem Gläubiger auszulösen, habe er sich den Piraten angeschlossen. Er befinde sich in einer "sehr labilen Verfassung", sei depressiv und wünsche sich nichts mehr als telefonischen Kontakt zu seinem Sohn, sagte er und bat das Gericht um Hilfe in der Sache: Er selber verfüge zurzeit nicht über die entsprechenden Mittel.