Angesichts der Opfer durch Erdrusche wächst in Italien die Wut auf die Baubranche. Der Vorwurf: Standards würden nicht eingehalten.

Messina. In Italien wächst nach den Erdrutschen auf Sizilien die Empörung über fahrlässige Praktiken in der Baubranche. Präsident Giorgio Napolitano kritisierte am Sonnabend den mangelhaften Schutz von Gebäuden und den laschen Umgang mit Baustandards. Die Zahl der Todesopfer stieg nach Behördenangaben unterdesssen auf mindestens 21. Rund 80 Menschen seien verletzt worden, hieß es.

Napolitano forderte einen „ernsthaften Sicherheitsplan“ für italienische Häuser, anstatt in Großprojekte wie die geplante Brücke über die Straße von Messina zu investieren. Massimo Veltri, Leiter einer italienischen Ingenieursvereinigung, sagte der Nachrichtenagentur Ansa, in Italien werde „überall und ohne Rücksicht auf europäische Standards“ gebaut. Nach Angaben des Zivilschutzes sind 70 Prozent der italienischen Gemeinden wegen nicht genehmigten Bauten und abgeholzter Wälder von Überschwemmungen bedroht.

Am Donnerstag waren im Nordosten Siziliens innerhalb von nur drei Stunden 250 Millimeter Niederschlag gefallen. Daraufhin hatten Schlammlawinen mehrere Ortschaften nahe der Stadt Messina überrollt. Ministerpräsident Silvio Berlusconi verschob einen für Sonnabend angekündigten Besuch im Katastrophengebiet auf Sonntag, um die Rettungsarbeiten nicht zu behindern.