Die Polin Izabela Sliwa will beim Volleyballteam Aurubis ihrer Karriere einen neuen Impuls geben. Ihre Mutter ist in der Heimat eine große Nummer.

Hamburg. Alleinsein ist nicht ihr Ding. Und trotzdem gab es keine Alternative zu dem Single-Apartment, das Izabela Sliwa in Harburg bezogen hat, als sie im August den Schritt zum Volleyballteam Aurubis Hamburg in die Bundesliga wagte. „Ich bekomme so viel Besuch von der Familie, dass ich das keiner Mitspielerin hätte zumuten wollen“, sagt die 22-Jährige. Und wer weiß, welche Bedeutung die Familie für das sportliche Fortkommen der Polin hat, der kann ihre tiefe Verbundenheit nur allzu gut nachvollziehen.

Izabela Sliwa konnte noch nicht laufen, als ihre Mutter ihr zum ersten Mal einen Volleyball gab. Magdalena Sliwa, die mit 43 Jahren noch immer für Lodz in Polens Erster Liga als Zuspielerin aufläuft, hatte für ihr einziges Kind ebenfalls eine Sportlaufbahn vorgesehen. „Für mich gab es nie Zweifel daran, dass ich auch Volleyball spielen würde“, sagt Izabela. „Ich habe mit sechs Jahren im Verein angefangen und nie etwas anderes ausprobiert.“

Sport war und ist der mit Abstand wichtigste Lebensinhalt der Familie. Vater Stanislaw arbeitet als Trainer im Nachwuchs des Fußball-Zweitligisten Garbania Krakau. Die Großeltern besuchten während Izabelas Jugend bei Wisla Krakau, in ihrer Geburtsstadt, die sie als „schönste Stadt der Welt“ bezeichnet, alle Spiele der Enkelin und haben sich längst auch in Hamburg angekündigt. Und auch ihr Freund war Volleyballer, hat seine Karriere aber beendet und arbeitet in Stettin, von wo aus die 1,66 Meter große Athletin in diesem Sommer zum VT Aurubis wechselte.

Es sei für sie nie ein Problem gewesen, im Schatten der bekannten Mutter aufzuwachsen. „Sie hat mir zwar immer Ratschläge gegeben, aber doch versucht, mir zu ermöglichen, dass ich meinen eigenen Weg im Volleyball finde“, sagt Izabela Sliwa. Und weil sie das Gefühl hatte, dass dieser Weg mehr Spielzeit bereithalten müsste, als sie für ihren Ex-Club Chemik Police in Polens Topliga bekam, entschloss sich die frühere Jugendnationalspielerin, dem Werben aus Hamburg nachzugeben und den Schritt in die sportlich schwächer eingeschätzte Bundesliga zu machen. „Ich will mich sportlich weiterentwickeln und habe diese Chance bei Aurubis, weil ich hier Stammspielerin sein darf. Und ich will auch sehen, ob ich mich im Ausland behaupten kann“, sagt die Libera, die in Hamburg die große Lücke ausfüllen muss, die der Abgang der Tschechin Julie Jasova gerissen hat.

Ihr Siegeswille und ihr Kampfgeist, die in den ersten drei Bundesligaspielen bereits positiv aufgefallen waren, obwohl diese alle mit 0:3 verloren gingen, sollten ihr dabei helfen. „Man darf nicht vergessen, dass wir ein sehr junges Team haben, das sieben Neuzugänge integrieren muss. Deshalb müssen wir geduldig bleiben“, sagt sie. Die Hoffnung, an diesem Mittwoch (20 Uhr, CU-Arena) im Pokal-Achtelfinale gegen den Köpenicker SC den ersten Saisonsieg zu schaffen, ist dennoch groß. Sollte es nicht klappen, dann wird sie wieder den Abend im Internet verbringen und sich über Skype den Rat der Mutter einholen. Wer eine Familie hat wie Izabela Sliwa, der ist niemals allein.