Nach den gewaltsamen Auseinandersetzungen ist eine Debatte um ein Verbot der Rockergruppen Bandidos und Hells Angels entbrannt.

Duisburg. Nach den gewaltsamen Auseinandersetzungen vom vergangenen Wochenende in Nordrhein-Westfalen ist eine Debatte um ein Verbot der Rockergruppen Bandidos und Hells Angels entbrannt. Der stellvertretende Vorsitzende des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK), Wilfried Albishausen, sagte, es habe sich „eindeutig um Auseinandersetzungen innerhalb von Gruppen der organisierten Kriminalität“ gehandelt, „die mit höchster Gewaltbereitschaft vorgehen“. In diesen Fällen müsse „der Staat Farbe bekennen, selbst wenn man mit einem Verbot auch den einen oder anderen Mitläufer trifft“.

Auch aus Sicht der CDU im Düsseldorfer Landtag sollte ein solches Verbot geprüft werden. Dagegen wandte sich Nordrhein-Westfalens Innenminister Ingo Wolf (FDP): „Reflexartige Verbote helfen nicht weiter und führen lediglich zu einem Verdrängen.“ Die SPD-Fraktion forderte „rasches und entschiedenes staatliches Handeln“, um einen um sich greifenden Bandenkrieg zu verhindern. Der innenpolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Karsten Rudolph, zeigte sich entsetzt über die Gewalt unter Rockern. In einem Rechtsstaat müssten Bürger sich darauf verlassen können, dass es keine rechtsfreien Räume gebe.

Dem Landeskriminalamt (LKA) in Düsseldorf sind nach Angaben eines Sprechers allein in dem Bundesland sieben Gruppierungen der Hells Angels mit rund 150 Personen sowie 16 Gruppierungen der Bandidos mit etwa 200 Mitgliedern bekannt. Dem Polizeipräsidium in Münster wurde inzwischen die Aufgabe übertragen, die nächsten Schritte zur Eindämmung der Rocker-Kriminalität landesweit zu steuern. Sie sollen auf die Erfahrungen der dortigen Ermittler nach dem Mord an einem Mitglied der Hells Angels im Mai 2007 in Ibbenbüren zurückgreifen. Wegen dieses Mordes hatte das Landgericht Münster im Juni 2008 zwei Bandidos zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt.

In der Vergangenheit war es auch in Berlin und Brandenburg, aber auch zahlreichen anderen Bundesländern immer wieder zu brutalen Auseinandersetzungen zwischen konkurrierenden Motorradclubs gekommen. Hintergrund sind nach Kenntnissen der Polizei verschärfte Kämpfe um die Vorherrschaft in der Türsteher-, Rotlicht- und Drogenszene. Es geht zudem um Kriminalitätsfelder wie Schutzgelderpressung oder Hehlerei. Bei Polizeieinsätzen wurden vielfach Waffen und andere gefährliche Gegenstände aufgefunden.

In Duisburg hatte es am Samstagabend eine Massenschlägerei gegeben. Mit Schlagstöcken bewaffnete Anhänger der Hells Angels drangen in eine Rockerkneipe im Rotlichtviertel der Stadt ein und prügelten sich mit den Besuchern. Das Lokal gilt als Treffpunkt der Bandidos. Bei einem weiteren Vorfall hatten in der Nacht zum Sonntag Unbekannte eine Handgranate durch ein Fenster des Clubheims der Hells Angels in Solingen geworfen, die jedoch nicht detonierte. Möglicherweise aus Rache für den Vorfall in Solingen schossen Unbekannte wenige Stunden später auf ein Bandidos-Clubheim in Essen.