Deutschlands dickstes Flaschenkind lebt im Zoo von Münster. Das Baby-Nashorn musste nach der Geburt von seiner Mutter getrennt werden.

Münster. Deutschlands dickstes Flaschenkind lebt im Zoo von Münster. In seinem kurzen Leben hat das Baby-Nashorn schon dramatische Stunden erlebt, wie Biologe Dirk Wewers am Montag berichtete. Muttertier „Emmi“ (18) sei bei der Geburt nervös und aggressiv geworden. „Das kleine Nashorn wurde von „Emmi“ in die Ecke gedrückt.“ Auf ähnliche Weise hat die Mutter schon zwei ihrer Babys getötet. „Nach vier Minuten sind wir eingeschritten.“ Das 58 Kilo schwere Mädchen wurde von der Mutter getrennt, sagte Wewers. „Jetzt bekommt es mehrmals am Tag eine spezielle Milch.“ Voller Sorge ließ der Zoo noch ein Ultraschallbild machen. Dann die Entwarnung: Das Baby hat nur einen blauen Fleck.

Zoo-Direktor Jörg Adler zeigte sich „froh und erleichtert“, dass das Tierkind die Flasche angenommen hat. Er betonte aber, dass in Münster kein neuer „Knut“ aufwachsen soll. Man setze bewusst ein ganzes Team von Pflegern ein, damit das Jungtier nicht auf einen einzelnen Menschen geprägt werde. „Wir werden ihm von Anfang an so viel Kontakt zur Nashorn-Welt geben wie möglich und so viel Kontakt zum Menschen wie nötig“, sagte Adler. In einiger Zeit will der Zoo das Jungtier dann Schritt für Schritt in die Herde eingliedern. Der Zuchterfolg ist eine kleine Sensation. „In ganz Europa gibt es pro Jahr nur drei Nashorn-Geburten“, wie Biologe Wewers ausführte.

Zurzeit erholt sich das Tierbaby unter zwei Wärmelampen von den Strapazen und wird immer wieder gestreichelt. „Körperkontakt ist für diese Tiere extrem wichtig“, sagte Wewers. Pflegerin Manuela Hofmann kraulte das kleine Nashorn, während es gierig an der riesigen Milchflasche saugte. „Es hat eine ledrige, warme Haut mit lauter feinen Härchen. Das fühlt sich toll an.“ Das Horn wird beim kleinen Dickhäuter erst in fünf Wochen anfangen zu wachsen. Die Zoo-Experten wollen Mutter „Emmi“ jetzt möglichst in der Nähe ihres Kindes halten. Wewers ist zuversichtlich, dass die Herde das Flaschenbaby aufnimmt. Zu der Herde gehört auch der 18 Jahre alte Vater des Babys, „Harry“.

Von dieser südlichen Unterart des Breitmaulnashorns leben im südlichen Afrika noch etwa 17 500 Tiere, zumeist in Schutzgebieten. 730 der Tiere werden in den Zoos dieser Welt gehalten. (dpa)