Torhüterin Kim Platten hatte im Shootout im belgischen Boom erneut sensationell gehalten, die reguläre Spielzeit hatte beim Stand von 4:4 (4:3) geendet.

Boom. Im strömenden Regen feierten Deutschlands Frauen nach einem wahren Hockey-Krimi ausgelassen ihren zweiten Europameistertitel. Minutenlang drehte die Mannschaft von Bundestrainer Jamilon Mülders nach dem 2:0 im Penaltyschießen im Endspiel gegen England ihre Ehrenrunden. Torhüterin Kim Platten hatte im Shootout im belgischen Boom erneut sensationell gehalten, die reguläre Spielzeit hatte beim Stand von 4:4 (4:3) geendet. Neben der Goldmedaille durften sich die „Danas“ auch über einen diamantbesetzten Hockey-Schläger sowie diamantene Anstecknadeln freuen, die die Stadt Antwerpen für die Siegerinnen bereit hielt.

Die Tore für die Auswahl des Deutschen Hockey-Bundes (DHB) erzielten Eileen Hoffmann (5./15., beides Strafecken), Tina Bachmann (22., Siebenmeter) und Hannah Kürger (35.). Für den Olympiadritten England waren Georgie Twigg (5., Strafecke), Kate Walsh (9., Strafecke), Helen Richardson (30.) und Lily Owsley (67.) erfolgreich.

Rund 5000 Zuschauer im Braxgata Hockey Klub sahen die torreichste Begegnung des Frauen-Turniers, schon sieben Treffer fielen allein vor der Pause. England erwischte dabei einen perfekten Start in die Begegnung. Gleich bei der ersten Strafecke überwand Twiggs Deutschlands Torfrau Kim Platten. Das Team um Spielführerin Julia Müller schlug jedoch nur zwei Minuten später nach kurzer Ecke durch Hoffmann zurück.

Nach der erneuten Führung der Engländerinnen durch Gilbert konnte Hoffmann den Ball zum Ausgleich ins Tor verlängern. Nach einem Foul an Marie Mävers ging Deutschland mit einem erfolgreich verwandelten Siebenmeter durch Routinier Bachmann erstmals in Front. Noch vor der Pause kassierte die DHB-Auswahl das 3:3 durch Ball, bevor Krüger Sekunden vor der Pause für das auch mental so wichtige 4:3 sorgte.

In der zweiten Halbzeit nahmen beide Teams das Tempo ein wenig heraus. 20 Minuten vor Schluss begann der Regen und England hatte in der Folgezeit gleich zwei gute Möglichkeiten. In der 64. Minute hatte das Mülders-Team Glück, als ein Ball der Engländerinnen knapp am Tor vorbeistrich. Deutschland konnte sich keine zwingenden Torchancen mehr erarbeiten und kassierte den Ausgleich durch Lily Owsley (67.).

Im Penaltyschießen hielt Platten dann dreimal gegen die Engländerinnen, ein Schuss ging vorbei. Auf der anderen Seite waren Maike Stöckel und Jana Teschke erfolgreich. Bei seiner Vorstellung als neuer Frauen-Chefcoach hatte Mülders, der zuvor die U21 der Männer trainiert hatte, noch gesagt: „Wir haben nur ein angeschlagenes Schiff, das man wieder flott machen muss“. Und genau das hat der 37-Jährige getan, schneller, als viele es erwartet hatten. Das deutlich verjüngte Team wirkte im Vergleich zu der Zeit unter Ex-Trainer Michael Beermann schwungvoller und trat selbstbewusster auf.

Um erfahrene Kräfte wie Spielführerin Julia Müller, Defensivspezialistin Tina Bachmann, Maike Stöckel, Janne Müller-Wieland und Eileen Hoffman baute Mülders ein schlagkräftiges Team zusammen, das sich mit dem Sieg beim Drittrunden-Turnier der World League für die WM 2014 in Den Haag qualifizierte und nur wenige Wochen später nun auch das Gold in Belgien holte.