Nationaltorhüter Nico Jacobi vom UHC spielt vom 30. Januar bis Ende Februar für die Delhi Waveriders in der Hockey India League (HIL). Auf abendblatt.de berichtet er über seine Erfahrungen in Indien.

Liebe Hockeyfreunde,

nachdem wir am Montagmorgen aus Bhubaneswar zurück nach Delhi geflogen waren, durften wir den Nachmittag zur freien Verfügung nutzen. Ich bin mit ein paar Teamkollegen zum Golfen gegangen, wir haben im Delhi Golf Club bei herrlich sommerlichem Wetter neun Löcher gespielt und einen entspannten Nachmittag gehabt. Abends waren wir noch in einer Bar und haben ein paar Drinks genommen.

Heute stand dann wieder zweimal Training auf dem Programm. Morgens ist das meist eine leichte Athletikeinheit mit Stabilisationsübungen. Am Nachmittag waren wir im Stadion und haben Taktiktraining gemacht. Danach hatte ich noch ein paar Interviewtermine mit mehreren indischen Zeitungen.

Die Aufmerksamkeit für die Liga ist wirklich immens gewachsen. Das liegt vor allem daran, dass der TV-Sender Star Sports, der die Rechte an der HIL hält, ein wirklich tolles Paket anbietet. Nicht nur, dass man jedes Spiel live sehen kann. Es gibt auch jeden Abend eine Expertenrunde in englischer Sprache, in der über alle Spiele diskutiert wird. Das ist ein bisschen wie der Fußball-Stammtisch auf Sport 1.

Aber auch andere Fernsehsender berichten in ihren Nachrichtensendungen über unsere Spiele. Die Zeitungen haben täglich Artikel im Blatt und online, nach Cricket ist Hockey die zweitwichtigste Sportart. Die Berichte darüber sind sogar größer als die über Fußball, wobei hier in Indien vor allem die englische Premier League interessiert.

Entsprechend viele Anfragen und Interviewwünsche habe ich. Mein Verein, die Delhi Waveriders, hat zwar keinen eigenen TV-Kanal, aber sie sind in den sozialen Netzwerken Twitter und Facebook sehr aktiv, und auch eine App fürs Smartphone gibt es.

Morgen spielen wir um 20 Uhr gegen die Uttar Pradesh Wizards. Das wird ein interessantes Spiel, denn die Wizards sind ein direkter Konkurrent für die Play-offs, sie haben ein starkes Team und werden uns richtig fordern. Wir haben in den letzten beiden Partien nicht überzeugen können, was sicherlich auch daran liegt, dass wir neun neue Spieler integrieren müssen. Aber langsam wird es Zeit, dass wir uns finden und vor allem die Form des Vorjahres erreichen.

Ich werde auf jeden Fall spielen, meine Position im Club hat sich nach der ersten Saison noch einmal verbessert. Es ist wirklich verrückt, mit welch riesiger Hochachtung mir die Leute hier begegnen. Ich hätte gar nicht gedacht, dass der Eindruck, den ich hinterlassen habe, so groß war, aber ich freue mich natürlich über diese Wertschätzung.

So lange ich fit bin, werde ich spielen. Das ist zwar hart für meinen Kollegen, den Neuseeländer Hamish McGregor, der sehr gut gehalten hat, als ich in den ersten beiden Saisonspielen noch nicht hier war. Aber ich habe eine Stammplatzgarantie, und darüber bin ich glücklich.

Um auf diesem Weg auch noch einmal mit den Gerüchten aufzuräumen, die in Deutschland kursieren: Ich werde nicht zur Hallen-Endrunde am Wochenende für meinen UHC eingeflogen. Ich bin vertraglich hier in Delhi gebunden und fühle mich auch moralisch verpflichtet.

Auch wenn es ein Traum wäre, die Endrunde in Hamburg zu spielen, so sollen die Jungs, die das Viertelfinale gewonnen haben, jetzt auch den Titel holen. Ich traue ihnen das auf jeden Fall zu und werde beide Daumen drücken. Viele Grüße, Euer Nico