Marco Koch schwimmt sich ins Rampenlicht und gewinnt die Silber-Medaille. Britta Steffen wird über 100 Meter Freistil Sechste. Steffen Deibler qualifiziert sich für das Finale.

Barcelona. Britta Steffen verabschiedete sich mit einem Lächeln von ihrer einstigen Gold-Strecke, dann schoss Marco Koch mit einem furiosen Silber-Rennen ins Rampenlicht. Der Vize-Europameister bescherte den krisengeschüttelten deutschen Schwimmern über 200 m Brust überraschend das erste WM-Edelmetall in Barcelona.

„Es ist ein super Gefühl. Das war ein spaßiges Rennen, meine beste Zeit hier und dann noch eine Medaille - was will man mehr?“, sagte der 23-Jährige und strahlte über das ganze Gesicht: „Alles war perfekt.“ Eine Party wollte der Darmstädter aber nicht feiern: „Ich rufe jetzt zu Hause meine Familie an. Dann lege ich mich ins Bett und schlafe.“

Das nächste Edelmetall hat Steffen Deibler im Blick: Der Olympiavierte zog über 100 m Schmetterling als Siebter ins Finale ein, geriet aber ein wenig ins Grübeln. „Das war viel enger, als es mir lieb war. Da musste ich schlucken“, sagte der Jahresweltbeste, der zu den Favoriten am Samstag zählt: „So eng, wie es ist, kann im Finale jeder gewinnen. Ich muss dafür aber schneller schwimmen.“

Von einer WM-Medaille über 100 m Freistil trennten Weltrekordlerin Britta Steffen auf Platz sechs 33 Hundertstel. „Ich bin sehr zufrieden mit mir. Ich konnte mich in jedem Rennen verbessern, auch wenn es nur kleine Schritte waren. Das war mein Optimum“, sagte die Doppel-Olympiasiegerin von 2008, die noch im Wasser der neuen Weltmeisterin Cate Campbell aus Australien applaudierte: „Eine Wahnsinnsleistung.“ 53,75 Sekunden waren Steffens drittbeste Zeit nach dem Verbot der High-Tech-Anzüge.

Für die 29-Jährige war das letzte WM-Rennen auf der langen Sprintstrecke - wenn es nach ihrem Trainer Frank Embacher geht: „2014 soll sie die 50 m schwimmen, darauf ist unsere Arbeit ausgerichtet“. Steffen selbst ließ aber noch offen, ob sie überhaupt weitermacht: „Ich muss mir überlegen, ob ich nochmal in der Lage bin, so schnell zu schwimmen.“

90 Minuten später musste Koch in 2:08,54 Minuten nur dem ungarischen Olympiasieger und Titelverteidiger Daniel Gyurta, der Europarekord schwamm (2:07,23), den Vortritt lassen. „Ein kleines Gebirge ist von mir abgefallen“, sagte Bundestrainer Henning Lambertz nach der insgesamt zehnten Medaille für den Deutschen Schwimm-Verband (DSV) in Barcelona: „Das war super verdient.“ Koch, der damit auf dieser Strecke der erfolgreichste deutsche Schwimmer in der WM-Geschichte ist, war selbst überrascht: „Ich hätte nicht gedacht, dass die Zeit für eine Medaille reicht.“

Nach dem enttäuschenden 13. Platz bei Olympia hatte er sich von seinem Trainer Dirk Lange, dem ehemaligen Bundestrainer, getrennt. Sein WM-Ticket war eigentlich schon weg, weil er bei den deutschen Meisterschaften wegen eines unerlaubten Delfin-Kicks disqualifiziert worden war. Der DSV drückte ein Auge zu und nahm ihn doch noch mit. Steffen Deibler ist vor dem Schmetterling-Finale noch immer die Nummer eins in der Welt. Seine 51,19 Sekunden vom April sind von der Konkurrenz um US-Star Ryan Lochte, den Schnellsten im Halbfinale (51,48), weiter unerreicht. Der Hamburger lag 17 Hundertstel dahinter. Der Mannheimer Philip Heintz schied als 14. aus.

„Es war die zweitschnellste Zeit, die ich je geschwommen bin“, sagte Deibler, der am Montag über 50 m den sechsten Platz belegt hatte. Sein Bruder Markus schwamm mit der 4x200-m-Freistilstaffel auf den sechsten Rang. Clemens Rapp (Bad Saulgau), Deibler, Dimitri Colupaev (Mainz) und Yannick Lebherz (Potsdam) fehlten über fünf Sekunden zu Bronze.

Einen Tag vor seinem 29. Geburtstag holte sich US-Star Lochte seine WM-Titel Nummer 14 und 15, zunächst über 200 m Rücken, dann mit der langen Freistilstaffel. Die Dänin Rikke Pedersen musste sich einen Tag nach ihrem Weltrekord über 200 m Brust mit Silber hinter der russischen Olympiadritten Julia Efimowa begnügen. Auch am sechsten Wettkampftag im Palau Sant Jordi hatte es wieder zahlreiche Enttäuschungen für Bundestrainer Lambertz gegeben. Freiwasser-Weltmeisterin Isabelle Härle war auf 800 m Freistil chancenlos. „Ich habe das Gefühl, ich bin leer“, sagte die 25-Jährige nach ihrem 18. Rang - drei Plätze hinter Sarah Köhler (Frankfurt). Die Essenerin, die acht Tage zuvor mit Rekordweltmeister Thomas Lurz und Christian Reichert Team-Gold im Hafen gewonnen hatte, kündigte ein Ende ihrer Doppelstarts an: „Es wird auf Freiwasser hinauslaufen.“