Ihre zwei Babys musste Alicja B. weggeben. Die Polizei sucht die Kinder für einen Vaterschaftstest.

Warschau. Ein Vater sperrt seine 14 Jahre alte Tochter in ein Verlies, vergewaltigt sie immer wieder und zeugt mit ihr zwei Kinder. Ihre Mutter wagt es nicht, zur Polizei zu gehen, weil der Mann beiden Frauen mit dem Tod droht. Erst nach gut sechs Jahren vertrauen sie sich den Behörden an.

Ein Inzest-Drama wie in Amstetten erschüttert Polen. Krzysztof B. (45) aus Grodzisko im Osten des Landes wurde, wie berichtet, auf der Flucht nach Italien verhaftet.

Das Opfer, Alicja B. (21), war während ihres Martyriums zweimal Mutter geworden. In den Jahren 2005 und 2007 brachte sie jeweils einen Jungen zur Welt. Ihr Vater zwang sie aber, die Babys in einem Krankenhaus abzugeben. Jetzt sucht die Polizei mithilfe der Krankenhausakten nach den beiden Kindern - für einen Vaterschaftstest.

Der Direktor des Krankenhauses von Siemiatycze sagte, Ärzte erinnerten sich an die Geburt des Jungen 2007. Es habe damals keine Anzeichen dafür gegeben, dass etwas nicht stimmt. "Der Mutter und dem Kind ging es nach der Geburt gut", sagt Direktor Robert Maksimiuk. Einige Tage nach der Geburt habe die Frau das Kind zur Adoption freigegeben. Sie habe erklärt, ihr fehlten die Mittel, um das Kind großzuziehen. Den Ärzten habe sie gesagt, dass ihr erstes Kind wenige Tage nach der Geburt an einem Herzfehler gestorben sei.

Krzysztof B. soll bereits zugegeben haben, seine Tochter sexuell missbraucht zu haben. Er behauptet jedoch, dass sie ihn dazu ermuntert, ja sogar gezwungen habe. Offen ist noch, ob die junge Frau durchgehend eingesperrt war und wie viel Kontakt zur Außenwelt sie hatte. Der Vater soll Alicja in einem Zimmer ohne Türklinke und in einem Nebengebäude gefangen gehalten haben. Ihm drohen nun bis zu 15 Jahre Gefängnis. "Es hat begonnen, als ich 14 Jahre alt war", erzählt Alicja über ihr Martyrium. Damals wohnte die Familie noch bei Breslau (Wroclaw) in Niederschlesien. Der Vater habe sie als sein Eigentum betrachtet. Er habe ein Recht auf sie, pflegte er zu sagen. An einem Abend sei er unter dem Vorwand, Musik hören zu wollen, in ihr Zimmer gekommen, sagte die junge Frau jetzt der Zeitung "Fakt". "Zieh dich aus", habe er befohlen und sie vergewaltigt. Danach habe er immer wieder Geschlechtsverkehr erzwungen, zwei- bis dreimal pro Woche. "Er betrachtete die Tochter als seine Ehefrau", sagte Alicjas Mutter.

Auch der Umzug der Familie vor zwei Jahren ins Dorf Grodzisko änderte nichts an Alicjas Schicksal. Sie fand zwar im benachbarten Dorf einen Freund, bei dem sie sogar einzog, doch der eifersüchtige Vater holte sie, mit einer Axt bewaffnet, zurück nach Hause. Erst vor einer Woche schöpften beide Frauen den Mut, die Polizei um Hilfe zu bitten. Ein Polizeisprecher: "Der Vater hat ihr Leben in eine Hölle verwandelt. Das Hauptproblem war der extreme psychologische Druck, unter dem sie stand, die Einschüchterung." Inzwischen gelte auch der Bruder von Krzysztof B. als Verdächtiger. Im Dorf will aber niemand etwas bemerkt haben. Der Gelegenheitsarbeiter Krzysztof B. galt im Ort als tüchtig und soll keinen Alkohol getrunken haben. Nach dem Inzest-Skandal im österreichischen Amstetten habe er sich sogar dafür ausgesprochen, den Täter zu kastrieren. In Amstetten hatte Josef Fritzl (73) seine Tochter 24 Jahre in einem Kellerverlies eingesperrt, sie immer wieder sexuell missbraucht und vergewaltigt. Dabei wurden sieben Kinder gezeugt, von denen bis zur ihrer Entdeckung im April drei mit der Mutter in dem Versteck lebten.

Alicja B. sagte gestern über ihren Vater: "Erst als ich sah, dass er in Handschellen abgeführt wird, atmete ich auf." Sie hoffe, sie werde ihn nie mehr wiedersehen.