Das Fischerboot sank so schnell, dass die Mannschaft kein Notsignal absetzen konnte. 20 Menschen überlebten im zwei Grad kalten Wasser.

Wellington. Im eiskalten Wasser der Antarktis ist am Montag ein südkoreanisches Fischereischiff mit 42 Menschen an Bord gesunken. Dabei kamen vermutlich 22 Seeleute ums Leben, wie die Rettungskräfte nach der Bergung von 20 Überlebenden mitteilten. Zunächst wurden fünf Leichen aus dem Wasser geborgen. Der Trawler sank am frühen Montagmorgen (Ortszeit) rund tausend Seemeilen (1852 Kilometer) nördlich der antarktischen Küste bei ruhigem Wetter. Das Schiff sei so schnell gesunken, dass die Besatzung nicht die Möglichkeit gehabt habe, einen Notruf auszusenden, sagte Ross Henderson von der neuseeländischen Küstenwache. Auch hätten die Seeleute keine Chance gehabt, um sich Schutzkleidung anzuziehen. In dem eisigen Wasser liegt die Überlebenszeit ohne einen entsprechenden Schutzanzug bei nur zehn Minuten.

Ein zur Hilfe geeilter anderer südkoreanischer Fischtrawler barg laut der neuseeländischen Küstenwache 20 Seeleute lebend. Vier weitere Schiffe seien an der Suchaktion beteiligt gewesen. Nach einer mehrstündigen Suche fuhr die Küstenwache den Rettungseinsatz jedoch zurück, da es zunehmend unwahrscheinlich wurde, noch weitere Überlebende zu finden, wie ein Koordinator des Rettungseinsatzes, Dave Wilson, sagte.

Laut Henderson ging vor dem Untergang des Schiffes kein Notruf ein. Die Zentrale der neuseeländischen Küstenwache, die für Rettungseinsätze in der Meergegend zuständig ist, sei erst mehr als sechs Stunden nach dem Unglück informiert worden. Sie habe daraufhin alle Schiffe in der Region zur Teilnahme an der Rettungsaktion aufgerufen und ein Flugzeug an den Unglücksort entsandt. Es wurde aber damit gerechnet, dass es rund acht Stunden bis dorthin benötigen werde.

Bei dem Schiff handelte es sich um den 614-Tonnen-Trawler "Number One Insung“ aus dem südkoreanischen Hafen Busan. Die dortige Küstenwache sagte, an Bord des Schiffes seien acht Koreaner, acht Chinesen, elf Indonesier, elf Vietnamesen, drei Philippiner und ein Russe gewesen. In chinesischen Staatsmedien hieß es, vier Chinesen seien unter den Vermissten.

Ein Sprecher der Reederei Insung Corporation, Ryan Kim, sagte, das Schiff sei binnen 30 Minuten gesunken. Die Firma versuche noch, den Hergang des Unglücks zu verstehen. „Wir vermuten, das Schiff fuhr gegen einen Eisberg oder wurde von einer starken Welle getroffen.“ Dafür müssten aber zuerst Beweise gefunden werden. „Wir sammeln jetzt Informationen von den Überlebenden.“

Der Trawler war unterwegs, um Schwarzen Seehecht zu fischen, eine seltene Fischart, die in eisigem Wasser lebt. Die wegen ihres hochwertigen Fleisches begehrte Sorte ist vor allem in Südamerika, den USA und Japan beliebt und wird häufig auch illegal gefangen. Der Umweltschutzorganistaion Greenpeace zufolge ist der Fortbestand der seltenen Fischart bedroht. Das gesunkene Schiff war eines von sieben südkoreanischen Schiffen, die eine Fischerei-Lizenz für die Region hat.