Die Leichen der drei Kinder und eines Rabbiners wurden am Mittwoch nach sehr emotionalen Ansprachen auf dem größten Friedhof Jerusalems beigesetzt.

Toulouse/Paris. Tausende Trauergäste haben in Jerusalem am erschütternden Begräbnis der vier jüdischen Opfer des Mordanschlags von Toulouse teilgenommen. Die Leichen der drei Kinder und eines Rabbiners wurden am Mittwoch nach sehr emotionalen Ansprachen auf dem größten Friedhof Jerusalems beigesetzt. Der französische Außenminister Alain Juppé sagte dort, Frankreich werde alles tun, „um sicherzustellen, dass sich so eine unglaubliche Tragödie nie wiederholt“. Und: „Ein Angriff gegen Juden ist ein Angriff auf alle Franzosen.“

Juppé war in der Nacht zum Mittwoch mit den Leichen des Lehrers Jonathan Sandler, seiner drei und sechs Jahre alten Söhne sowie der achtjährigen Miriam Monsonego nach Israel geflogen. Ihr Mörder hatte ihnen am Montag vor einer jüdischen Schule aus nächster Nähe in den Kopf geschossen. Zeitgleich zur Beisetzung in Jerusalem belagerte die Polizei in Toulouse ein Haus, in dem sich der mutmaßliche Täter verschanzt hatte.

Der Bruder des ermordeten Mädchens, Avischai Monsonego, nahm in einer herzzerreißenden Rede Abschied von seiner kleinen Schwester: „Bitte weine und bete dafür, dass Gott Mama und Papa Kraft gibt, damit sie diese schwerste Prüfung überstehen.“ Die Mutter war nach Medienberichten mit einem Krankenwagen zu dem Begräbnis gekommen und musste getragen werden. Die schwangere Witwe des ermordeten Lehrers saß sichtbar erschüttert in einem Rollstuhl.

„Der Schmerz ist unerträglich“, sagte der israelische Innenminister Eli Jischai bei der Beisetzung. „Das ganze israelische Volk weint.“ Parlamentspräsident Reuven Rivlin beschrieb den Anschlag in Toulouse als weiteres Beispiel für Terror gegen Juden in aller Welt. „Das jüdische Volk steht wilden Tieren gegenüber, die unersättlich und von blindem Hass angetrieben sind“, sagte Rivlin. „Wir werden ihren Sieg nicht zulassen.“

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Zwei Tage nach dem Attentat auf eine jüdische Schule in Toulouse hat die französische Polizei den Tatverdächtigen eingekreist. Ein Großaufgebot der Sicherheitskräfte belagerte den 24-jährigen Franzosen algerischer Herkunft seit der Nacht zum Mittwoch. Innenminister Claude Gueant sagte, der Mann mit Verbindungen zur Al-Kaida habe angekündigt, sich am Nachmittag zu ergeben. Als Tatmotiv habe er Rache für die Auslandseinsätze der französischen Armee und den Tod palästinensischer Kinder genannt. Staatspräsident Nicolas Sarkozy rief die Franzosen zur Geschlossenheit auf und warnte, sich nicht von Rache und Diskriminierung leiten zu lassen. Die vier jüdischen Opfer des Attentäters wurden in Jerusalem beigesetzt.

„Er sagte, er werde sich am Nachmittag stellen“, verkündete Gueant im französischen Fernsehen. Der Mann, dessen Name mit Mohamad Merah angegeben wurde, erschoss den Ermittlungen zufolge die drei jüdischen Kinder und einen Rabbiner. Er soll zudem in diesem Monat drei französische Fallschirmjäger nordafrikanischer Abstammung getötet haben.

Nach Gueants Worten hat Merah nach wie vor eine Uzi-Maschinenpistole und ein Kalaschnikow-Sturmgewehr sowie andere Waffen bei sich. Bei einer nächtlichen Schießerei verletzte er drei Polizisten leicht. An dem Einsatz um das Mehrfamilienhaus waren rund 300 Polizisten beteiligt. Ein Bruder Merahs wurde an einem anderen Ort vernommen.

„Er gibt an, ein Mudschaheddin und Mitglied der Al-Kaida zu sein“, sagte Gueant. Der 24-Jährige sei in Pakistan und in Afghanistan gewesen. In Afghanistan wurde Merah wegen Bombenlegens zu drei Jahren Haft verurteilt, wie der Direktor des Gefängnisses in Kandahar der Nachrichtenagentur Reuters sagte. Der Mann sei 2008 bei einem Massenausbruch der Taliban aus der Haftanstalt entkommen.

Sarkozy rief die Bürger auf, angesichts der Tat zusammenzustehen. „Wir dürfen uns weder zur Diskriminierung noch zur Rache verleiten lassen.“ Er habe sich mit Vertretern der jüdischen und muslimischen Gemeinden getroffen, um zu zeigen, dass sich das Land nicht durch Terrorismus spalten lasse.

Die Anschläge wurden mitten im Präsidentenwahlkampf verübt und dürften dessen weiteren Verlauf bestimmen. Der in Umfragen hinter seinem sozialistischen Herausforderer Francois Hollande liegende Konservative Sarkozy hat versucht, mit den Themen Zuwanderung und Fundamentalismus zu punkten und damit der Rechtsextremistin Marine Le Pen Wähler abzujagen. Zwischen Sarkozy und Hollande ist vor allem der französische Afghanistan-Einsatz strittig. Der Sozialist will ihn dieses Jahr, Sarkozy 2013 beenden. Le Pen hat zum Krieg gegen den Fundamentalismus aufgerufen.

Mit Material von dpa und rtr