Al-Wakra. 2018 verzückten Luka Modric, Mario Mandzukic und Co. die Fußball-Welt und wurden mit Kroatien Vize-Weltmeister. Vier Jahre später erinnert nur noch eine Achtelfinal-Parallele daran.

Kroatien tanzt und singt, die Fachwelt lächelt gelangweilt: An den WM-Final-Einzug 2018 erinnert diesmal in Katar nur der Elfmeter-Krimi im Achtelfinale. „Auf Dramatik können wir nicht verzichten, wir sind überglücklich“, sagte Weltstar Luka Modric nach dem Zittersieg am Montag in Al-Wakra gegen Außenseiter Japan.

Wie vor vier Jahren in Russland hielt Kroatiens Nationalkeeper - diesmal Dominik Livakovic - drei Elfmeter und sorgte so für den glücklichen Einzug ins Viertelfinale, wo es am Freitag (16.00 Uhr) gegen das bislang beste WM-Team Brasilien geht. „Es ist kein Fifty-Fifty-Spiel, aber wir sind auch keine Außenseiter. Wir werden versuchen, gut zu sein“, sagte Nationaltrainer Zlatko Dalic am Dienstag in Doha, nachdem er am Abend zuvor noch kroatische Volkslieder mit seinen Spielern beim Abendessen geschmettert hatte.

Modric: „Waren nicht auf unserem normalen Niveau“

„Ja, es erinnert an Russland“, sagte der inzwischen 37 Jahre alte Modric von Real Madrid und schürte damit Hoffnungen in der Heimat auf einen ähnlichen Coup wie 2018, als sich die Kroaten nach dem Achtelfinal-Erfolg damals gegen Dänemark bis ins Endspiel gegen Frankreich durchmogelten. Dabei scheint die erfolgreiche Elfmeter-Lotterie von Al-Wakra nach einem 1:1 nach Verlängerung gegen Japan die einzige Parallele mit damals zu sein. Vor vier Jahren wirkte Kroatien deutlich stärker. Selbst Modric bekannte nach dem tempolosen Auftritt gegen die emsigen Japaner: „Wir waren nicht auf unserem normalen Niveau.“

Wenn man ehrlich ist, erreichten die Kroaten es in Katar bislang ohnehin nur ansatzweise beim 4:1 in der Vorrunde gegen Kanada. Anders als in Russland, als Modric und Co. mit drei Siegen und 7:1 Toren durch die Vorrunde fegten, fehlt im Angriff bislang viel an Durchschlagskraft. Die gesamte Offensive ist abhängig von Modrics Geniestreichen.

Von der internationalen Presse wurden die erschreckend langsamen und uninspirierten Kroaten trotz des Viertelfinal-Einzugs zerlegt. „Ein Schatten der WM 2018“ schrieb die „New York Times“, „Kroatien erstrahlt nicht mehr“ befand die französische „L'Equipe“ und die spanische „Marca“ urteilte „Kroatien war steril“. Unabhängig vom Rekord-Weltmeister Brasilien als kommendem Gegner sehen auch die internationalen WM-Experten Kroatien nach den bisherigen Leistungen im Viertelfinale als chancenlos an. „Ich wäre nicht besonders beunruhigt, wenn ich jetzt gegen sie spielen müsste“, ätzte stellvertretend der frühere englische Torjäger Alan Shearer.

Lovren: „2018 war nicht einfach nur Glück“

Kroatiens Team interessiert dies herzlich wenig. Das Selbstbewusstsein wächst und die Erinnerung an 2018, als freilich erst im Halbfinale mit England der erste Gegner von Top-Niveau kam (2:1 nach Verlängerung) beflügelt. „Wir haben einfach diese Extra-Erfahrung von damals“, sagte der frühere Liverpool-Star Dejan Lovren und schob im Überschwang hinterher: „Wir haben der Welt gezeigt, dass wir wieder genau in der Spur sind und das 2018 nicht einfach nur Glück war. Wir haben der Welt gezeigt, dass wir richtig gut sind.“

Und Trainer Dalic versucht bereits, seinem Team jeglichen Druck zu nehmen. „Sie sind bereits in die Geschichte des kroatischen Fußballs eingegangen. Der Einzug ins Viertelfinale ist das drittbeste Ergebnis in der Geschichte Kroatiens nach Platz drei 1998 und Platz zwei 2018“, sagte Dalic.