Hamburger Schwimmer Steffen Deibler geht im Training für die Kurzbahn-EM in Berlin neue Wege. Auf Skikes soll die Ausdauer optimiert werden.

Hamburg. Mit weiten Schritten wie ein Skilangläufer skatet Steffen Deibler auf seinen neuen Rollern, die aussehen wie Inlineskates, um die Aschenbahn im Sportpark der Universität Hamburg. Skikes heißen die ungewohnten Geräte an seinen Füßen. Mit aufmerksamem Blick achtet Sportwissenschaftler Volker Nagel bei seinem Schützling auf eine technisch saubere Bewegungsausführung. Doch was macht der derzeit erfolgreichste deutsche Schwimmer, der für den Hamburger SC ins Wasser springt, auf Skikes?

„Steffen will vor allem seinen Endzug der Arme verbessern“, sagt Volker Nagel. „Seine Trainerin Petra Wolfram, die einst meine Studentin gewesen ist, kam auf mich zu, und ich habe das Training auf Skikes empfohlen.“ Mit dieser Methode hat Nagel bereits erfolgreich in anderen Sportarten, unter anderem mit Skilangläufern in Norwegen, gearbeitet. Skikes rollen im Gegensatz zu Inlineskates auf jeweils zwei luftgefüllten, etwa 15 Zentimeter im Durchmesser großen Rädern. Voran geht es in Skatingtechnik wie beim Skilanglauf mit zwei Stöcken. Skikes sind nicht so schnell wie Inliner, sodass die Bewegungen mit den Stöcken sauber ausgeführt werden können.

Der Sportwissenschaftler erklärt: „Es wird sowohl die generelle Ausdauer als auch die Kraftausdauer trainiert. Die Schub- und Abdruckphase mit den Stöcken ist perfekt geeignet, um den Trizeps von Steffen und damit seine Arbeit im Wasser zu verbessern.“ Darum, sagt Nagel, arbeite er mit Deibler daran, seine Bewegungsabläufe für das Schwimmen zu optimieren.

EM in Berlin als Ziel

Steffen Deibler, 26, hatte im vergangenen Jahr bei den Olympischen Spielen in London über 100 Meter Schmetterling einen glänzenden vierten Platz belegt, den er dieses Jahr bei den Weltmeisterschaften in Barcelona bestätigte. Im nächsten Jahr im August werden die Europameisterschaften in Berlin stattfinden, und hier soll es mehr als Blech werden. „Insgesamt bin ich mit der Saison sehr zufrieden, da ich im vergangenen Herbst stark auf das Studium fokussiert war“, sagt Deibler. „Ich versuche eine sehr gute Grundlage zu bauen, und das Training auf den Skikes ist dabei sehr wirkungsvoll. Die allgemeine Fitness steht jetzt im Vordergrund.“ Der in Biberach an der Riß geborene Blondschopf will bereits vom 12. bis zum 15. Dezember bei den Kurzbahneuropameisterschaften im dänischen Herning erfolgreich an den Start gehen. Das sind die Ziele, die unmittelbar bevorstehen.

Ein langfristiges Ziel gibt es ebenfalls: die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro. Um sich diesen Traum erfüllen zu können, ist entsprechendes Training unabdingbar. Und das geht der Kurzbahn-Weltrekordler über 50 Meter Schmetterling mit Volker Nagel an der Basis an. „Ich habe noch nie einen Schwimmer erlebt, der in Gleichgewichtssportarten so viel kann wie Steffen, zudem hat er eine unheimlich schnelle Auffassungsgabe“, sagt Nagel, der sich auf polysportives Ergänzungstraining spezialisiert hat.

Insgesamt wird Steffen Deibler vier Wochen mit Volker Nagel schwitzen. Und wenn die Kurzbahn-EM erfolgreich verläuft, könnte es sein, dass die Zusammenarbeit im Winter fortgesetzt wird.