Im weihnachtlichen Flugverkehr zeichnet sich allmählich Entspannung ab. Bei der Bahn führen Schnee und Kälte zu zahlreichen Zugausgfällen.

Hamburg. Nach tagelangem Schneechaos zeichnet sich im weihnachtlichen Flugverkehr allmählich Entspannung ab - im deutschen Schienenverkehr herrscht dagegen Gedränge und es gibt lange Wartezeiten. Obwohl am Mittwoch die erste Urlauberwelle anrollte, wird auf der Strecke Berlin-München bis Sonntag nur jeder zweite ICE fahren. Auch auf anderen Verbindungen könnten einzelne Züge ausfallen, sagte ein Bahnsprecher am Mittwoch in Berlin. Grund seien Schnee, Eis und Kälte - sie hätten zu vielfältigen Defekten an den ICE geführt. Das Weihnachtswetter dürfte nach Meteorologen-Angaben gemischt bleiben.

Auf dem Frankfurter Flughafen hat sich trotz einer fast schneefreien Nacht der seit Montag stark eingeschränkte Betrieb allerdings noch nicht ganz normalisiert. Der Flughafenbetreiber Fraport zählte mehrere Dutzend gestrichene Flüge. Sie seien aber das Resultat der Wetterkapriolen an anderen europäischen Flughäfen, erläuterte Flughafen-Sprecher Jürgen Harrer. In Dresden wurde der Betrieb wegen Schneefalls für mehrere Stunden eingestellt, mehrere Flüge würden umgeleitet. Ein Flugzeug des Billigfliegers Ryanair kam auf dem schottischen Flughafen Prestwick von der eisglatten Piste ab. Die Boeing 737 mit 129 Insassen an Bord konnte nicht rechtzeitig stoppen und kam im schneebedeckten Gras zum Stehen. Verletzt wurde niemand.

Wie die größte deutsche Airline Lufthansa am Mittwoch mitteilte, musste sie zwischen Sonntag und Dienstag 700 Flüge streichen. Schwerpunkt der Annullierungen sei Frankfurt gewesen - dort ist die Basis der Lufthansa-Flotte beheimatet und sorgt für einen Großteil der täglich 1250 Starts und Landungen auf dem Flughafen Frankfurt. Nach heftigen Schneefällen waren alle drei Pisten des größten deutschen Luftdrehkreuzes in der Nacht zum Dienstag für vier Stunden gesperrt worden. Dadurch waren nach Betreiberangaben am Montag 230 und am Dienstag 134 Flüge ausgefallen.

Auch im Straßenverkehr wird über Weihnachten mit Behinderungen zu rechnen sein. Der ADAC hatte angesichts des Tauwetters bei frostigem Boden vor Blitzeis und Eisregen gewarnt. Nahe Bad Urach (Baden- Württemberg) kam eine junge Autofahrerin auf schneeglatter Fahrbahn ums Leben, als die 18-Jährige auf einer kurvenreichen Strecke schleuderte und frontal gegen einen Lastwagen prallte. Eisglätte auch in England, wo bei einem Busunglück im Südwesten zwei Menschen starben. Alle 47 weiteren Insassen wurden verletzt, als der Bus auf eisglatter Straße ins Schleudern geriet. Eine Frau starb am Unfallort, eine weitere auf dem Weg ins Krankenhaus. Sechs der Verletzten befanden sich nach den Angaben in kritischem Zustand.

In Schottland und Südengland haben eisige Temperaturen den Verkehr weitgehend lahmgelegt. So schlimm sei es seit 20 Jahren Jahren nicht mehr gewesen, sagte der schottische Verkehrsminister Stewart Stevenson. Am Londoner Eurostar-Bahnhof St. Pancras entspannte sich die Lage etwas. Zwei Drittel der geplanten Züge verkehrten wieder zwischen London und Paris sowie London und Brüssel. Bis Heiligabend sollten alle Reisende einen Zug bekommen, sagte ein Eurostar- Sprecher. Am ersten Weihnachtsfeiertag verkehrt planmäßig kein Zug.

Im deutschen Bahnverkehr müssen die die Reisenden vor allem auf der ICE-Strecke Berlin-München mit Geduld wappnen. Der Bahnsprecher in Berlin verwies auf die geringe Fahrzeugreserve. Die Achsen der Züge vom Typ ICE T, die auf der Strecke unterwegs sind, müssten nach wie vor in kurzen Abständen per Ultraschall untersucht werden und seien entsprechend häufig in der Werkstatt. Wenn dann noch zusätzliche Störungen wie jetzt hinzukämen, könne man das nicht mehr ausgleichen. Um die Ausfälle „planbar“ zu machen, habe das Unternehmen sich entschlossen, jeden zweiten Zug auf der Linie Berlin-Leipzig-Nürnberg-München bin Sonntag nicht einzusetzen.

Fahrgäste, die erst eine Stunde später als geplant reisen können, erhalten von der Bahn 25 Prozent des Fahrpreises zurück. Bei zwei Stunden Verspätung werden nach den üblichen Regeln 50 Prozent erstattet. Wer von der Reise ganz zurücktritt, weil sein Zug nicht wie geplant fährt, bekommt den vollen Fahrpreis zurück. Die Kunden erhielten auch das Geld für verfallene Platzreservierungen wieder.