Die Schweriner Judo-Zwillinge Carmen und Ramona Brussig haben bei den Paralympics die ersten Goldmedaillen für Deutschland gewonnen.

London. Doppeltes Gold beim „Sister Act“: Nicht einmal eine halbe Stunde nach ihrer Zwillingsschwester Carmen hat auch Ramona Brussig bei den Paralympics in London die Goldmedaille im Judo gewonnen. Die 35-Jährige aus Schwerin gewann in der Klasse bis 52 kg der Sehbehinderten den Titel durch einen Finalsieg gegen Lijing Wang aus China. Nur wenige Minuten zuvor hatte sich ihre ebenfalls sehbehinderte Zwillingsschwester Carmen im Finale der Klasse bis 52 kg gegen Kai-Lin Lee aus Taipeh durchgesetzt.

Dagegen verpasste Kirsten Bruhn bei ihrem ersten Start in London die Goldmedaille. Die 42-Jährige aus Neumünster holte über 100 m Rücken in 1:25,22 Minuten Silber hinter Jacqueline Freney (1:22,84) aus Australien. Bruhn hatte im April mit 1:21,57 Sekunden den aktuellen Weltrekord über diese Strecke aufgestellt.

Zuvor hatte Sebastian Iwanow bei seinem ersten Start bei Paralympics gleich die Bronzemedaille über 100 m Rücken gewonnen. Swen Michaelis (Leipzig) wurde im selben Endlauf ebenso Sechster wie Daniel Simon (Darmstadt) über 400 m Freistil der Sehbehinderten. Naomi Maike Schmittger (Ennigloh) in derselben Klasse der Frauen und Stefanie Weinberg (Leipzig) über 100 m Schmetterling belegten jeweils Rang sieben.

Schon bei der Eröffnungsfeier wurde es offensichtlich: Bundespräsident Joachim Gauck fiebert mit den Paralympics-Teilnehmern noch mehr mit als mit den nicht-behinderten Spitzensportlern bei Olympia. "Es reißt mich mehr mit, es ist für mich noch faszinierender, diesen Mut dieser Menschen zu sehen, dieses Ja zu einem Leben, das nicht perfekt ist“, sagte Gauck am Donnerstag im ZDF. Er habe "Respekt vor Menschen, die Hochleistungen bringen wollen, aber sich dabei noch mehr anstrengen müssen als andere“, betonte Gauck in London.

Der 72-Jährige hatte am Mittwochabend gemeinsam mit Lebensgefährtin Daniela Schadt die Eröffnungsfeier der Spiele live von der Ehrentribüne im Olympiastadion verfolgt. Am ersten Wettkampftag der Paralympics hatte sich Gauck als Gast bei den Bahnrad-Entscheidungen im Velodrom angekündigt. "Ich darf sogar Medaillen übergeben, zum ersten Mal in meinem Leben“, sagte Gauck.

Zur farbenfrohen Eröffnungsfeier sagte der Bundespräsident: "Das war schon beeindruckend." Die "identische Begeisterung“ wie bei den Zeremonien der Olympischen Spiele zeige, "dass Sport, auch Behindertensport, immer mehr in die Mitte der Gesellschaft vorgedrungen ist“.

+++ Der Arzt, der die Paralympics erfand +++

Beim Einmarsch der deutschen Mannschaft habe er den Sportlern durchaus mit Bedacht besonders heftig zugewinkt. "Sie sollen auch wissen, das Staatsoberhaupt interessiert sich für die Leistungen dieser Sportler, dieser Menschen“, erklärte Gauck.

Schmermund gewinnt erste deutsche Medaille

Unterdessen hat die Schützin Manuela Schmermund den deutschen Athleten am Donnerstag die erste Medaille beschert. Mit dem Luftgewehr aus zehn Metern holte die querschnittsgelähmte Athletin aus dem hessischen Niederaula mit 493,6 Ringen Silber hinter der Chinesin Zhang Cuiping (500,9). Dritte wurde die Australierin Natalie Smith mit 492,4 Ringen. Schmermund wiederholte damit ihren Erfolg von Peking 2008, als sie mit dem Luftgewehr ebenfalls Zweite geworden war.

Die Chance auf Bronze hat Radsportlerin Denise Schindler. Die unterschenkelamputierte Münchnerin belegte in der Qualifikation Platz drei und fährt nun am Mittag im kleinen Finale gegen die US-Amerikanerin Alison Jones.

"Das war eines meiner besten Rennen aller Zeiten. Ich bin überglücklich“, sagte die 26-Jährige, die in Richmond/Kanada wohnt und deren Freund auf der Tribüne des Velodroms mitfiebert, nach der Qualifikation. Schindler ist erst vor fünf Jahren zum Radsport gekommen, hat inzwischen bereits zweimal mit einem Mountainbike die Alpen überquert und hat im Vorjahr WM-Gold im Straßenrennen und den Gesamt-Weltcup gewonnen.

Mit Material von dpa, sid und dapd