Pech für die Stadtarchive am Rhein: Erst stürzte das Kölner Archiv ein. Jetzt steht das Düsseldorfer “Stadtgedächtnis“ unter Wasser.

Düsseldorf. Rund 16 Monate nach dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs hat ein Wassereinbruch im Düsseldorfer Gegenstück großen Schaden angerichtet. Ausgerechnet am Tag der Wiedereröffnung der Einrichtung in der Landeshauptstadt ergossen sich am Donnerstag bis zu 10 000 Liter Wasser über zwei Stockwerke bis in den Keller des Gebäudes. Dort lagern die Akten. Etwa sechs bis acht Kubikmeter Dokumente seien durchnässt, sagte der Archivleiter Clemens von Looz-Corswarem. Das entspricht etwa 150 Regalmetern.

Ein Ausmaß wie in Köln, wo historische Akten und wertvolle Nachlässe von rund 30 Kilometer Regallänge im März 2009 unter Schuttmassen begraben wurden, hat das Unglück im weitaus kleineren Düsseldorfer Archiv damit nicht. Beschädigt worden seien Verwaltungsakten aus dem 19. und 20. Jahrhundert, sagte Looz-Corswarem.

Auslöser des Wassereinbruchs war die Sprinkleranlage über der Probebühne des Schauspielhauses. Sie ist zwei Stockwerke über dem Archiv in dem Gebäude der Alten Paketpost untergebracht. Die Anlage sprang am Donnerstagmorgen einfach an. Grund dafür sei offenbar ein Bedienfehler der Löschanlage über der Probebühne des Schauspielhauses. Das teilte die Stadt Düsseldorf nun am Donnerstagabend mit. Eine Mitarbeiterin habe die Anlage eigentlich von automatischem auf manuellen Betrieb umschalten sollen, wie bei Proben mit Spezialeffekten üblich. Sie habe aber einen falschen Knopf gedrückt. Dadurch liefen 5000 bis 10 000 Liter Wasser von der im zweiten Stock gelegenen Probebühne in das darunter liegende Stadtarchiv und bis den Keller.

Zwei Dutzend Feuerwehrleute waren bis zum Mittag mit Pumpen im Einsatz, um das Wasser abzusaugen. Zwar wurde die Sprinkleranlage abgeschaltet, aber es werde „wohl noch ein paar Tage tropfen“, sagte Looz-Corswarem. Im unterirdischen Stadtarchiv sind tausende von Pappkästen mit teils historischen Dokumenten auf Rollregalen gelagert.

Spezialfirmen stellten in den Bunker-Räumen Trockenmaschinen auf. Auf Fluren und im Keller standen alle paar Meter Eimer. Die Deckenverkleidungen waren teilweise heruntergerissen. Das Ausmaß des Schadens war zunächst unklar. Das Archiv werde wohl die nächsten vier Wochen geschlossen bleiben, sagte Looz-Corswarem.

Das Stadtarchiv hatte nach rund sechsmonatigem Umzug erst eine halbe Stunde wieder geöffnet, als die Sirenen aufheulten und die Feuerwehr anrückte. Akten, Bücher, Nachlässe, Fotos und Zeitungen von rund 13,5 Kilometer Regallänge waren zuvor fast vollständig in die Bunker unter der Erde nahe dem Hauptbahnhof verfrachtet worden.

Zu dem Archiv mit mehr als 700 000 Einzelstücken gehören unter anderem Standesamtsregister sowie Nachlässe von Familien, Vereinen und Firmen. Dagegen gibt es nur relativ wenig historische Dokumente aus der Zeit vor 1800. Der Grund ist banal: 1827 verkaufte die Stadt große Teile alter Akten als Müll an die Papiermühle.

Noch am Dienstag hatte Looz-Corswarem gesagt, dass Gefahren für das neue Magazin nicht zu befürchten seien. Das Archiv liege fernab der Baustellen der Düsseldorfer U-Bahn. In Köln wird Pfusch beim Bau der U-Bahn als Ursache für den Archiveinsturz vermutet. Und auch in Düsseldorf wurden Mängel auf den U-Bahn-Baustellen festgestellt.

Mit Wasser hatten die Archivare in Düsseldorf allerdings nicht gerechnet. Zwar sei man skeptisch angesichts der großen Beregnungsanlage in der über dem Archiv liegenden Etage gewesen, sagte Looz-Corswarem. „Wir haben aber nicht gedacht, dass sie wie ein Wolkenbruch funktioniert."