153 Bergleute wurden vor einer Woche in Nordchina verschüttet. Inzwischen sind 115 von ihnen gerettet. Die Behörde spricht von einem Wunder.

Peking. Eine Woche nach dem schweren Grubenunglück im Norden Chinas sind die meisten der 153 eingeschlossenen Bergleute gerettet worden. Bis Montag wurden 115 Grubenarbeiter lebend aus den überschwemmten Minenschächten geholt. Die Suche nach den übrigen vermissten Bergleuten gestaltet sich nach Angaben der Rettungskräfte allerdings schwierig.

„Das ist ein Wunder in der Geschichte der Rettungsaktionen in Bergwerken in China“, sagte der Chef der Behörde für Arbeitssicherheit, Luo Lin. „Wie fantastisch, wieder oben zu sein“, zitierte die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua einen 27-jährigen Überlebenden. Insgesamt 153 Bergarbeiter waren am Sonntag vergangener Woche durch einen Wassereinbruch in dem noch nicht fertig gestellten Bergwerk Wangjialing in der Provinz Shanxi eingeschlossen worden. Rund 3000 Einsatzkräfte versuchten, die überfluteten Schächte mit Pumpen trockenzulegen und die Arbeiter zu befreien.

Am Freitag vernahmen die Rettungskräfte erste Lebenszeichen der Vermissten: Sie hörten Klopfzeichen und fanden an einem in das Bergwerk hinuntergelassenen Rohr einen Draht, den offenbar die eingeschlossenen Grubenarbeiter daran befestigt hatten. In der Nacht zum Montag wurden schließlich die ersten neun Bergarbeiter befreit.

Am Montagmorgen orteten die Einsatzkräfte eine zweite Gruppe von Grubenarbeitern und begannen mit ihrer Rettung. Die meisten Grubenarbeiter seien auf einer Arbeitsplattform eingeschlossen gewesen, über der die Einsatzkräfte ein Loch gebohrt hatten, sagte der Chef der kommunistischen Partei von Shanxi, Zhang Baoshun, laut Xinhua. Der Rettungseinsatz wurde vom staatlichen Sender CCTV live übertragen.

Nach acht Tagen unter Tage waren die Bergleute entkräftet und stark dehydriert. Die ersten neun Geretteten berichteten, sie hätten nichts von dem Wasser in den Schächten getrunken aus Angst, es könne verseucht sein. Die geretteten Bergleute, die ihre Gesichter mit Decken vor der plötzlichen Helligkeit schützten, wurden mit Applaus in Empfang genommen und in Krankenhäuser gebracht. Dort versammelten sich Menschen, die den Bergleuten auf Spruchbändern ihre Solidarität aussprachen, wie bei CCTV zu sehen war.

Der örtliche KP-Chef Zhang sagte, der Zustand der meisten Überlebenden sei stabil. Den behandelnden Ärzten machte nicht nur die Austrocknung der Bergleute Sorgen, sondern auch die Möglichkeit, dass sie unter Tage schädliche Gase einatmeten. Die Rettungskräfte hatten versucht, die Schächte mithilfe von Rohren besser zu belüften.

Zhang bezeichnete die Rettung der Bergleute als Resultat des Einsatzes neuer wissenschaftlicher Methoden und Technologien. Der Sprecher der Rettungskräfte, Liu Dezheng, dämpfte die Euphorie jedoch. Die Suche nach den 38 übrigen Vermissten sei „sehr schwierig“, sagte er laut Xinhua. Eine Pekinger Zeitung berichtete, unter Tage seien Leichen gesehen worden.

Die Bergwerke in der Volksrepublik gelten als die gefährlichsten der Welt. Vor allem kleinere Zechen halten sich aus Kostengründen häufig nicht an die Sicherheitsvorschriften. Im vergangenen Jahr starben in chinesischen Kohlebergwerken mehr als 2600 Menschen. China deckt mehr als zwei Drittel seines Energiebedarfs durch Kohle.