Mit Spendengeldern soll für die Bundesliga-Handballerinnen eine Multifunktionsarena entstehen. Doch es fehlen kurzentschlossene Stifter, die in den nächsten 25 Tagen einspringen.

Buxtehude. Dass das Bild nicht echt ist, wird bei genauerem Hinsehen klar. Im Handballtor des Buxtehuder SV steht eine Feldspielerin, laut Anzeigetafel steht es 41:3, und obwohl drei Spielerinnen mit einer Zeitstrafe belegt wurden, sind beide Mannschaften vollzählig vertreten. Aber wichtig ist in diesem Fall auch gar nicht das Geschehen auf dem Platz, sondern das Drumherum: So also könnte es aussehen, wenn eines Tages in der Arena Buxtehude Bundesligahandball gespielt wird, eingerahmt von bis zu 2000 sitzenden Zuschauern, Logen und ansprechenden Konsumangeboten. Die Planungen für den Bau sind bereits abgeschlossen, im Frühjahr 2015 könnte er stehen. Doch dafür müsste schon ein kleines Wunder geschehen. Denn es bleiben nur noch 25 Tage, um Spendengelder in Höhe von zwei Millionen Euro einzusammeln.

Seit Mitte August wirbt die Sportstiftung Buxtehude bei Unternehmen und Bürgern um Unterstützung für das Projekt. Bis Montagabend hatten sich 334 Stifter gefunden, die insgesamt 2.967.770 Euro auf ein Treuhandkonto überwiesen haben. Wächst das Vermögen bis 30. November noch auf fünf Millionen Euro an, könnte mit dem insgesamt neun Millionen Euro teuren Bau begonnen werden. Andernfalls würden die Spender ihr Geld zurückerhalten.

„Ich hätte gedacht, dass der Begeisterungsschub in der Bevölkerung größer ist“, räumt der Stiftungsvorsitzende Michael Schmidt ein. Im Vergleich zur Einwohnerzahl, knapp 40.000, sei die Zahl der Stifter gering. Auch fehlten die Großspender. Bislang sind es nur vier: Schmidt und Mitinitiator Helmuth Ponath beteiligen sich mit je einer Million Euro, der Prothesenhersteller Implantcast mit 400.000, das Modehaus Stackmann mit 100.000 Euro.

„Diese Arena ist eine einmalige Gelegenheit für die Stadt und die Bürger“, sagt Schmidt, „wir sollten sie nicht verstreichen lassen.“ An guten Argumenten fehlt es dem Unternehmer nicht. Der BSV spiele erstklassigen Handball in einer Schulsporthalle, die auch schon in die Jahre gekommen sei. Ein Umzug würde alle bestehenden Hallen der Stadt entlasten und dringend benötigte Nutzungszeiten etwa für den Seniorensport frei werden lassen. Dank einer integrierten kleinen Trainingshalle sowie einem Kraftraum könnten anders als in der alten Halle Nord mehrere Mannschaften gleichzeitig trainieren. Zudem gebe es im gesamten Süderelberaum keine Konzerthalle für eine Größenordnung von bis zu 3000 Zuschauern. Der Frauenspitzensport habe sogar im ganzen Großraum Hamburg keine angemessene Heimat.

Anerkennung als Leistungszentrum?

Die Arena würde also nicht nur eine bauliche Lücke am südlichen Stadtrand Buxtehudes schließen. Die Unterstützung der Stadt für das Projekt ist dennoch überschaubar. Bürgermeister Jürgen Badur spricht von einem „Leuchtturm-Projekt für die Zukunft dieser Stadt“ und schwärmt von den Möglichkeiten, die es dem Sport und der Kultur der Stadt eröffnen würde. Doch an konkreter Hilfe hat die öffentliche Hand nicht viel zu bieten, außer dass sie das Gelände zur Verfügung stellt und an den Straßenverkehr anbindet.

„Wo die Kassen leer sind, kann nichts gebaut werden“, sagt Schmidt. Immerhin: Hätte man das Projekt rein kommerziell aufgezogen, wäre von der Stadt gar keine Unterstützung zu erwarten gewesen. Außerdem wäre es schwer geworden, genügend Investoren zu finden, zumal die Arena keine großen Gewinne erwarten lasse. Das Stiftungsmodell entlastete die zu gründende Betreibergesellschaft in der Tat von der Bürde, Renditen abzuwerfen. Dafür würde jährlich ein Prozent des Stiftungsvermögens, etwa 80.000 Euro, an die Nachwuchsförderung abgeführt.

Mit der Halle stiegen auch Buxtehudes Chancen, als Handballleistungszentrum anerkannt zu werden. Ein angegliedertes Internatsgebäude ist im Bebauungsplan bereits vorgesehen. „Wir haben im Verein gute Strukturen geschaffen, beschäftigen drei A-Lizenz-Trainer und sind mit den Jugendteams sehr erfolgreich. Was fehlt, sind Hallenzeiten“, sagt BSV-Manager Peter Prior. Er nimmt nicht ohne Neid zur Kenntnis, wie andernorts in Deutschland mit Steuergeldern neue Hallen entstehen. In Buxtehude gebe es außer warmen Worten bislang nicht viel zu holen: „Die Zustimmung zur Arena ist groß, die Begeisterung fehlt.“

Noch haben sie in Buxtehude die Hoffnung nicht aufgegeben. Dass die Chance so schnell wiederkommt, glaubt Prior nicht. Ein Scheitern wäre allerdings auch nicht das Ende des Buxtehuder Handballs: „Wir sind und bleiben ein attraktiver Standort – auch ohne eine neue Halle.“