Zum Start der Hockey-Bundesliga stellt der Club ein besonderes Trainerkonzept vor. Kais al Saadi und Claas Henkel haben die Aufgabe, die Bundesligateams des UHC an die nationale Spitze zurückzuführen.

Hamburg. „Hier werden sonst Hochzeitsfotos gemacht“, sagt Kais al Saadi, als er sich für den Abendblatt-Fotografen an der Außenalster neben seinem Kollegen Claas Henkel in Pose stellt, und sofort ist es wieder da, dieses Gefühl, das sich schon während des gemeinsamen Gesprächs eingebrannt hatte. Dass hier zwei Menschen zusammengefunden haben, die mehr sind als nur Kollegen, mehr als normale Freunde. Die die Liebe vereint, nicht füreinander, sondern für den Hockeysport, aber die vor allem einen neuen Weg gehen wollen, um Großes zu erreichen.

Kais al Saadi, 36, und Claas Henkel, 34, haben eine Aufgabe, ein großes Ziel. Sie sollen die Bundesligateams des Uhlenhorster HC, die an diesem Wochenende in die Feldsaison 2013/14 starten, an die nationale Spitze zurückführen und dem für seine nachhaltige Nachwuchsarbeit bekannten Hamburger Traditionsclub neue Impulse geben. Al Saadi ist als Nachfolger des nach Bremen gewechselten Martin Schultze neuer Cheftrainer der Herren, der vom Münchner SC verpflichtete Henkel ist sein Nachfolger bei den Damen.

Nachdem die Damen zweimal in Serie das Finale um die deutsche Meisterschaft verloren und die Herren sogar die Endrunde verpasst hatten, war im Frühsommer die Sehnsucht nach Erfolg im gesamten Verein ebenso spürbar gewesen wie der Wunsch nach Veränderung, und um beidem Genüge zu tun, wollen die Trainer ein spannendes Konzept umsetzen. Wann immer es die Zeit zulässt, wird der eine den anderen als Co-Trainer unterstützen. Um das zu ermöglichen, hat der UHC bei der Spielplanerstellung darauf gedrungen, dass Damen und Herren ihre Heimspiele am Wesselblek en bloc austragen, erstmals passiert dies an diesem Sonnabend bei den Stadtderbys gegen den Club an der Alster (11.30 Uhr Damen, 14 Uhr Herren). Einmal pro Woche begleitet Henkel zudem eine Trainingseinheit der Herren, al Saadi unterstützt danach bei den Damen. Außerdem wurde bereits ein Spezialtraining von Strafecken teamübergreifend absolviert.

„Wir verstehen uns als Partner auf Augenhöhe“

Was sich die beiden Übungsleiter, die zudem auch Jugendtrainer Benedikt Schmidt-Busse und Jugendkoordinator Stephan Haumann stärker in ihre Arbeit integrieren wollen, von diesem Konzept versprechen, erscheint einleuchtend. „Wir wollen durch diese enge Vernetzung und den ständigen Austausch das im Club vorhandene Trainer-Know-how für beide Bundesligateams nutzbar machen“, sagt al Saadi. Durch die Auflösung eines starren Chef-Assistent-Verhältnisses solle zudem die Integrität gestärkt werden. „Wir verstehen uns als Partner auf Augenhöhe, die ihre Fähigkeiten bündeln und dadurch verstärken“, sagt Henkel.

Dass sie als Duo funktionieren, fanden die Hockeylehrer bei der Hallen-WM 2011 in Polen heraus, als sie anstelle des verhinderten Bundestrainers Michael Behrmann die deutschen Damen gemeinsam zum WM-Titel führten. „Da haben wir in kurzer Zeit einiges entwickelt. Seitdem sind wir ständig in Kontakt“, sagt al Saadi, „und als nach Martins Entscheidung, den Club zu verlassen, eine Neuordnung anstand, war die Chance da, Claas für uns zu gewinnen.“

Beide Teams ohne namhafte Abgänge

Beide sehen ihre Gemeinsamkeiten in „hohem Ehrgeiz, fordernder und direkter Art sowie einer großen Hockey-Verrücktheit“. Dennoch seien sie in der Lage, stets den Spaß am Sport in den Vordergrund zu stellen. Dazu passt, dass beide angesichts der halben Stellen, die sie im UHC bekleiden, auch noch ein Leben neben dem Hockey haben. Al Saadi arbeitet als Personalreferent in einem Stahlhandelsunternehmen. Henkel will, sobald die Betreuung für Sohn Oskar, 2, geregelt ist, seine journalistische Tätigkeit wieder aufnehmen. Was sie unterscheide, sei der Charakter. „Claas ist der Bauch-Trainer, ich bin ein Kopfmensch“, sagt al Saadi.

Die Belastbarkeit ihrer Symbiose müssen sie nun unter Wettkampfbedingungen nachweisen. Die Herren haben dank der Spanien-Rückkehrer Moritz Fürste und Oliver Korn sowie des Zugangs von Nationalspieler Jan-Philipp Rabente aus Mülheim das beste Mittelfeld der Liga dazugewonnen. Die Damen haben ihren ohnehin starken Angriff mit Céline Wilde vom Klipper THC aufgerüstet. Da beide Teams keine namhaften Abgänge zu verzeichnen hatten, gehen sie als Titelfavoriten in die Saison, befeuert durch eine Aufbruchstimmung, die viele Clubmitglieder ausstrahlen. Die Trainer wissen das, sie nehmen die Rollen an, indes nicht ohne Demut und mit der Bitte, dem Neuanfang Zeit zu geben. Dennoch hätte niemand im UHC etwas dagegen, wenn das nächste gemeinsame Foto zwei Meisterwimpel schmücken würden.