Ohne Vorwarnung schoss der Hells Angels-Rocker durch eine Tür und tötete einen Polizisten. Nun muss er sich wegen Mordes vor Gericht verantworten.

Koblenz. Im Mordprozess gegen einen Hells-Angels-Rocker in Koblenz haben die mutmaßlichen Komplizen des Mannes bei Erpressungen die Aussage verweigert. Wie das Landgericht am Donnerstag mitteilte, schwieg auch die Lebensgefährtin des 44-jährigen Angeklagten. Die Frau und die mutmaßlichen Komplizen waren als Zeugen in dem Verfahren geladen. Der Angeklagte hatte im März in Anhausen (Kreis Neuwied) vor einer Hausdurchsuchung durch seine verglaste Eingangstür gefeuert und einen Polizeibeamten tödlich getroffen.

Die Durchsuchung war Teil umfangreicher Ermittlungen im Rockermilieu. Insgesamt sind elf Männer und Frauen angeklagt, unter anderem wegen räuberischer Erpressung. Das Gericht hatte jedoch den Fall des 44-Jährigen davon abgetrennt. Dieser hat im Prozess bereits die Schüsse zugegeben . Es sei ihm jedoch nicht bewusst gewesen, dass er auf einen SEK-Beamten zielte, sagte der Angeklagte. Er habe befürchtet, dass es sich um einen Angriff von einem Mitglied des konkurrierenden Motorradclubs Bandidos handeln könnte. Weil bekannt war, dass der 44-Jährige legal Waffen besaß, hatte das Spezialeinsatzkommando (SEK) versucht, die Eingangstür seines Hauses aufzubrechen. Der Rocker war jedoch wach geworden.

Der 44-Jährige soll zusammen mit anderen Hells Angels auch ein früheres Mitglied des Rockerclubs um 7000 Euro erpresst haben. Bei Geschäften im Rotlichtmilieu soll er zudem unter Androhung von Gewalt versucht haben, Geld für sich oder andere herauszuschlagen.

Mitglieder von Rockerclubs sind der Polizei und Justiz gegenüber generell sehr zugeknöpft. Kooperation gilt in der Szene als Verrat. In Rheinland-Pfalz stehen Rocker unter verschärfter Beobachtung. Das liegt auch an einer tödlichen Attacke aus dem Vorjahr. Damals hatten drei Anhänger der Hells Angels im Donnersbergkreis einen führenden Kopf der konkurrierenden Outlaws getötet. Zwei von ihnen wurden zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Bei einer Verurteilung wegen Mordes droht dem 44- Jährigen, der seit dem Tod des Polizisten in Untersuchungshaft sitzt, eine lebenslange Haftstrafe.