Finnischer Todesschütze kündigte das Blutbad im Internet an. Als “Sturmgeist89“ fiel er seit Monaten mit Gewaltfantasien auf.

Helsinki. Um 11.45 Uhr brach Panik im Jokela-Gymnasium (500 Schüler) im finnischen Tuusula aus. Im Mehrzweckraum zog Pekka-Eric A. (18) plötzlich eine Pistole und feuerte in alle Richtungen.

Über Lautsprecher forderte die Schulleiterin alle Schüler und Lehrer auf, in ihren Klassen zu bleiben. Dann musste der 13 Jahre alte Henri mitansehen, wie seine Direktorin erschossen wurde. Wenig später, berichtet Henris Schwester Terhi (17), stürmte der Todesschütze plötzlich ins Klassenzimmer und rief: "Revolution. Zerschlagt alles!" Als sich niemand rührte, habe der bewaffnete Abiturient auf den Fernseher und die Fenster geschossen und sei hinausgerannt. Viele Schüler und Lehrer sprangen in Panik durch zum Teil geschlossene Fenster und verletzten sich durch Glassplitter.

Am Ende starben fünf Jungen und zwei Mädchen an den Schüssen des Amokläufers. Pekka-Eric A., der auch auf Polizisten gefeuert haben soll, verletzte sich selbst mit einem Kopfschuss und starb am späten Abend im Krankenhaus.

Ein Mitschüler (14): "Ich kannte ihn, er war immer freundlich." Ein Klassenkamerad (18) sagte allerdings, Pekka-Eric A. habe sich in letzter Zeit "merkwürdig benommen" und angefangen, Massaker zu zeichnen, die mit Schusswaffen verübt wurden. Inzwischen bestätigte die Polizei: Der Amokläufer hatte das Blutbad unter dem deutschen Namen "Sturmgeist89" auf den Tag genau im Internet angekündigt. Auf der Videoplattform YouTube war gestern Mittag ein Video zu sehen, in dem das Schulgebäude unter dem Datum 7. November 2007 und dem Titel "Jokela High School Massacre" durch einen visuellen Effekt in die Luft fliegt. Dann erschien in dem eine Minute und 17 Sekunden langen Film, der mit aggressiver Musik unterlegt war, das rot eingefärbte Foto des jungen Mannes, der mit einer Pistole auf den Betrachter zielt. Das Video war gegen 11.30 Uhr bei YouTube eingestellt worden. Binnen weniger Stunden verzeichnete das Portal 175 000 Zugriffe. Am Nachmittag entfernte YouTube die Aufnahmen. Als "Sturmgeist89" war der Schüler schon seit Monaten mit mehreren gewaltverherrlichenden und extrem fanatischen Beiträgen im Internet aufgefallen. Sogar unter seinem echten Namen Pekka-Eric A. beschrieb der Absender sich in einem Kurzporträt mit drastischen Worten: "Ich bin ein zynischer Existenzialist, antihumaner Humanist, antisozialer Sozialdarwinist, realistischer Idealist und gottgleicher Atheist." Er werde all jene ausschalten, die eine "Schande für die Menschheit" seien. In dem Text hieß es weiter: "Ich habe genug. Ich möchte nicht mehr Teil dieser abgewrackten Gesellschaft sein." Insgesamt waren 89 Videos bis zu der Sperrung bei YouTube unter seinem Namen zu finden. Mit dem Titel "Just Testing My Gun" war ein junger Mann zu sehen, der bei Schnee im Wald eine Pistole ausprobiert und einen Apfel in Stücke schießt. Laut Polizei stammte der Todesschütze aus einer "ganz normalen vierköpfigen Familie" und hatte keine Probleme in der Schule.

Die Tat erinnert an das Massaker an der Columbine High School in den USA 1999 (15 Tote) und an das Blutbad am Erfurter Gutenberg-Gymnasium 2002 (17 Tote). Wie Pekka-Eric A. hatte sich auch schon der 18 Jahre alte deutsche Amokläufer von Emsdetten, der am 20. November 2006 fast 40 Menschen verletzte und sich selbst erschoss, vor seiner Tat im Internet "verewigt". In seinem Abschiedsvideo sagte er von sich selbst: "Ich war kein Mensch, ich war göttlich."

YouTube ist eine Internetseite, auf der Nutzer unterschiedliche Videos zeigen, tauschen und betrachten können. Die zum Unternehmen der Suchmaschine Google gehörende Seite ist weltweit kostenlos zugänglich.