Eis und Schneeglätte sorgen auch zum Wochenstart für Chaos im vorweihnachtlichen Verkehr. Die Zahl der Kältetoten steigt auf über 100.

Hamburg. Europa ächzt unter arktischer Kälte. Während Eis und Schneeglätte auch zum Wochenstart für Chaos im vorweihnachtlichen Verkehr sorgten, ist die Zahl der Kältetoten auf mehr als 100 gestiegen. Entwarnung kam am Montag aus Frankreich. Der Hochgeschwindigkeitszug Eurostar soll im Tunnel unter dem Ärmelkanal am Dienstag wieder fahren. Nach heftigen Schneefällen in Nordfrankreich ging am Wochenende auf der Strecke nichts mehr. 60000 Passagiere hatten ihre Weihnachts-Reisepläne daraufhin ändern müssen. 42 Menschen in Polen erfroren

Die Kältewelle mit Temperaturen um minus 20 Grad hat vor allem in Osteuropa Todesopfer gefordert: 42 in Polen, 27 in der Ukraine, 12 in Tschechien und 11 in Rumänien. In Deutschland waren am Wochenende mindestens 7 Menschen gestorben, in Österreich erfroren 3 Menschen auf dem Heimweg von verschiedenen Feiern. Ein Slowake kam am Sonntag bei einem Lawinenabgang in der Hohen Tatra um.

Allein 42 Menschen erfroren in Polen. Wie die Polizei am Montag mitteilte, waren die meisten Toten obdachlose und alkoholisierte Männer im Alter zwischen 30 und 50 Jahren. Die Polizei kontrollierte leerstehende Häuser, Gartenhäuschen und Stadtparks, um Wohnungslose und Betrunkene in warme Unterkünfte zu bringen.

In Tschechien sind seit dem 13. Dezember mindestens 12 Menschen erfroren, davon 6 am vergangenen Wochenende. Auch die Ukraine versinkt im Schnee. In den vergangenen Tagen erfroren 27 Menschen, 465 weitere erlitten schwere Erfrierungen, wie die Behörden nach Angaben der Agentur Itar-Tass mitteilten. Landesweit wurden Flughäfen gesperrt. Mehrere Häfen am Fluss Dnjestr sowie am Schwarzen Meer konnten nicht mehr bedient werden. Drei Züge blieben stecken. Eurostar fährt mit Einschränkungen

Der unter dem Ärmelkanal verkehrende Eurostar will am Dienstag seinen Betrieb wieder aufnehmen. Es werde aber in den kommenden Tagen nur ein „eingeschränktes Angebot“ geben, Behinderungen auf der Zugstrecke zwischen London, Paris und Brüssel seien weiter wahrscheinlich, teilte Eurostar-Chef Richard Brown in London mit. Am Dienstag sollten zwei Drittel des Angebots bereitgestellt werden - vorausgesetzt die Fahrten der Testzüge würden erfolgreich sein. Die Passagiere sollten jedoch alternative Reisewege in Erwägung ziehen.

Obwohl sich im Flugverkehr eine allmähliche Normalisierung der Lage abzeichnete, gab es erneut Annullierungen oder Verspätungen in Frankfurt, Düsseldorf, Paris, Madrid oder Amsterdam. Betroffen waren vor allem europaweite Flüge. Tausende Reisende saßen fest und mussten oft notdürftig auf Feldbetten oder Koffern übernachten. Auf Deutschlands drittgrößtem Flughafen in Düsseldorf wurde der Flugverkehr wieder aufgenommen. Er war am Vortag fast zwölf Stunden gesperrt – bis zu 10000 Menschen saßen dadurch fest.

In Norditalien und Mittelspanien löste die klirrende Kälte ein Verkehrschaos aus. Auf dem Flughafen von Madrid wurden 148 Flüge gestrichen. Tausende Passagiere saßen fest. Auf den wichtigsten Zufahrtsstraßen zur Hauptstadt brach nach heftigen Schneefällen der Verkehr zusammen. Auf den Hochgeschwindigkeitsstrecken der Bahn vonMadrid nach Sevilla, Málaga und Barcelona musste der Zugverkehr zeitweise unterbrochen werden. Die Lage normalisierte sich am Nachmittag allmählich, nachdem die Schneefälle immer mehr in Regen übergegangen waren.

1700 Kilometer Stau in Moskau

Nach den schwersten Schneefällen seit rund 100 Jahren ist die russische Hauptstadt Moskau im Verkehrschaos mit Rekordstaus von insgesamt 1700 Kilometern Länge versunken. Das entspricht etwa der Strecke von Hamburg nach Rom. In Moskau fielen seit Sonntag 23 Zentimeter Neuschnee, teilten die Behörden nach Angaben der Agentur Interfax mit. Der Räumdienst konnte nur die wichtigsten Verkehrsadern freihalten. Das Wetterchaos gilt als herbe Schlappe für Bürgermeister Juri Luschkow. Er hatte immer wieder angekündigt, die Schneewolken „abschießen“ zu lassen, um die Kosten für den Winterdienst zu sparen.

In Frankreich waren am Montagmittag in der Region Provence-Alpes- Côte d’Azur (PACA) rund zwei Millionen Menschen vorübergehend ohne Strom. Grund der Ausfälle sei einer technischer Defekt an einem Umspannwerk gewesen, teilte der Stromnetzbetreiber RTE mit. Um einen totalen „Blackout“ in der Region zu verhindern, habe man die Versorgung einschränken müssen. Der Großteil der Region PACA wird über eine einzige Leitung von 400000 Volt versorgt. Sie bedient Städte wie Aix en Provence, Marseille, Toulon, Cannes und Nizza. Schnee im Central Park kniehoch

In New Yorks Central Park liegt der Schnee noch fast kniehoch: Für Millionen von Berufstätigen und Schülern ging es am Montag nach einem der schwersten Winterstürme seit Jahren dennoch zurück in den Alltag. Die Nahverkehrszüge, U-Bahnen und Busse der 15-Millionen-Metropole hielten ihren Fahrplan am Morgen (Ortszeit) weitgehend ein, berichtete der Sender NY1. Unterdessen hofften tausende gestrandete Urlauber in den New Yorker Flughäfen, nach der Wiederaufnahme des Verkehrs endlich an ihr Ziel zu kommen.

In der Hauptstadt Washington blieben die Bundesbehörden und Schulen am Montag weiter geschlossen. Auch in Philadelphia gab es für fast alle Kinder einen schulfreien Tag. Der erste Blizzard der Saison hatte Washington und Baltimore Schneerekorde beschert. Wintergreen (Bundesstaat Virginia) bekam am meisten ab: In dem Ort am Fuße des Appalachen-Gebirges türmte sich die weiße Pracht 75 Zentimeter hoch, berichtete die „New York Times“. Von dem Wintereinbruch am letzten offiziellen Herbstwochenende waren dem Blatt zufolge mehr als 60 Millionen Menschen im Nordosten der Vereinigten Staaten betroffen.