Einer der bekanntesten Berliner Rocker ringt mit dem Tod. Er wurde unweit seines Lokals durch mehrere Schüsse lebensgefährlich verletzt.

Berlin. Nach den Razzien nun Schüsse: Ein führender Kopf der Rockergruppe Hells Angels ist in Berlin-Hohenschönhausen niedergeschossen und lebensgefährlich verletzt worden. Ein Unbekannter gab am frühen Sonntagmorgen in der Zingster Straße mehrere Schüsse auf den 47-Jährigen ab. Bei dem Opfer handelt es sich nach Polizeiangaben um den langjährigen Präsidenten der "Nomads“, einer Berliner Ortsgruppe der Hells Angels. Er gilt als enger Vertrauter von Hells-Angels-Frontmann Frank Hanebuth aus Hannover.

Eine Anwohnerin hatte gegen 3 Uhr vom Balkon aus beobachtet, wie Täter und Opfer miteinander stritten. "Kurz darauf feuerte einer der Männer die Schüsse ab“, berichtete eine Polizeisprecherin. Der Täter konnte flüchten. Tatort war nach "Spiegel“-Informationen der Hintereingang des Lokals "Germanenhof“, das dem Bericht zufolge von dem 47-Jährigen betrieben wurde und das als Treffpunkt der rechtsextremen Szene gilt.

Zu den möglichen Hintergründen äußerte sich die Polizei nicht. Das wäre reine Spekulation, hieß es dort. Nach dem Verbot der Hells Angels Berlin City durch Innensenator Frank Henkel (CDU) hatte der Präsident die Nomads aufgelöst, die sich daraufhin in zwei Lager spalteten. Interne Streitigkeiten könnten deshalb ebenso hinter der Bluttat stecken wie der seit langem schwelende Rockerkrieg zwischen Hells Angels und Bandidos.

Der 47-Jährige, der jetzt in Hohenschönhausen niedergeschossen wurde, war Medienberichten zufolge schon einmal das Opfer eines Anschlags. Im Juni 2009 wurde er im brandenburgischen Finowfurt schwer verletzt. Als Angreifer werden bis heute die Bandidos vermutet, auch wenn der Prozess aus Mangel an Beweisen mit Freisprüchen endete.

Schon 2009 tödliche Schüsse in Hohenschönhausen

Zwischen den beiden verfeindeten Rockergruppen kam es in der Vergangenheit immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. So wurde schon vor drei Jahren in Hohenschönhausen ein Rocker erschossen - wahrscheinlich, weil er von den Hells Angels zu den Bandidos übergelaufen war.

+++ GSG 9 geht gegen Rocker vor +++

Mit der Berliner Rockerszene will sich am Montag der Innenausschuss des Abgeordnetenhauses beschäftigen. Die Opposition will wissen, wer im Vorfeld vom Hells-Angels-Verbot in der Hauptstadt wusste. Die Rocker waren frühzeitig informiert und deshalb vorbereitet. Innensenator Frank Henkel (CDU) und die amtierende Polizeipräsidentin Margarete Koppers müssen nun darlegen, wie sie mit Informationslecks umgehen und diese verhindern wollen. Der Verräter ist laut Polizei noch nicht gefunden.

SPD und CDU wollen zudem die kriminelle Rockerszene allgemein beleuchten. Die Banden handeln mit Drogen sowie Waffen und sind im Rotlichtmilieu aktiv. "Wir wissen überhaupt nicht, in welchen Bereichen die Rocker sonst noch aktiv sind“, sagt der SPD-Abgeordnete Tom Schreiber. Geklärt werde müsse etwa, wie stark die Rocker auch in legale Geschäftsfelder investierten.

Mit Material von dpa