Der eine ist ein “Raufbold“ und könnte gefährlich werden, der andere ist friedlich und wäre willkommen.

München. "JJ5" und "MJ4" - das sind nicht etwa chemische Formeln oder Planquadrate einer Weltkarte. Nein, das sind die Namen jener wilden Bären, die womöglich bald durch die Wälder im Süden Deutschlands streifen werden. Denn Bergbauern aus den Alpen melden: Der Braunbär ist wieder auf dem Weg nach Bayern. Sechs Tiere, so bestätigen Naturschützer, seien "heiße Kandidaten" für einen Trip gen Norden - unter ihnen auch Verwandte des als "Problembär" bekannt gewordenen Brunos.

Nicht allzu weit von Bayern gibt es schon jetzt eine ganze Reihe von Braunbären: Rund 30 sind es schätzungsweise in den Alpenregionen von Österreich und Italien, dazu kommen dann noch einmal bis zu 500 in Slowenien. Zu diesen Gruppen gehören auch einige männliche Jungtiere, die auf der Suche nach einem eigenen Revier und dem dazu passenden Weibchen oftmals weite Wanderungen unternehmen. Die jeweils etwa vier Jahre alten JJ5 und MJ4 sind solche Jungpetze. Sie stammen aus dem südlich von Bozen gelegenen Adamello-Brenta-Nationalpark im Trentino-Gebiet. Das war früher auch die Heimat Brunos - der im Übrigen wohl ziemlich eng mit JJ5 und MJ4 verwandt sein dürfte: Naturschützer vermuten nämlich, dass es sich bei den beiden Bären um einen Bruder und einen Halbbruder Brunos handelt. Das spiegelt sich auch in den Namen wider. So bedeutet JJ5, dass es sich bei dem Tier um das fünfte Kind von Joze und Jurka handelt - das waren auch Brunos Eltern. Und MJ4 ist niemand anderes als der vierte Spross einer Liaison zwischen einer gewissen Maja und besagtem Joze.

Ob Brunos Brüder in Deutschland besser behandelt werden, ist noch fraglich. 2006 kam der "Problembär" nach Deutschland. Zunächst empfingen ihn die Menschen voller Freude - so viel Wildnis im zivilisierten Europa hätten sie ja nie erhofft. Doch dann entwickelte sich Bruno zum Jäger: Gerissene Schafe und geplünderte Mülltonnen ängstigten die Bayern. Schließlich befanden die Behörden: Bruno sei eine Gefahr für die Allgemeinheit und müsse erschossen werden. Das erledigten die Jäger. Heute steht Bruno ausgestopft im Münchner Museum "Mensch und Natur".

JJ5 und MJ4 haben eine sehr unterschiedliche Natur. Wenn man den Berichten aus den Alpen Glauben schenken darf, ist JJ5 ein ebensolcher Raufbold, wie Bruno es dereinst gewesen ist: "Er hat in Italien mehrere Ziegen getötet und randalierte in Bienenhäusern. JJ5 hat so wenig Scheu vor Menschen wie damals sein älterer Bruder", notiert etwa die Münchner "Abendzeitung". MJ4 hingegen scheint ein ruhigerer Zeitgenosse zu sein; über ihn schrieben die "Nürnberger Nachrichten": "Er tauchte nicht in der Nähe von Siedlungen auf, er tötete weder Schafe, noch wühlte er an Häusern im Müll oder plünderte Bienenstöcke."

Noch sind Brunos Brüder einigermaßen weit von Deutschland entfernt: JJ5 wurde im vergangenen Herbst in der von Bayern gut 300 Kilometer gelegenen Lombardei in Italien gesichtet, MJ4 immerhin schon im österreichischen Stubaital, das nur noch rund 30 Kilometer von Bayern weg liegt. Und sowieso sind Entfernungen bei Bären relativ, denn in Sachen Fortbewegung macht Meister Petz so schnell niemandem etwas vor: "Bären wandern, klettern und schwimmen - nur fliegen können sie nicht", zitiert die "Abendzeitung" einen Experten.

Neben JJ5 und MJ4 gibt es derzeit noch vier weitere junge Braunbär-Männchen, die es bis zum Frühsommer durchaus in den Freistaat schaffen könnten: MJ5, MJ2G1, KJ2G2 und DG2 heißen diese Kandidaten; bis auf Letzteren sind sie mit Bruno allesamt verschwistert oder verschwägert. Wer von diesen Bären auch immer in Bayern auftauchen wird: Ihm bleibt einerseits zu wünschen, dass er den Menschen, insbesondere den Jägern, nicht in die Quere kommt und nicht auch im Museum endet - und andererseits, dass er von den Bayern endlich einen vernünftigen Namen verpasst bekommt.