Prinzessin Aiko und andere Kinder wurden offenbar von Jungs an ihrer Schule so grob behandelt, dass sie nun zu Hause bleiben wollen.

Tokio. Wegen Mobbings ist die japanische Prinzessin Aiko mehrere Tage nicht zu Schule gegangen. Die Achtjährige sei von mehreren Jungen ihrer Grundschule drangsaliert worden, erklärte ein Sprecher der Kaiserfamilie. Aiko ist die Enkelin von Kaiser Akihito und die einzige Tochter von Kronprinz Naruhito und seiner Frau Masako. Eine offene Mitteilung wie diese ist eine Seltenheit in Japan - üblicherweise ist die älteste Erbmonarchie der Welt in privaten Dingen verschwiegen und hält sich strikt an das strenge Hofzeremoniell. In der Schule war dagegen von einem bloßen Missverständnis die Rede.

Aiko habe über Bauchschmerzen geklagt und große Angst gehabt, sagte der Sprecher. Am Dienstag sei das Mädchen vorzeitig aus der Schule zurückgekehrt und seither nicht wieder hingegangen. Eine Untersuchung der Familie und der Schule habe ergeben, dass Aiko und andere „gewalttätigen Dingen“ ausgesetzt gewesen seien. Die Täter gehen demnach in eine andere Klasse.

Die Geschichte dürfte die japanische Öffentlichkeit schockieren: Der Kaiserfamilie wird große Verehrung entgegengebracht. Aikos Urgroßvater, Kaiser Hirohito, war bis zur Niederlage Japans im Zweiten Weltkrieg noch als gottgleich angesehen worden.

Der Direktor der Eliteschule Gakushuin legte allerdings nahe, dass es sich bei der Affäre um ein bloßes Missverständnis handeln könnte: Soweit er ermittelt habe, sei die Prinzessin gerade dabei gewesen, ihre Schul- gegen ihre Straßenschuhe zu tauschen, als sich zwei Jungen sehr plötzlich genähert hätten und beinahe mit Aiko zusammengestoßen seien. „Das hat sie erschreckt“, sagte Motomasa Higashisono. Viele japanische Kinder haben speziell Schuhe für den Aufenthalt in der Schule.

Wie Aikos Eltern auf die Affäre reagiert haben und wann das Mädchen voraussichtlich wieder in die Schule geht, wollte der Sprecher nicht sagen. Aikos Vater bricht demnächst zu einer Afrika-Reise auf, bei der er erneut nicht von seiner Frau begleitet wird. Masako hat wegen eines Nervenleidens schon seit Jahren keine repräsentativen Pflichten mehr übernommen. Die Krankheit wird in Japan auf die Zwänge des Palastlebens und den jahrelangen Druck zurückgeführt, einen Jungen zur Welt zu bringen. Die bisherigen Regeln in Japan schließen Mädchen von der Thronfolge aus.