Doha. Der polnische Schiedsrichter Szymon Marciniak verpasste wegen einer Herzkrankheit die EM 2021 - nun darf er das WM-Endspiel leiten. Sein Assistent bringt ebenfalls eine bemerkenswerte Geschichte mit.

Für den polnischen Schiedsrichter Szymon Marciniak ist die Leitung des WM-Endspiels zwischen Argentinien und Frankreich am Sonntag eine ganz besondere Auszeichnung. „Schiedsrichter in einem WM-Finale zu sein, das ist unglaublich“, sagte der 41-Jährige in einer Mitteilung des Weltverbands FIFA.

Das Finale im Lusail Stadion leiten zu dürfen, ist für Marciniak auch deshalb so besonders, weil er in den vergangenen anderthalb Jahren an der Herzkrankheit Tachykardie erkrankt war. Bei einer Tachykardie schlägt das Herz deutlich zu schnell, typische Symptome können Herzrasen oder Atemnot sein.

„Am Anfang war es sehr schwierig für mich, und ich musste mit der Schiedsrichterei aufhören“, erklärte Marciniak, der bei der WM 2018 unter anderem das Vorrundenspiel Deutschland gegen Schweden (2:1) geleitet hatte. Wegen seiner Herzkrankheit habe er die EM 2021 verpasst, „für einen Schiedsrichter im besten Alter ein schreckliches Gefühl“.

Assistiert wird Marciniak im Finale von Tomasz Listkiewicz, dem Sohn von Michal Listkiewicz, der im WM-Endspiel 1990 zwischen Deutschland und Argentinien (1:0) Linienrichter war. Nach 22 Jahren gebe es nun wieder einen Listkiewicz im Finale, „das ist eine tolle Geschichte und ich bin sehr stolz darauf, weil Tomasz sehr schüchtern ist“, sagte Marciniak.

Marciniak selbst ist seit 2011 FIFA-Schiedsrichter, das Finale in Katar wird sein dritter Einsatz bei dieser WM sein. Zuvor hatte er das 2:1 der Franzosen in der Gruppenphase gegen Dänemark und das 2:1 der Argentinier im Achtelfinale gegen Australien gepfiffen.

Für ihn sei es wichtig, im Finale stets konzentriert zu sein, „Entspannung darf es keine geben, keine Sekunde lang. Das ist meine Aufgabe für dieses Spiel“, sagte Marciniak, der von einem temporeichen Duell um den Titel ausgeht. Man befinde sich mitten in der Saison, „die Spieler sind jetzt frisch.“