Im All fliegen immer mehr Trümmerteile herum. Erst am 12. März waren die Astronauten gezwungen zu flüchten. Bilder zu den Außeneinsätzen an der ISS.

Houston/Hamburg. Hektik auf der Internationalen Raumstation ISS: Erst hatten die Astronauten Probleme bei der Installation weiterer Sonnenkollektoren für die Energieversorgung, dann drohte ein Zusammenstoß mit chinesischem Weltraumschrott. Rasch musste die ISS mit den Triebwerken der zurzeit angedockten Raumfähre "Discovery" gedreht und leicht abgebremst werden, um dem knapp zehn Zentimeter großen Trümmerstück auszuweichen.

"Weltraummüll ist ein wachsendes Problem für uns", gibt Nasa-Flugdirektor Kwatsi Alibaruho zu. "Immer häufiger müssen wir die Flugbahn der Raumstation ändern, und das ist jedes Mal ein großer Aufwand." Gerade erst am 12. März hatte es schon einmal Schrott-Alarm gegeben. Damals näherte sich ein Trümmerteil eines zerbrochenen russischen Satelliten der ISS.

Die Zeit für ein Ausweichmanöver war in diesem Fall jedoch zu knapp. Deshalb mussten die Astronauten sich vorsichtshalber in eine stets als Rettungsboot an der ISS angedockten Sojus-Kapsel zurückziehen. Denn der Einschlag selbst eines nur Zentimeter großen Trümmerteils könnte zu einem rasanten Druckverlust in der ISS führen und so das Leben der Astronauten gefährden. Die Sojus-Kapsel ließe sich in einer solchen Notsituation rasch abkoppeln, um die Raumfahrer in Sicherheit zu bringen.

Mehr als 18 000 Trümmerstücke mit Größen von mehr als zehn Zentimetern erfassen die Überwachungsradars der Amerikaner und der Europäer im erdnahen Weltraum bis zu 2000 Kilometer Höhe. Wie groß die Zahl im Bereich zwischen einem und zehn Zentimetern ist, weiß niemand genau - mehr als 600 000 befürchten Experten. Und erst im Februar hatte der Zusammenstoß eines amerikanischen und eines russischen Satelliten für Schlagzeilen gesorgt: Die rund 500 neuen Trümmerstücke des Weltraum-Unfalls nähern sich langsam der Erde und können auch die Raumstation gefährden.

Bei der gestrigen Begegnung mit dem Bruchstück der chinesischen Rakete war die Vorwarnzeit groß genug, um die Station aus der Gefahrenzone zu bringen. Kommandant Lee Archambault (48) drehte dazu die ganze ISS mit den Steuerdüsen der Raumfähre um 180 Grad, sodass die "Discovery" mit ihrer Unterseite in Flugrichtung wies. Dadurch erhöhte sich die Reibung an der dünnen Restatmosphäre, und die ISS verlor an Flughöhe.

Die Raumfähre war am 15. März gestartet und hatte unter anderem die vierte und letzte Sonnenkollektor-Anlage zur ISS gebracht. In einem sechsstündigen Außeneinsatz haben zwei Astronauten die 16 Tonnen schwere, busgroße Anlage außen installiert. Insgesamt liefern die vier Kollektoren der ISS jetzt 120 Kilowatt Energie - ausreichend, um künftig sechs statt bislang drei Astronauten dauerhaft zu beherbergen. Probleme gab es bei der Installation einer externen Nutzlast-Halterung an einem Ausleger der Sonnenkollektoren. Eine Arretierung ließ sich von den Astronauten nicht wie geplant lösen. Nach Aussage der Nasa war an dem Gerät offenbar ein Bolzen verkehrt herum eingebaut worden. Bei einem weiteren Außeneinsatz versuchten die Raumfahrer gestern das Problem zu beheben. Die "Discovery" kehrt am 28. März zurück.