Die Zentralregierung von Portugal hat nach der Unwetter-Tragödie auf Madeira mit mindestens 42 Toten eine dreitägige Staatstrauer angeordnet.

Funchal. Die Zentralregierung von Portugal hat nach der Unwetter-Tragödie auf der Atlantik-Insel Madeira eine dreitägige Staatstrauer angeordnet. Sie sei am Montag mit sofortiger Wirkung in Kraft getreten, teilte ein Regierungssprecher in Lissabon mit.

Nach einer jüngsten Bilanz der Regionalregierung in Funchal starben bei den Überschwemmungen und Erdrutschen vom Sonnabend 42 Menschen. 24 der Todesopfer, darunter eine britische Staatsbürgerin, seien bisher identifiziert worden. Es gebe zudem vier Vermisste und 250 Obdachlose. 18 Verletzte würden in Krankenhäusern behandelt.

Die etwa 1400 deutschen TUI-Urlaubern, die sich auf der Ferieninsel etwa 900 Kilometer südwestlich von Lissabon befinden, sind dagegen wohlauf. Das teilte eine Sprecherin der TUI Deutschland am Montag in Hannover mit. Mittlerweile habe sich die Wetterlage auf der Atlantik-Insel beruhigt. Die Aufräumarbeiten seien in vollem Gange. Auch Flüge nach Madeira verlaufen wieder planmäßig. Dennoch seien Ausflüge und Wanderungen für Montag und Dienstag abgesagt worden, da einige Straßen und Wanderwege noch gesperrt seien, sagte sie. Auch die rund 200 Gäste des Reiseveranstalters Dertour auf der Insel sind nach Angaben des Unternehmens wohlauf.

Zahlreiche Unternehmen stellten unterdessen in Portugal finanzielle und materielle Hilfe für die Betroffenen in Aussicht. Auch der in Funchal geborene Fußball-Star Cristiano Ronaldo will Madeira unter die Arme greifen. Der 24-Jährige bestätigte, dass er an einem Benefizspiel teilnehmen werde, um Geld für den Wiederaufbau zu sammeln. In der Partie werden die beiden Erstliga-Vereine Madeiras - Marítimo und Nacional - gegen den FC Porto antreten. „Ich bin völlig durcheinander; ich konnte es nicht glauben, als ich es im TV gesehen habe“, sagte der Profi-Kicker von Real Madrid.

An den Hilfsaktionen nahmen nach offiziellen Angaben am Montag neben den Einsatzkräften des Zivilschutzes und Dutzenden von Freiwilligen auch 103 Angehörige der portugiesischen Streitkräfte teil. Das Militär setzte dabei zwei Flugzeuge und zwei Hubschrauber ein. Die wichtigsten Straßen seien wieder befahrbar, hieß es. Rund 90 Prozent der Telefonverbindungen sein wiederhergestellt worden. Auch die Strom- und Wasserversorgung solle bald normalisiert werden. Die Lage sei unter Kontrolle, so dass man keinen Notstand ausrufen werde, erklärte ein Sprecher der Regionalregierung am Montag.

Die Situation war am Montag aber nicht für alle beruhigend. Wie die Nachrichtenagentur Lusa berichtete, war die Gemeinde Serra D'Agua am frühen Montagnachmittag noch immer völlig von der Außenwelt abgeschnitten. „Wir haben kein Wasser, keinen Strom. Und im Radio läuft nur Musik, wir haben keine Informationen“, sagte ein verzweifelter Bewohner der Agentur am Telefon. Sorgen gab es auch in Funchal. Bewohner meinten, man habe sicher nicht alle Leichen gefunden, es müsse mehr Vermisste geben.

Schwere Unwetter hatten am Samstag auf Madeira Überschwemmungen und Erdrutsche verursacht. Die Wassermassen und Schlammlawinen rissen Menschen, Autos und Bäume mit. Brücken stürzten ein, viele Häuser und Straßen wurden zerstört. Die Sturmböen erreichten an manchen Orten Geschwindigkeiten von 100 Stundenkilometern.

Das wegen seiner prächtigen Flora als „Blumeninsel“ bekannte Madeira ist mit etwa 265 000 Einwohnern das größte Eiland des gleichnamigen Archipels. Dazu gehören noch die kleine Insel Porto Santo sowie drei unbewohnte kleinere Inseln. Jährlich besuchen etwa eine Million Touristen die Atlantikinsel, die knapp 900 Kilometer südwestlich von Lissabon liegt.