Seit Monaten wurde der 54 Jahre alte Porsche-Tuner Uwe Gemballa vermisst. Wurde der Deutsche von Partnern illegaler Geschäfte erschossen?

Johannisburg. Jetzt ist es traurige Gewissheit. Der seit Monaten vermisste deutsche Geschäftsmann Uwe Gemballa , 54, ist tot. Sein Leichnam wurde in Südafrika gefunden. Viele Indizien sprechen dafür, dass der Sportwagen-Tuner, der Porsche-Fahrzeuge aufrüstete und für bis zu 700 000 Euro verkaufte, Opfer eines Mordkomplotts wurde, weil er in illegale Geldwäschegeschäfte verwickelt war und Schulden nicht begleichen konnte.

Als Gemballa in einem Township westlich der Hauptstadt Pretoria gefunden wurde, war er in Zellophan eingewickelt. Südafrikanische Medien berichteten gestern, dass ihm von hinten in den Kopf geschossen worden sei - wie bei einer "Hinrichtung".

Das Mysterium um den Stuttgarter Autoveredler begann vor acht Monaten. Im Februar setzte sich Gemballa aus Deutschland ab. Seine Firma, die Gemballa Automobiltechnik GmbH mit Hauptsitz in Leonberg bei Stuttgart, meldet einige Tage danach Insolvenz an. Die deutsche Staatsanwaltschaft nahm Ermittlungen gegen ihn wegen des Verdachts der Insolvenzverschleppung auf. Gemballa reiste über Dubai mit einem Touristenvisum in Johannesburg ein. Hier verlor sich seine Spur: Ein rätselhaftes Telefonat mit seiner Frau Christiane am 9. Februar war das letzte Lebenszeichen. Nach Angaben der deutschen Polizei bat der Firmenchef seine Frau - überraschenderweise auf Englisch -, ihm schnell eine Million Dollar zu überweisen. Er berichtete von einem "kleinen Unfall" und dass er das Geld äußerst dringend benötige.

Südafrikanische Behörden vermuten, dass sich Gemballa eine neue Identität in dem Sonnenstaat zulegen wollte. Die Schlüsselfigur spielte hierbei wohl der Tscheche Radovan Krejcir, der Verbindungen in Südafrikas Unterwelt pflegt und vermutlich auch falsche Papiere besorgen konnte. Krejcir hält sich seit Jahren in Südafrika auf und ist in seiner Heimat wegen Steuerbetrugs zu sechseinhalb Jahren Gefängnis verurteilt worden. Außerdem soll er in den Mord an einem tschechischen Zollbeamten verwickelt sein.

Was genau sich zwischen Gemballa und Krejcir zugetragen hat, ist noch nicht geklärt, könnte aber der Schlüssel zu dem Mord an dem Deutschen sein. Julian Meyer, ehemaliger Geschäftspartner von Krejcir, bezeugte den südafrikanischen Behörden, dass ein Streit zwischen beiden ausartete. Dies ergaben auch Recherchen von stern.de. So soll Krejcir den Deutschen überzeugt haben, Autos für ihn nach Südafrika zu exportieren und in diesen hohe Geldbeträge in Euro und US-Dollar ins Land zu schmuggeln. Ende vergangenen Jahres habe der zwielichtige Tscheche einen Porsche Cayenne mit Schwarzgeld erwartet. Das Auto traf ein - das Geld jedoch nicht. Zeuge Meyer erinnert sich an ein Telefonat: "Gemballa rief an, und Krejcir schrie immer wieder, wo denn das Geld sei? Am Ende sagte er dann: ,Wenn du mir nicht das Geld schickst, bist du ein toter Mann!'"

Mit einer Intrige lockte Krejcir den Unternehmer dann offenbar nach Südafrika. Seinen Kompagnon Jerome Safi beauftragte Krejcir, Gemballa unter falschem Namen mit dem Versprechen zu ködern, eine neue Tuner-Filiale in Südafrika aufzubauen. Sogar eine 25 Seiten umfassende Geschäftsvereinbarung, die bereits die Bestellung von sechs Luxuskarossen einschloss, sollen die beiden unterzeichnet haben.

Die letzten Bilder von Gemballa liefern die Überwachungskameras am Flughafen von Johannesburg. Sie zeigen, wie er von einem hellhäutigen Mann mit Hut abgeholt wird. Laut Polizei ein Russe, der zum Team von Krejcir gehörte. Die Ermittlungen dauern an.