Einige Opfer wurden möglicherweise ins Meer gespült. 42 Leichen wurden bisher geborgen, mit weiteren Todesopfern wird gerechnet.

Funchal,. In Schlamm, Geröll und Wassermassen haben die Rettungskräfte auf Madeira am Dienstag weiter nach möglichen Überlebenden der schweren Unwetter gesucht. Möglicherweise seien manche Opfer am Wochenende ins Meer gespült worden, sagte der Chef der Regionalregierung, Alberto Joao Jardim. Er rechne mit weiteren Todesopfern; bis Dienstag wurden 42 Leichen geborgen.

Wenn die Vermissten ins Meer getrieben worden seien, werde es „sehr schwer“ werden, sie zu finden, sagte Jardim dem Fernsehsender RTP. Nach Angaben einer Sprecherin der Regionalregierung wurden am Nachmittag noch 13 Menschen vermisst. Von den zunächst vermisst gemeldeten 32 Menschen seien 19 ausfindig gemacht worden. „Sie waren nicht verschwunden, sondern nur nicht an ihren Wohnorten und ihre Verwandten konnten sie zunächst nicht erreichen“, sagte die Sprecherin.

Aus Lissabon traf derweil Verstärkung für die Bergungs- und Aufräumteams ein. Darunter waren zwei Hundestaffeln, Taucher und Material für Pumpen. Im Zentrum von Funchal räumten Bulldozer und Bagger Tonnen von Schutt weg, der seit Tagen die Straßen blockierte.

Die ganze Nacht lang pumpten Rettungskräfte Wasser aus den Tiefgaragen dreier Einkaufszentren in der Inselhauptstadt Funchal ab, in denen noch Opfer vermutet wurden. Am Einkaufszentrum Anadia bestätigten Zeugen, sie hätten gesehen, wie Menschen vom Wasser fortgerissen wurden. Zuvor war der Fluss Joao Gomes über die Ufer getreten.

Im Einkaufszentrum Anadia konnte zunächst nur die erste Ebene der Tiefgarage leergepumpt werden, dann mussten die Arbeiten vorerst eingestellt werden. Laut dem Fernsehsender Sic trat an der großen Pumpe ein Maschinenschaden auf.

Auch der größte Markt der Stadt war weiter geschlossen. Während die Strandpromenade von Schlamm bedeckt war, begann in einigen Gassen wieder zaghaftes Leben: Die ersten Cafés und Läden wurden wieder geöffnet.

Priorität hatte für die Regionalregierung die Wiederherstellung der Wasser- und Stromversorgung in mehreren Gemeinden vor allem im Zentrum und Süden der Insel. Auch in einigen Vierteln von Funchal war die Wasserzufuhr weiter unterbrochen, die Einwohner wurden mit Tankwagen versorgt. Die kleine Küstenstadt Ribeira Brava etwa 20 Kilometer westlich von Funchal war weiterhin von der Umwelt abgeschnitten.

Für eine Schätzung der durch die Katastrophe entstandenen Schäden sei es noch zu früh, erklärten die regionalen Behörden. Sie schlossen die Ausrufung des Ausnahmezustandes aus, weil sie die Folgen für den Tourismus fürchteten, die Haupteinnahmequelle der Insel.

Papst Benedikt XVI. sprach den Hinterbliebenen der Opfer und allen von den Unwettern Betroffenen Beistand zu. Das katholische Kirchenoberhaupt erklärte im Vatikan, sein Segen gelte allen, die „von dem Drama betroffen seien, nicht zuletzt auch den Teilnehmern der Rettungsarbeiten“.

Dauerregen hatte sich auf der Atlantikinsel am Wochenende in Wolkenbrüche verwandelt, die Flüsse über die Ufer treten ließen und Straßen in Sturzbäche verwandelten. Die Wassermassen rissen Autos, Bäume und Brücken fort und spülten Schlamm und Müll in die Häuser.