Mehrere ehemalige Heimkinder werfen dem Bischof vor, sie geschlagen zu haben. Das Bistum Augsburg weist die Vorwürfe aber zurück.

München. Die katholische Reformbewegung „Wir sind Kirche“ hat den Augsburger Bischof Walter Mixa aufgefordert, wegen der gegen ihn erhobenen Misshandlungsvorwürfe seine Ämter ruhen zu lassen. Im Deutschlandradio Kultur sagte Annegret Laakmann von „Wir sind Kirche“ am Donnerstag, sie denke, dass Mixa zumindest „vorläufige Konsequenzen“ ziehen sollte. Jeder Priester, gegen den ein Vorwurf erhoben wird, werde suspendiert. Mixa sollte deswegen „freiwillig, solange, bis die Vorwürfe geklärt sind, zumindest sein Amt niederlegen“, sagte Laakmann.

Ehemalige Heimkinder in Bayern werfen Mixa vor, er habe sie in den 70er und 80er Jahren mehrmals geschlagen. Der neueste Vorwurf stammt von einer heute 47-jährigen Frau. In einer eidesstattlichen Erklärung schreibe sie: „Er hat mich mit voller Wucht ins Gesicht geschlagen.“ Das berichtet dei "Süddeutsche Zeitung". Damit lägen der Zeitung insgesamt sechs eidesstattliche Erklärungen ehemaliger Heimkinder vor, die Mixa Ohrfeigen, Fausthiebe oder Schläge auf das Gesäß mit Stock oder Teppichklopfer vorwerfen.

Die Frau lebte den Angaben zufolge von 1968 bis 1977 im Schrobenhausener Kinderheim. Sie berichte davon, dass Mixa als damaliger Stadtpfarrer von Schrobenhausen „öfters sein Auto“ zum Kinderheim gebracht habe. „Dieses musste dann von jeweils vier Kindern stundenlang geputzt werden.“

Die 47-Jähirge habe auch brutale Übergriffe zweier Klosterschwestern bestätigt, die damals als Erzieherinnen tätig waren. „Ich hatte am ganzen Körper blaue Flecken“, schreibt sie laut „Süddeutscher Zeitung“. Als sie einmal ihr Essen nicht aufessen wollte, habe ihr eine Schwester die heiße Suppe „über den Kopf gegossen“.

Die Deutsche Bischofskonferenz stellte sich hinter den Bischof. „Ich glaube ihm“, sagte der Sekretär der Bischofskonferenz, Pater Hans Langendörfer, im Deutschlandfunk. Es stehe „Behauptung gegen Behauptung“. Er denke, dass das Bistum Augsburg „die richtigen Schritte gemacht hat, dass es zu einem klärenden Prozess kommt, dass über die Dinge weiter gesprochen wird“.

Die Diözese hatte am Mittwoch die Anschuldigungen als „absurd, unwahr und erfunden“ zurückgewiesen. Man behalte sich rechtliche Schritte gegen entsprechende Behauptungen vor, mit denen der Bischof offenbar persönlich diffamiert werden solle.

Missbrauchsopfer-Hotline: 162 Gespräche am ersten Tag

Bei der Telefon-Hotline der katholischen Kirche für Missbrauchsopfer sind unterdessen am ersten Tag 162 Gespräche geführt worden. Mit insgesamt 4459 Anrufversuchen habe es eine „sehr große Resonanz“ auf das Angebot gegeben, teilte das Bistum Trier am Mittwoch mit. Auf Grundlage dieser Zahl sei von etwa 1000 verschiedenen Anrufern auszugehen. Die Telefonate hätten zwischen fünf Minuten und einer Stunde gedauert. In erster Linie hätten sich Opfer und Angehörige von Opfern gemeldet. Seit Dienstag kümmern sich geschulte Berater und Therapeuten unter der Nummer 0800-1201000 um Opfer von sexuellen Übergriffen in katholischen Einrichtungen.

( www.hilfe-missbrauch.de )