Nach heftigen Regenfällen ist eine gewaltige Flutwelle ist über Istanbul hereingebrochen und hat mindestens 31Menschen in den Tod gerissen.

Istanbul. Die heftigsten Regenfälle seit 80 Jahren haben in der türkischen Millionenmetropole Istanbul eine gewaltige Flutwelle ausgelöst mindestens 31 Menschen in den Tod gerissen. Allein in Istanbul kamen 24 Menschen in den Fluten ums Leben. Zeitweise stand das Wasser in der 15 Millionen Einwohner zählenden Stadt bis zu zwei Meter hoch. Verzweifelt kämpften Eingeschlossene um ihr Leben. Es spielten sich dramatische Szenen ab.

Mehrere Autofahrer ertranken in ihren Fahrzeugen. In den am schwersten betroffenen Stadtteilen Ikitelli und Halkali wurden zahllose Autofahrer in den Wassermassen eingeschlossen, viele kletterten auf die Dächer ihrer Autos, Anlieger flüchteten sich auch auf Hausdächer und warteten auf Hilfe.

Der stellvertretende Gouverneur von Istanbul, Hikmet Cakmak, sprach von einer Katastrophe. Vier Hubschrauber und acht Boote seien im Einsatz, um gestrandete Autofahrer zu retten, sagte der Regierungsbeamte. Oft nur mit bloßen Seilen ausgerüstet zogen Helfer in Not geratene Menschen durch die Fluten in Sicherheit. In Ikitelli bargen Feuerwehrleute nach einer Meldung der Nachrichtenagentur Anadolu sieben Leichen auf einem Lkw-Parkplatz. Fernsehaufnahmen zeigten, wie die Gewalt des Wassers die schweren Fahrzeuge aufeinander geschoben hatte.

Im Nachbarbezirk Halkali kamen sieben Arbeiterinnen einer Textilfabrik ums Leben, die beim Aussteigen aus einem Kleinbus von den Wassermassen erfasst und mitgerissen wurden. Die Fluten überraschten die Bewohner am frühen Morgen, als viele Istanbuler auf dem Weg zur Arbeit waren. Die Straße zum internationalen Flughafen war ebenso unpassierbar wie die Autobahnverbindungen nach Griechenland und Bulgarien.

Infrastruktur hat mit Wachstum nicht Schritt gehalten

Polizisten waren in Bereitschaft, um die Plünderung von überschwemmten Geschäften zu verhindern. Ein Fotograf der Nachrichtenagentur AP beobachtete aber, wie verlassene Autos nach Wertsachen durchsucht wurden. Die Regenfälle waren nach Angaben von Meteorologen so heftig wie seit 80 Jahren nicht mehr. Dadurch traten zwei Flüsse bei Istanbul über die Ufer. Beobachter führten das Ausmaß der Katastrophe auch auf Mängel in der Infrastruktur zurück.

Über Jahrzehnte hinweg sind Menschen vom Land nach Istanbul gekommen und haben die Bevölkerungszahl auf 15 Millionen anschwellen lassen. Die Infrastruktur hat mit diesem Wachstum aber kaum Schritt gehalten. „Wir müssen sorgfältiger sein, wenn es um die Planung von Infrastruktur und Städten geht“, sagte der zuständige Minister Mustafa Demir. In Teilen von Ikitelli ging die Flut am Mittag bereits wieder zurück. Für Donnerstag wurden aber weitere Niederschläge vorhergesagt. (AP)