Friedrich Paulus (Jahrgang 1890) hatte schon im Ersten Weltkrieg gekämpft; zuletzt war er Hauptmann bei der Infanterie gewesen. Von 1938 an war er wesentlich am Aufbau einer deutschen Panzertruppe beteiligt. Im Januar 1942 übernahm er, inzwischen zum General der Panzertruppen befördert, die 6. Armee. Als diese im Winter 1942/43 bei Stalingrad von der Roten Armee völlig eingeschlossen war und seine Ausbruchspläne im Führerhauptquartier abgelehnt worden waren, befahl Paulus ein Aushalten in hoffnungsloser Lage. Am 31. Januar 1943 kapitulierte er; kurz zuvor war er über Funk zum Generalfeldmarschall befördert worden. Als ranghöchster Kriegsgefangener Stalins wurde er von den Sowjets gut behandelt. Er durfte eine Datscha mit Garten bewohnen und sogar zur Kur auf die Krim reisen. Als einer von 5000, die bis 1956 aus der sowjetischen Gefangenschaft entlassen wurden, kehrte Paulus 1953 nach Deutschland zurück. Doch obwohl seine Familie in der Bundesrepublik lebte, nahm er seinen Wohnsitz in Dresden. In einer Erklärung dankte er der UdSSR für faire Behandlung und bekannte sich zu Moskaus Deutschlandpolitik. 1957 starb Paulus. In seinen persönlichen Aufzeichnungen stellte er die Frage: "Entbindet die Aussicht auf den eigenen Tod oder den wahrscheinlichen Untergang oder die Gefangenschaft der eigenen Truppe den Verantwortlichen vom soldatischen Gehorsam?" Er hat sie für sich vor 60 Jahren beantwortet.