Die ansonsten unübliche Methode der Hinrichtung im Kugelhagel von fünf bewaffneten Vollstreckern im US-Bundesstaat Utah löst Abscheu aus.

Washington. Ronnie Lee Gardner formulierte sein Anliegen in höflichem Ton. „Ich hätte gerne das Erschießungskommando, bitte“, sagte der wegen Mordes zum Tode verurteilte 49-Jährige bei einem Gerichtstermin im April. Er beantwortete damit die Frage des Richters, welche Hinrichtungsart er bevorzuge. In der Nacht zu Freitag soll das Urteil gegen Gardner im US-Bundesstaat Utah vollstreckt werden. Die ansonsten unübliche Methode der Hinrichtung im Kugelhagel von fünf bewaffneten Vollstreckern ruft Gegner der Todesstrafe auf den Plan. Mit seiner Entscheidung für das Erschießungskommando hat Gardner einen Nerv in der Gesellschaft getroffen. Hinrichtungen sind in den USA zwar beinahe zur Gewohnheit geworden - 2009 etwa wurden 52 Menschen hingerichtet. In den meisten Fällen kommt dabei aber eine Giftspritze zum Einsatz, welche die Grausamkeit des Tötungsakts mit dem Anschein klinischer Sauberkeit kaschieren soll. Eine Erschießung hingegen ist offensichtlich ein blutiger Gewaltakt.

Seit Wiedereinführung der Todesstrafe 1976 wurden in den USA 1041 Verurteilte durch die Spritze getötet, wie das von Gegnern der Todesstrafe getragene „Death Penalty Information Center“ dokumentierte. 157 starben auf dem elektrischen Stuhl, elf durch Gas, drei durch Erhängen und nur zwei durch Erschießen - beide im Bundesstaat Utah. „Es ist ein Schock für die Gesellschaft, wenn jemand an die Wand gestellt und getötet wird“, begründet Ralph Dellapiana von der Menschenrechtsgruppe High Road for Human Rights in Utah die Empörung. Die geplante Erschießung Gardners findet er „barbarisch“. Auch Kirchenführer reagieren mit Abscheu. „Das Erschießungskommando ist archaisch, es ist brutal, und es setzt jene Gewalt fort, die wir als Gesellschaft durch Schusswaffen erfahren“, sagte der katholische Bischof von Salt Lake City, John C. Wester, auf einer Kundgebung.

Der 49-jährige Gardner, der 1985 bei einem Fluchtversuch im Gericht den Rechtsanwalt Michael Burdell erschoss und dafür zum Tode verurteilt wurde, hatte als einer der letzten Gefangenen in den USA überhaupt die Wahl zwischen Hängen und Erschießen. Im Jahr 2004 hat Utah die Hinrichtung per Erschießungskommando - wie alle anderen US-Bundesstaaten auch - abgeschafft. Das Gesetz gilt aber nicht rückwirkend für Gardner, der schon zuvor zu Protokoll gegeben hatte, durch Feuerwaffen sterben zu wollen. Bei seinem Gerichtsauftritt im April äußerte er sich nicht zu seinen Gründen. Im Jahr 1996 berief er sich gegenüber der Lokalzeitung „Deseret News“ auf die Traditionen des Wildwest-Staats Utah, der im 19. Jahrhundert von mormonischen Pionieren besiedelt wurde. „Es ist vermutlich mein mormonisches Erbe“, sagte er. „Ich mag das Erschießungskommando. Es ist so viel einfacher, und es gibt keine Pannen.“

Zuletzt starb im Jahr 1996 ein Häftling in den USA durch Kugeln, auch 1977 gab es eine solche Hinrichtung. Beide Vollstreckungen hatten großes Interesse in der Öffentlichkeit geweckt und den Gegnern der Todesstrafe neue Argumente verschafft. Vor allem die große öffentliche Aufmerksamkeit veranlasste das Landesparlament von Utah 2004, Hinrichtungen per Erschießungskommando für künftige Verurteilte zu verbieten. „Das Erschießungskommando erregt einfach ein unangemessenes Maß an Aufmerksamkeit“, kritisiert die republikanische Landesabgeordnete Sheryl Allen, die vor sechs Jahren maßgeblich an der Gesetzesänderung beteiligt war. „Hinrichtungen sind unglücklich, so ist das eben, aber in diesem Fall konzentrieren sich die Leute zu sehr auf die Methode anstatt auf das Opfer.“