Seit gestern Abend ist das Dschungelcamp Nummer sechs zu Ende. Wenig überraschend ist die diesjährige Siegerin: Brigitte Nielsen.

Berlin. Es plätscherte so vor sich hin, das Dschungelcamp Nummer sechs. Keine wilden Zickereien und keine absolut verpatzte Dschungelprüfung. Wirklich mitreißend war nur der Bach, der nach tagelangen Dauerregen zwischenzeitlich sogar das Pritschenlager der Promis im australischen Dschungel flutete. Und Brigitte Nielsen, die das Publikum am Ende zur "Dschungelkönigin" wählte. „Natürlich war es ein Traum. Und jetzt ist er reality“, sagte die 48-jährige Schauspielerin bei der Krönung am Sonntagmorgen (Ortszeit). Doch gemessen an der fünften Staffel im vergangenen Jahr hinkte die Show dieses Mal hinterher.

Grund waren wohl vor allem die Hauptakteure. „Die Qualität der Kandidaten war schlechter als 2011“, sagte Medienforscherin Joan Kristin Bleicher vom Hans-Bredow-Institut in Hamburg. RTL habe sich zu wenig Zeit für die Suche nach geeigneten Charakteren genommen, meint die Professorin. Dabei ziehe das Format vor allem über die Kandidaten. „Dieses Jahr fehlte intellektuelles Niveau.“

Intellektuelles Niveau bei RTL, ausgerechnet beim Dschungelcamp? Bleicher zielt auf Schauspieler Matthieu Carrière und Alt-Kommunarde Rainer Langhans ab, die 2011 dabei waren. „Die bringen ganz andere Gespräche ein, da ging es um große, gesellschaftliche Themen.“ Dieses Mal zeterten die Camper über richtige Reis-Zubereitung, redeten über das Wetter und hin und wieder über ihre Schulden. „Was mir diesmal ein wenig fehlt, ist eine Figur wie Rainer Langhans“, sagte auch der nun abgelöste „Dschungelkönig 2011“ Peer Kusmagk. Langhans, der aus einer sehr politischen und intellektuellen Ecke komme, habe 2011 eine Menge ausgemacht, sagte der Moderator im Interview mit „n-tv.de“.

+++ Brigitte Nielsen ist Dschungelkönigin 2012 +++

Finale beim Dschungelcamp - Schlamm drüber

Wer schmeißt die Show? Die "Dänische Oma" Brigitte Nielsen

Keine zickigen Frauen, dafür aber jammernde Kerle: Magier Vincent Raven und Sänger Daniel Lopes kündigten an, das Camp freiwillig verlassen zu wollen. Rocker Martin Kesici zog das durch und rief: „Ich bin ein Star, holt mich hier raus!“ Ailton, einst „Fußballer des Jahres“, appellierte wie Raven ans Publikum, nicht mehr für ihn anzurufen: "Ailton will nix bleiben in Camp. Bitte! Keine rufe an. Bitte, nix rufe an!“

Die weiblichen Campbewohner machten anders auf sich aufmerksam: Die Unordnung im Dschungelcamp führte bei Ex-„Fernsehgarten“-Gastgeberin Ramona Leiß zu regelmäßigen Wutausbrüchen. Sängerin „Jazzy“ (Tic Tac Toe) wollte sich partout nichts sagen lassen, Nacktmodell Micaela Schäfer partout nichts anziehen – sie versuchte, mit blanken Brüsten zu kokettierten.

Viele Teilnehmer blieben blass. „Nur Brigitte Nielsen ist ihre Gage wert“, kommentierte „Spiegel-Online“-Autorin Julia Jüttner noch während der zweiten Camp-Woche. „Sie ist die Animateurin im Pritschenlager, wirkt im Vergleich zu den Heulsusen wie auf Ecstasy.“ Das RTL-Experiment erklärte sie wegen der „lethargischen Kandidaten-Runde“ für gescheitert. Das Moderatoren-Duo Sonja Zietlow und Dirk Bach lästerte ebenso über die Promis: „Wenn wir die nach Leistung bezahlen würden, bekämen wir noch was zurück.“

Das Rumsitzen im Camp verfolgten im Schnitt immerhin mehr als sechs Millionen Menschen. Nach Angaben der Marktforscher von Media Control waren darunter täglich mehr als 200 000 Kinder zwischen 3 und 13 Jahren, rund 360 000 zwischen 14 und 19. Die Rekordwerte aus dem Vorjahr knackte die sechste Staffel beim Kölner Privatsenders aber nicht. Die Durchschnittsquote lag 2011 bei 7,62 Millionen Zuschauern.

Dieses Jahr zog vor allem eine: „Brigitte Nielsen sticht heraus - als Hollywood-Grandezza, als Mutter des Camps“, sagte Bleicher. Mit Elan und stets guter Laune absolvierte Nielsen Dschungelprüfungen, schluckte Straußen-Anus und Entenblut. Sie tröstete Mitcamper und erzählte Intimes aus ihrem Privatleben – von Drogenproblemen und Ex-Lovern. So wundert es nicht, dass die Ex-Frau von Schauspieler Sylvester Stallone am Ende Blumenkrone und Zepter übernimmt. „Es war so eine gute Zeit“, jubelte die 48-Jährige. Sie habe eigene Grenzen überwunden. Und sie verspricht: „Ich will meine Deutsch verbessern.“

So war das Finale:

Die Schauspielerin und "Camp-Mutti" Brigitte Nielsen ist „Dschungelkönigin 2012“. Die 48-Jährige bekam beim Telefonvoting die meisten Stimmen der RTL-Zuschauer. „Oh my gooooood, das glaube ich nicht“, rief sie am Sonntagmorgen (Ortszeit), riss den Arm in die Luft und bedankte sich unter Tränen bei ihren Fans. Das dänische Ex-Model löst Moderator Peer Kusmagk auf dem Dschungelthron ab. Das Finale verfolgten 7,43 Millionen Zuschauer (29,4 Prozent Marktanteil). In der für RTL relevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen waren es 4,51 Millionen (42,5 Prozent).

Auf dem zweiten Platz landete die 19-jährige Sängerin Kim Debkowski, bekannt aus „Deutschland sucht den Superstar". Dritter wurde der 25-jährige Schauspieler Rocco Stark („Hand aufs Herz“). Die sechste Staffel von „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ war am 13. Januar mit elf mehr oder minder Prominenten im australischen Dschungel gestartet.

In der am Samstagabend in Deutschland ausgestrahlten Sendung absolvierten alle drei Finalisten noch eine Dschungelprüfung. Als Belohnung servierte RTL ein Drei-Gänge-Menü mit Tomate-Mozzarella, Fleisch und Pommes sowie Vanilleeis samt Brownie zum Dessert.

Rocco musste unter dem Motto „Kampfgeist“ an fünf Rädern drehen, um weiter oben hängende Sterne per Seilwinde nach unten zu befördern. Allerdings lagen auf dem Weg dahin drei Becken mit Schlamm, einer Art Treibsand und stinkendem Brackwasser, durch die der 25-Jährige musste. Der Sohn von Uwe Ochsenknecht sammelte fünf Sterne – die Moderatoren Sonja Zietlow und Dirk Bach zogen ihm jedoch einen ab, weil Rocco das abgesteckte Terrain zwischendurch verlassen hatte.

Brigitte musste bei ihrer Prüfung Sterne für den Hauptgang erkämpfen. Die Schauspielerin hatte „Risikobereitschaft“ gewählt und bekam jeweils ein gewöhnliches Gericht wie Sushi oder Putenmedaillons serviert und eine Buschspeise. Die 48-Jährige versuchte, alle der angeblichen australischen Spezialitäten in vorgegebener Zeit zu schlucken – darunter vier Truthahn-Hoden, pürierte Ente mit Entenblut sowie Straußen-Anus. „Ich esse kein Asschlooch, von niemandem“, sagte die Schauspielerin – und kaute doch drauflos. Am Ende reichte es für vier von fünf Sternen.

Um die Nachspeise kämpfte Kim unter dem Motto „Abenteuerlust“. Die 19-Jährige musste mit verbundenen Augen mittels Händen, Füßen oder dem Mund Strauß, Kröten, Krokodil, Skorpion und Aale identifizieren. Dreimal lag sie richtig.