Regierungsgipfel beschließt endlich Schutz der Lebensräume und drastischere Strafen gegen Wilderer.

Hua Hin. Erstmals haben sich Russland sowie zwölf südostasiatische Länder zusammengetan, um die auf ihren Staatsgebieten lebenden Tiger vor dem Aussterben zu schützen. Während zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch um die 100 000 Exemplare zwischen der Türkei und der russischen Ostküste die Wälder und Sümpfe durchstreiften, sind es heute noch gut 3000, nach anderen Schätzungen 5000 Tiere - ihre genaue Zahl ist schwer zu ermitteln. Doch eins steht fest: Der Bestand soll sich innerhalb von zwölf Jahren verdoppeln, beschloss am Freitag die erste asiatische Ministerkonferenz zum Tigerschutz in Hua Hin (Thailand). "Dies ist vielleicht unsere letzte Chance, die wilden Tiger zu retten", betonte Thailands Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva in einer Videobotschaft.

Der Umweltverband WWF, der seit vielen Jahren für den Schutz der charismatischen Raubkatze kämpft, nennt das Konferenzergebnis einen "Hoffnungsschimmer". WWF-Sprecher Roland Gramling: "Die Staats- und Regierungschefs haben unser Ziel ohne Abstriche übernommen. Das ist in dieser Klarheit überraschend und ein gutes Zeichen für die Zukunft der Tiger." Sie ist vor allem durch den Schwund von Lebensräumen und durch Wilderei gefährdet. Beiden Problemen wollen Bangladesch, Bhutan, China, Indien, Indonesien, Kambodscha, Laos, Malaysia, Myanmar (Birma), Nepal, Russland, Thailand und Vietnam jetzt wirkungsvoller begegnen.

Die Verstädterung von Tiger-Lebensräumen, etwa im Mekong-Delta, und der anhaltende Raubbau an den tropischen und nördlichen Wäldern haben nach Angaben der Weltnaturschutzunion IUCN dazu geführt, dass das Tiger-Land allein zwischen 1997 und 2006 um 41 Prozent schrumpfte. Oftmals führten die Verluste dazu, dass einzelne Tiere oder kleine Gruppen isoliert wurden und sich deshalb kaum noch fortpflanzen können. "Die Länder müssen Korridore für den Tiger schaffen, damit sich die Bestände verbinden können", so Gramling. Während den Raubkatzen in Russland und Indien noch große Gebiete zur Verfügung stünden, seien die Lebensräume etwa auf der indonesischen Insel Sumatra oder im Mekong-Delta stark zerschnitten.

Das zweite große Problem ist die Wilderei. Zwar ist in allen Ländern der Handel mit Tigerprodukten, auch für die Traditionelle Chinesische Medizin, streng verboten. Dennoch werden immer wieder Tiger getötet, um den blühenden Schwarzmarkt zu versorgen, unter der Hand Felle zu verkaufen oder Viehherden vor den Raubkatzen zu schützen. "Oftmals wird die Wilderei als Kavaliersdelikt behandelt", klagt Gramling, "und die Wilderer kommen mit einer relativ geringen Geldstrafe davon. Das muss sich ändern, die Gesetze müssen endlich angewendet werden."

Die Tatsache, dass neben den 13 Tiger-Staaten und zahlreichen Naturschutzorganisationen auch die Weltbank an vorderster Front für die Rettung der Tiger kämpft, macht den WWF-Experten zuversichtlich, dass sich Schmuggel und Korruption wirksam eingrenzen lassen. Gramling: "Die Weltbank unterstützt die Staaten in ihren Schutzbemühungen, und es gibt eine bankinterne Richtlinie, nach der Projekte, die den Tigern schaden, nicht mehr finanziert werden."

Die Großkatzen haben hier einen wirklich guten Freund an ihrer Seite: Weltbank-Präsident Robert B. Zoellick sei ein echter Tiger-Fan, so Gramling.