Die Deutsche Bahn und ein Zugbegleiter stehen wegen eines Schlafwagenbrandes mit zwölf Toten vor acht Jahren im französischen Nancy vor Gericht.

Paris. Mit ersten Zeugenaussagen hat am Montag der Prozess um den Brand im Nachtzug Paris-München begonnen, bei dem vor acht Jahren zwölf Menschen starben. „Im Wagen konnte man nichts sehen, die Hitze war fast nicht auszuhalten“, berichtete ein Feuerwehrmann dem Strafgericht im ostfranzösischen Nancy. In dem zweiwöchigen Prozess müssen sich ein Zugbegleiter, die Deutsche Bahn (DB) und die französische Staatsbahn SNCF verantworten. Das Feuer im Nachtzug von Paris nach München war kurz hinter Nancy im DB-Schlafwagen ausgebrochen, den die SNCF mitbeförderte. Der deutsche Zugbegleiter hatte den Ermittlungen zufolge in der Nacht zum 6. November 2002 eine Reisetasche und Kleidungsstücke über eine angeschaltete Kochplatte gehängt und so das Feuer ausgelöst. Innerhalb weniger Minuten breitete sich in dem Waggon schwarzer, giftiger Rauch aus.

Der heute 64-Jährige lief daraufhin in Panik durch den Zug, der hinter dem Bahnhof von Nancy stehenblieb, und vergaß dabei, die von außen abgeriegelten Schlafwagenabteile zu öffnen. Ein Bahnhofsmitarbeiter wollte die Türen von außen aufschließen, wie er vor Gericht aussagte. Allerdings passten seine Schlüssel nicht in das Schlüsselloch des deutschen Waggons. Zwölf Reisende, darunter drei Deutsche, erstickten, acht weitere wurden verletzt. Sie konnten sich durch die Fenster retten, indem sie das Glas zertrümmerten. Dem Zugbegleiter drohen bis zu drei Jahre Haft und eine Geldstrafe von bis zu 45.000 Euro. Die Deutsche Bahn und die SNCF müssen mit Geldstrafen von jeweils bis zu 225.000 Euro rechnen.

Sowohl die Deutsche Bahn als auch die SNCF weisen die Vorwürfe zurück. Laut DB entsprach der Schlafwagen den gültigen Normen und Regelungen. Er sei zuletzt zwei Tage vor dem Unglück technisch überprüft wurden, teilte die Deutsche Bahn am Montag mit. Außerdem sei die SNCF nach dem internationalen Eisenbahnrecht „für die Sicherheit des gesamten Zuges“ verantwortlich gewesen. Der Prozess, den auch zahlreiche Familienangehörige der Opfer im Gerichtssaal verfolgen, soll bis zum 25. März dauern. Mit einem Urteil wird erst einige Monate später gerechnet.