Unter strengster Aufsicht kam Strauss-Kahn frei und trägt eine Fußfessel. Seine Frau leistete sechs Millionen Dollar Sicherheiten.

Washington. In Appartement-Haus seiner Frau konnte er nicht, der Widerstand war zu groß: Jetzt ist "DSK" wohl in der Nähe des Ground Zero untergebracht: Dominique Strauss-Kahn befindet sich nach seiner Freilassung aus der Untersuchungshaft gegen Kaution im Hausarrest offenbar in einem Apartment im Empire Building.

Die Freilassung des 62-Jährigen hatte sich am Freitag verzögert: Ursprünglich sollte Strauss-Kahn in einer von seiner Ehefrau gemieteten Wohnung in New York untergebracht und elektronisch überwacht werden. Dieser Plan stieß jedoch auf Widerstand bei den Nachbarn. Grund sei vermutlich das große Medieninteresse an dem Fall, sagte Staatsanwalt John McConnell. Dies werde vermutlich für einige Tage der Fall sein, sagte McConnell. In der Zwischenzeit werde man Vorbereitungen für einen „anderen, passenden Aufenthaltsort“ treffen.

Obwohl die Adresse des von Anne Sinclair angemieteten Apartments zu keinem Zeitpunkt offiziell genannt worden war, gab es vor dem Bristol Plaza in Upper East Side einen großen Medienauflauf.

Die Reporter hätten versucht, in das Gebäude zu gelangen, sagte Strauss-Kahns Anwalt William Taylor. Daher hätten die Bewohner von Bristol Plaza sich dagegen gewehrt, dass Strauss-Kahn einziehe.

Strauss-Kahn wurde daher vorübergehend in Lower Manhattan untergebracht. Mindestens ein bewaffneter Wächter ist rund um die Uhr bei ihm. Außerdem muss er eine elektronische Fußfessel tragen. Die Eingangstüren wurden auf Anweisung des Haftrichters mit Alarm und Video ausgestattet.

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Freiheit in Fesseln

Nur ein falscher Schritt und mit dem bisschen Freiheit ist es vorbei. Dominique Strauss-Kahn, 62, darf seine Zelle auf der New Yorker Gefängnisinsel Rikers Island gegen eine elektronische Fußfessel und Hausarrest mit bewaffneten Wachen vor einem Apartment tauschen. Die Wohnung, die seine Frau Anne Sinclair in Manhattan bereits angemietet hat, wird es aber wohl nicht sein. Denn die Nachbarn wehren sich gegen den neuen Mieter. Grund sei das große Medieninteresse an dem Fall, sagte Staatsanwalt John McConnell. Strauss-Kahn solle daher vorübergehend an einem geheimen Ort in Lower Manhattan untergebracht werden. In der Zwischenzeit werde man Vorbereitungen für einen "anderen, passenden Aufenthaltsort" treffen.

Mit sichtbarer Erleichterung nahm der Untersuchungshäftling, bis zu seinem Rücktritt am Mittwoch Direktor des Internationalen Währungsfonds (IWF), die Entscheidung des Gerichts zur Kenntnis. Seine Frau hinterlegte eine Million Dollar Kaution (rund 700 000 Euro).

Strauss-Kahn wirft seiner Frau am Ende eine Kusshand zu

Richter Michael Obus vom Supreme Court verfügte zudem eine Bürgschaft in Höhe von fünf Millionen Dollar. Schon beim "kleinsten" Verstoß müsse er zurück hinter Gitter, sagte Obus. Das Geld fällt an die Staatskasse, wenn Strauss-Kahn fliehen sollte. Als weitere Maßnahme musste der studierte Jurist außerdem seine Reisepässe abgeben. Eine Grand Jury erhob Anklage in sieben Punkten gegen ihn, darunter versuchte Vergewaltigung. Ihm wird vorgeworfen, in seinem Hotelzimmer ein Zimmermädchen, 32, belästigt, angegriffen und zu Oralsex gezwungen zu haben. Am 6. Juni muss Strauss-Kahn wieder vor Gericht erscheinen.

Sollte es nicht zu einer außergerichtlichen Einigung kommen - sie wäre denkbar, wenn die Verteidigung "einvernehmlichen Sex" geltend macht und ohne schlüssige Indizien Aussage gegen Aussage stünde -, droht dem Franzosen ein Sensationsprozess und für einige der Anklagepunkte je 25 Jahre Haft.

Der Flur vor dem Verhandlungssaal im 13. Stock in Manhattan war schon Stunden vor der Anhörung voll. Vor allem Französisch war immer wieder zu hören, schließlich sollte "DSK", so der Spitzname von Strauss-Kahn, im nächsten Jahr für die Sozialisten Präsident Frankreichs werden. Als der bis vor einer Woche noch so einflussreiche Politiker vor Gericht erschien, sah er wieder gepflegt und gefasster aus als bei der ersten Anhörung am Montag. Er trug ein hellblaues Hemd unter seinem maßgeschneiderten grauen Seidenanzug. Auf dem Weg in den Saal schenkte er seiner Frau Anne Sinclair und Tochter Camille Strauss-Kahn, die in Manhattan lebt und an der Columbia University studiert, ein dankbares Lächeln, am Ende sogar eine Kusshand. Ehefrau und Stieftochter saßen, Hand in Hand, in der ersten Reihe auf der Empore. Nach dem Sieg seiner Anwälte hellten sich Anne Sinclairs Züge auf. Die dritte Ehefrau von Strauss-Kahn, einflussreiche Journalistin mit enormem Privatvermögen, hatte noch vor einem ersten Gespräch mit ihrem inhaftierten Mann die Vorwürfe bestritten. Sie glaube keine Sekunde, dass er schuldig sein könne.

Gegen eine Freilassung hatte die Anklagebehörde heftigen Widerstand geleistet. Staatsanwalt McConnell wies auf eine mögliche Fluchtgefahr hin; Strauss-Kahn verfüge über die Mittel und Verbindungen, ein angenehmes Leben fern der US-Justiz zu führen.

Die Rund-um-die-Uhr-Bewachung muss Strauss-Kahn selbst bezahlen

William Taylor, einer der Verteidiger Strauss-Kahns, beschrieb seinen Mandanten als Ehrenmann. Er werde sich dem mit dem Gericht ausgehandelten Auflagenpaket beugen. Die Rund-um-die-Uhr-Bewachung des Arrest-Apartments wird von der Firma Stroz Friedberg übernommen und von Strauss-Kahn bezahlt. Sie überwacht auch das Funksignal der Fußfessel. Die Monatsrechnung dürfte 200 000 Dollar betragen. Richter Obus stellte es der Firma frei zu entscheiden, wie viele Sicherheitsleute sie einsetzt, wie viele Besucher Strauss-Kahn empfangen und ob er die Wohnung verlassen darf.