Eine weitere Aussage im Fall Arzu Ö., aber keine neuen Erkenntnisse. Die Ermittlungen zum Tod der 18-Jährigen neigen sich dem Ende.

Bielefeld. Einen Monat nach dem Fund der Leiche der kurdischstämmigen Arzu Ö. aus Detmold hat ein weiterer inhaftierter Bruder sein Schweigen gebrochen. Der 21-jährige Elvis Ö. habe die Darstellung seines Bruders Kemal (24) von den Ereignissen am 1. November 2011 bestätigt, sagte der Detmolder Staatsanwalt Michael Kempkes am Freitag. Neue Erkenntnisse habe die Aussage aber nicht gebracht, so der Staatsanwalt weiter. Das „Westfalen-Blatt“ (Freitagausgabe) hatte zuerst berichtet.

Arzu soll damals mitten in der Nacht von fünf Geschwistern aus der Wohnung ihres Freundes entführt worden sein. Nach den bisherigen Ermittlungen trugen die Geschwister die sich heftig wehrende Schwester an Armen und Beinen aus dem Haus. Ihre Leiche wurde Mitte Januar am Rande eines Golfplatzes bei Hamburg gefunden. Die 18-Jährige starb durch mehrere Kopfschüsse. Der genaue Todeszeitpunkt und der Tatort sind Kempkes zufolge noch ungeklärt. Vier Geschwister sitzen in Untersuchungshaft.

Kemal Ö. hatte ausgesagt, an dem Abend vor dem 1. November telefonisch von Geschwistern alarmiert worden zu sei, dass sich Arzu bei ihrem Freund aufhalte. Die 18-Jährige lebte damals nicht mehr zu Hause, sondern unerreichbar für die Familie im Frauenhaus. Nach Kemals Aussage sollte Arzu nur „der Kopf gewaschen werden“.

Nach dem Überfall habe sich die Gruppe getrennt. Man habe sich im nahen Steinheim treffen wollen, wo vier der fünf beschuldigten Geschwister wohnen. Er sei mit Elvis dorthin gefahren, die anderen Geschwister und Arzu seien aber nicht gekommen. Was dann geschah, wisse er nicht, hatte er zu Protokoll gegeben. Die anderen Geschwister schweigen zur Tat. Neben den Geschwistern wird auch gegen Arzus Vater ermittelt.

Die Anwältin von Elvis Ö., Susanne Renner sagte, sie werde wahrscheinlich demnächst eine Haftprüfung für ihren Mandanten beantragen.

Die Ermittler gehen davon aus, dass die Familie Ö., die jesidischen Glaubens ist, die Beziehung der Tochter zu einem nicht-jesidischen Bäckergesellen unterbinden wollte. Der Glaube untersagt streng genommen Beziehungen zu Nicht-Jesiden. Die Sonderkommission der Polizei werde voraussichtlich am kommenden Freitag (24. Februar) aufgelöst, kündigte Kempkes an.