Das Volleyballteam Aurubis verliert auch mit der serbischen Neuverpflichtung Jovana Gogic mit 0:3 Sätzen gegen den USC Münster.

Hamburg. Wenige Stunden waren es noch bis zu ihrem Debüt für das Volleyballteam Aurubis, als Jovana Gogic ein seltsames Gefühl beschlich. „Alle Spielerinnen kamen zu mir und sagten, wie großartig es sei, dass ich da bin. Ich habe mich über diese Wertschätzung sehr gefreut, aber ich spürte plötzlich, dass ich als eine Art Heilsbringerin angesehen wurde. Das hat mich doch erheblich unter Druck gesetzt“, sagte die 20 Jahre alte Zuspielerin, deren Spielberechtigung für das Bundesliga-Heimspiel der Hamburgerinnen am Sonnabend gegen den USC Münster erst am Vorabend eingetroffen war.

Dass die Wunderheilung beim sieglosen Tabellenletzten ausblieb, war keine Überraschung. Angesichts der Annahmefehler, die die Mannschaft von Cheftrainer Helmut von Soosten bei der 0:3 (21:25, 22:25, 18:25)-Niederlage produzierte, hätte selbst die beste Zuspielerin der Welt nicht helfen können. „So eine schlechte Annahme hatten wir noch nie. Wenn man dann noch zwölf Aufschlagfehler macht, kann man nicht gewinnen“, sagte von Soosten, nachdem Jennifer Pettke beim Matchball ihren Aufschlag ins Aus gefeuert hatte.

Mit der Verpflichtung der serbischen Juniorennationalspielerin hatte von Soosten auf die größte Schwäche seiner auf neun Positionen veränderten Auswahl reagiert. Zwar betonte der 49-Jährige, dass der Verein nicht aktiv gesucht habe, sondern Gogic vom Schweizer Serienmeister Volero Zürich angeboten worden sei, nachdem sie dort als dritte Zuspielerin ohne Chance auf Spielpraxis war. Bis Ende April ist Gogic ausgeliehen, das Gehalt zahlt zu großen Teilen ihr Stammverein. „Für uns ist das ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk“, sagte von Soosten.

Die Geduld mit Alyssa Valentine und Sarah Wolnizki, deren Leistungen in den bisherigen zwölf Pflichtspielen inklusive Pokal und Europacup Anlass zu erhöhter Sorge gegeben hatten, ist an ihre Grenze gestoßen. „Die beiden sollen weiter mit uns trainieren und von Jovana lernen. Ich hoffe, sie ziehen mit und sehen das Positive“, sagte von Soosten, der im Challenge Cup auf Valentine und Wolnizki angewiesen ist, da Gogic international nicht spielberechtigt ist.

Gegen Münster konnten 1081 Zuschauer in der CU-Arena beobachten, was passiert, wenn sich eine durch sieben Ligapleiten in Serie verunsicherte Mannschaft zu sehr auf eine neue Spielerin verlässt. „Ich hatte das Gefühl, dass wir darauf gebaut haben, dass es mit ihr von allein läuft. Wenn aber die anderen ihre Leistung nicht bringen, ist es schwer“, sagte Spielführerin Imke Wedekind, die von Soosten zugunsten von Sarah Ammerman, die das Hinterfeld stabilisieren sollte, über weite Strecken nicht einsetzte. Ein Fehler, den der Trainer auf seine Kappe nahm: „Ich hätte da früher wechseln müssen.“

Weil auch die seit Wochen überzeugende Außenangreiferin Anika Brinkmann gegen ihren Ex-Club seltsam gehemmt agierte, von Gogic jedoch auch nicht wie gewohnt ins Spiel eingebunden wurde und sie so nur auf indiskutable sieben Punkte kam, konnte Aurubis nur in den ersten beiden Sätzen Bundesliganiveau nachweisen. Von Soosten verzichtete deshalb auch auf die üblichen Durchhalteparolen: „Die Tabelle lügt nicht, wir laufen deutlich hinterher. Ich glaube weiter an mein Team und daran, dass wir Spiele gewinnen werden. Aber irgendwann müssen wir es auch mal zeigen.“

Die nächste Gelegenheit dazu gibt es am kommenden Sonnabend in Stuttgart. Dort will auch Jovana Gogic beweisen, dass sie ihrem neuen Team nachhaltig helfen kann. Eins stellte von Soosten jedoch klar: „Wir haben eine sehr gute Zuspielerin bekommen, aber keine Wunderwaffe.“