Rund 1.000 Beamte durchsuchten etwa 70 Objekte des Clubs in Berlin und Brandenburg. Sieben Haftbefehle wurden dabei vollstreckt.

Berlin. Wieder Großrazzia im Rocker-Milieu : Nach dem Schlag gegen die Rockerbande Hells Angels nimmt die Polizei jetzt verstärkt deren Erzrivalen Bandidos ins Visier. Rund 1.000 Beamte durchsuchten am Donnerstag etwa 70 Objekte des Clubs in Berlin und Brandenburg. Dabei wurden sieben Haftbefehle vollstreckt. Es handelte sich laut Polizei um eine der größten Razzien gegen Rockerbanden in der Region.

Hintergrund ist ein seit 2011 laufendes Ermittlungsverfahren der Berliner Staatsanwaltschaft wegen schwerer Bandenkriminalität und Drogenhandels. Erst vor einer Woche hatte Berlins Innensenator Frank Henkel (CDU) zwei Ortsgruppen der Hells Angels verboten.

Die Haftbefehle, unter anderem wegen Drogenhandels, richteten sich gegen Mitglieder des Chapters Bandidos Del Este. Insgesamt seien seit 5.00 Uhr morgens rund 50 Objekte in der brandenburgischen Stadt Hennigsdorf (Oberhavel) und 20 in der Hauptstadt durchsucht worden, wie ein Polizeisprecher sagte. Darunter waren Wohnungen, Arbeitsstätten und das Clubhaus in Hennigsdorf.

+++ Razzia bei Bandidos in Berlin und Brandenburg +++

Club-Präsident soll Polizist gewesen sein

In dem Clubhaus wurden laut Polizei elf Personen angetroffen, darunter Präsident Thorsten S., gegen die aber kein Haftbefehl bestanden habe. Der Präsident sei jedoch in Handschellen abgeführt worden, um seine Personalien zu überprüfen. Das sei bei als gefährlich geltenden Personen nicht ungewöhnlich, sagte ein Polizeisprecher.

Laut Onlineausgabe des „Tagesspiegel“ handelt es sich beim Präsidenten um einen ehemaligen Berliner Polizisten. Offenbar soll er vor etwa einem Jahrzehnt bei der Schutzpolizei tätig gewesen sein.

Der Einsatz wurde nach Polizeiangaben vom Landeskriminalamt Berlin geführt. Daran waren Beamte aus Berlin, Brandenburg und anderen Bundesländern sowie die Spezialeinheit GSG 9 beteiligt. Um Beweismittel zu sichern, wurde das Clubhaus mit Rauschgiftspürhunden durchsucht. Die Staatsanwaltschaft wirft Mitgliedern der Gruppe Handel mit Amphetaminen, Marihuana und Kokain vor.

+++ Erneut Großrazzia im Milieu der Hells Angels +++

Bei der Erstürmung des Gebäudes kamen nach Angaben von „Morgenpost online“ Blendgranaten zum Einsatz. Spezialeinheiten gelangten auch über Leitern in das Klubhaus. Bei Durchsuchungen auf dem Gelände erschoss die Polizei nach Angaben eines Sprechers einen Hund. Im Zuge der Razzia seien Drogen und Hiebwaffen wie Baseballschläger beschlagnahmt worden. Die Überprüfung der Personen hielt am Mittag noch an.

Rockergruppe seit Jahren überprüft

Ein Verbot gegen das Chapter sei nicht ausgesprochen worden, sagte der Sprecher, obwohl die Rockergruppe schon seit einigen Jahren im Visier der Brandenburger Polizei ist. 2009 war sie neben anderen Rockerbanden Ziel einer Polizeirazzia. Als Grund dafür hatte der damalige Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) auf zahlreiche gewalttätige Auseinandersetzungen in der Szene verwiesen. Vor einem Jahr verlegten die Bandidos del Este ihren Klubsitz von Hohen Neuendorf nach Hennigsdorf. Zum dortigen Stadtfest erließen die Ordnungshüter sogar ein Kuttenverbot gegen die Rocker.

Nach Polizeiangaben wurde der Einsatz bereits seit mehr als einem Monat geplant. Es bestehe aber kein Zusammenhang mit Durchsuchungen und „dem Verbot eines anderen Rockerclubs“. Beim Vorgehen der Polizei gegen die Berliner Hells Angels Ende Mai waren die Gruppen wegen eines Maulwurfs gewarnt worden. Sie lösten sich vor der Razzia selbst auf und brachten Vermögen vor dem Zugriff in Sicherheit.

Auch in Potsdam wurde am Dienstagabend ein Vereinsheim der Hells Angels durchsucht. Dort war es die zweite Razzia binnen weniger Tage. Unter anderem wurden eine Machete, vier Einhandmesser und Pfefferspray beschlagnahmt.