Modemacher wie Lagerfeld oder Jean Paul Gaultier kehren minderjährigen Mannequins den Rücken und setzen wieder auf ältere Models auf dem Laufsteg.

Trendwende in Paris: Berühmte Modemacher kehren minderjährigen Mannequins den Rücken und setzen wieder auf ältere Models auf dem Laufsteg. „Von 15 Jahre alten russischen Models haben wir genug gesehen“, bringt Modezar Karl Lagerfeld den Trend auf den Punkt. „Wir machen schließlich nicht nur Mode für Jugendliche“, mahnt der aus Hamburg stammende Designer des renommierten Pariser Modehauses Chanel. Für die Pariser Modewoche mit den Frühjahrs- und Sommerkollektionen 2011 engagierte Lagerfeld denn auch ältere Models, die in den 80er und 90er Jahren auf dem Höhepunkt ihrer Karriere waren: Inès de la Fressange und Stella Tenant.

Lagerfeld ist keine Ausnahme: Giles Deacon vom Modehaus Ungaro etwa heuerte für seine Modeschau einige Bekannte an, darunter eine Frau in den Fünfzigern, die für ihn einen Tag lange Model spielte. Nicolas Ghesquière, Designer bei Balenciaga, holte sich seine Models bei einem „Street-Casting“ einfach von der Straße - Frauen unterschiedlichen Alters. „Ich suche nach Individualität, nicht nach Klonen, deren Persönlichkeit verwischt wurde“, sagt er.

Für Aufsehen sorgte wieder einmal das „enfant terrible“ der Pariser Modesszene, Jean Paul Gaultier. Er ließ am Wochenende die füllige US-Sängerin Beth Ditto seine Schau eröffnen, bei der er eine „rockig-romantische“ Kollektion für Kleidergrößen von XXS bis XXL vorstellte.

Es gebe eine „wirkliche Wende“, bestätigt Patrick Lemire von der Mannequin-Agentur Marylin Agency in Paris. Die Modeschöpfer kämen auf „reife, selbstbewusste Frauen“ zurück. Die sehr jungen Models seien viel weniger gefragt. Die Designer suchten heute „weniger Glamour und mehr Realität“, erklärt sich der Mode-Experte Jean-Jacques Picart den Trend. Nicht zuletzt wegen der Krise setzten sie auf „vernünftige Kleidung“, die 20 Jahre alte Frauen ebenso tragen könnten wie 50-Jährige.