Beim Zusammenstoß von zwei Regionalzügen sind 18 Menschen ums Leben gekommen. Schuld an dem Unglück war menschliches Versagen.

Brüssel/Buizingen. Ein unachtsamer Zugführer hat eines der schwersten Zugunglücke Belgiens seit mehr als 30 Jahren mit mindestens 18 Toten verursacht. Der Lokführer hatte ein rotes Stoppsignal übersehen. Bei dem Unglück prallten am Montagmorgen im morgendlichen Berufsverkehr in Buizingen bei Brüssel zwei voll besetzte Regionalzüge zusammen. In den Trümmern starben nach Angaben der Staatsanwaltschaft Brüssel mindestens 18 Menschen. Die Zahl der Todesopfer könne auf 20 steigen, da noch nach Opfern gesucht werde. Zudem erlitten etwa 20 Fahrgäste schwere Verletzungen, weitere 60 wurden wegen Schocks, Prellungen oder kleiner Schnitte behandelt.

Der Lokführer von der Regionalbahn aus Löwen habe ein Stoppsignal übersehen, sagte der Gouverneur von Flämisch-Brabant, Lodewijk De Witte. Vermutlich spielte das schlechte Wetter mit dichtem Schneefall eine Rolle. Der Fahrplan sei durcheinandergeraten, da der entgegenkommende Zug zehn Minuten Verspätung hatte. Nach Angaben des belgisches Bahnbetreibers Infrabel war die Strecke mit einem Sicherheitssystem ausgestattet, das Züge beim Überfahren eines roten Signals automatisch stoppt. Doch es seien noch nicht alle Züge damit ausgerüstet.

Nach Angaben des Krisenzentrums der Polizei waren unter den 18 Toten 15 Männer und drei Frauen. In den voll besetzten Zügen saßen laut Bahngesellschaft SNCB 250 bis 300 Menschen. Einige Fahrgäste wurden eingeklemmt und mussten von der Feuerwehr befreit werden. Schneefall und eisige Kälte behinderten die Bergungsarbeiten. Zum Schutz gegen Minusgrade wurden die Verletzten in Wärmedecken gehüllt. Der internationale Zugverkehr nach Frankreich und England war unterbrochen. Der Unfall ist das schwerste Zugunglück in Belgien seit 1974. Vor Ort bot sich an der Unfallstelle ein Bild der Verwüstung. Bei dem Unfall waren die Züge auf dasselbe Gleis zugerollt und seitlich gegeneinandergeprallt. Die Wucht des Aufpralls schob die beiden ersten Waggons im 45-Grad-Winkel nach oben. Darunter verkeilte sich ein weiterer Waggon, mehrere Wagen sprangen aus den Schienen. Das Unglück ereignete sich am Morgen gegen 8.30 Uhr zwischen den Bahnhöfen Buizingen und Halle am südwestlichen Brüsseler Stadtrand. Ein Zug fuhr von Löwen nach Braine-le-Comte südlich von Brüssel. Der zweite Zug war von der französisch-belgischen Grenze vom Ort Quievrain nach Lüttich unterwegs. Die Behörden hatten zunächst unterschiedliche Angaben zur Zahl der Toten gemacht. Eine erste Bilanz wurde am Nachmittag gezogen. „Wir gehen von 18 Todesopfern aus. Die Zahl könnte auf maximal 20 steigen“, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Brüssel der Deutschen Presse-Agentur dpa. Da die Bergungsarbeiten andauerten, gebe es noch noch keine endgültige Zahl. Die Identifizierung der Opfer dauere an. Die Spurensuche sammelte auch am Nachmittag noch Kleidungsstücke und Wertgegenstände am Unfallort ein.

„Es war wie ein Erdbeben“, sagte ein Augenzeuge der Deutschen Presse-Agentur dpa. Ein anderer berichtete, der Zug habe hart gebremst. „Dann hörten wir einen lauten Knall und ich sah einen Waggon an meinem Fenster vorbeischlittern.“ Die Fahrgäste seien nach vorne geschleudert worden und auf den Boden gefallen. Nach dem Aufprall hätten einige Passagiere ein Fenster eingeschlagen und seien herausgeklettert. Da die Waggons die Gleise zum zentralen Bahnhof Brüssel-Midi blockierten, kam der internationale Zugverkehr nach Frankreich und England zum Erliegen. „Alle Züge zwischen Brüssel und London werden für den ganzen Tag abgesagt“, sagte ein Sprecher des Bahnunternehmens Eurostar. Züge aus London mussten in Lille halten. Hochgeschwindigkeitszüge von Brüssel nach Paris mussten umgeleitet werden. Fahrgäste auf dem Weg von Köln nach Paris mussten in Brüssel aussteigen. Die Feuerwehr brachte die Schwerverletzten in umliegende Krankenhäuser, die Leichtverletzten wurden in einem Sportzentrum in Halle behandelt und psychologisch betreut. Die Behörden richteten ein Krisenzentrum und eine Notrufnummer für Angehörige ein. Das Rote Kreuz rief zum Blutspenden auf. Der belgische König Albert II. sowie Premierminister Yves Leterme wollten am Nachmittag den Unglücksort besuchen.