Nach Istanbul erwartet jetzt auch Ankara schwere Regenfälle und Überschwemmungen. In Zentralanatolien versetzten zwei Erdbeben die Menschen in Panik.

Istanbul. Die Türkei kommt nicht zur Ruhe: Nach der türkischen Metropole Istanbul erwartet nun auch die Hauptstadt Ankara für das Wochenende heftige Regenfälle mit möglichen Überschwemmungen. In gefährdeten Gebieten Ankaras sollten Bürger aus Erdgeschoss- oder Souterrain-Wohnungen für zwei oder drei Tage zu Nachbarn in den oberen Stockwerken ihres Wohnhauses ziehen, empfahl Bürgermeister Melih Gökcek nach einer Meldung des Fernsehsenders Habertürk vom Freitag.

In Istanbul und Umgebung waren seit Dienstag bei Überschwemmungen nach schweren Regenfällen mindestens 33 Menschen ums Leben gekommen. In der Nacht zu Samstag kam es im Nordwesten des Landes erneut zu heftigen Niederschlägen.

Inzwischen hat die türkische Polizei in Istanbul 70 Plünderer festgenommen. Sogar Diebe aus umliegenden Provinzen seien nach Istanbul gefahren, um in den beschädigten Häusern und Geschäftsgebäuden nach Wertgegenständen zu suchen, berichteten türkische Medien am Freitag. Festgenommen wurden auch zwei Mitarbeiter eines Transportunternehmens, die für den Tod von sieben Arbeiterinnen in einem Bus mitverantwortlich gemacht werden. Die Frauen waren in dem Fahrzeug ertrunken.

Der in die Kritik geratene Bürgermeister von Istanbul, Kadir Topbas, kündigte den Wiederaufbau der zerstörten Stadtviertel an. Einen Rücktritt lehnte er ab. Kritiker werfen dem Bürgermeister und seinen Behörden vor, in der Vergangenheit den Bau von Straßen, Bürogebäuden und Wohnhäusern in den betroffenen Gebieten zu leichtfertig genehmigt zu haben. Die besonders zerstörten Stadtteile lagen in einem ausgetrockneten Flussbett. Außerdem seien die Behörden schlecht auf die Naturkatastrophe vorbereitet gewesen, obwohl schwere Regenfälle angekündigt waren.

Auch Ministerpräsident Tayyip Erdogan sah sich Vorwürfen ausgesetzt, nachdem er illegale Bauten für das Ausmaß der Katastrophe verantwortlich gemacht hatte. Die Opposition wies darauf hin, dass Erdogan selbst zur Zeit der Baumaßnahmen Ende der 1990er Bürgermeister von Istanbul gewesen sei. „Die Stadtverwaltung, die ihr Geld lieber für Tulpen als für Infrastruktur ausgegeben hat, hat ihre Inkompetenz bewiesen“, sagte Istanbuls Vize-Bürgermeister Cetin Soysal von der größten Oppositionspartei CHP. Die Behörden wollten nun die Probleme des bebauten Flussbetts lösen, sagte Topbas.

Unterdessen haben zudem zwei Erdbeben in einem Teil der Türkei Panik unter der Bevölkerung ausgelöst. Etwa 100 Menschen seien bei den Erdstößen in der zentralanatolischen Provinz Konya verletzt worden, berichteten türkischen Medien am Freitag. Mehrere Dutzend Menschen verletzten sich, als sie aus Häusern ins Freie rannten oder aus Fenstern sprangen. Nach den Erdstößen der Stärke 4,5 und 4,7 auf der Richterskala wurde allerdings nur über leichtere Schäden an Häusern berichtet.

Die Türkei liegt in einer erdbebengefährdeten Zone und wird regelmäßig von Erdstößen erschüttert, weil dort die Kontinentalplatten Afrikas und Europas kollidieren. (AFP/dpa/abendblatt.de)