30-Jährige blieb mit Pferd Lambrasco beim größten Reitturnier der Welt vor 46.000 Zuschauern als einzige Starterin ohne Abwurf und siegte.

Aachen. Die 46.000 Zuschauer in der Aachener Soers hatten sich eigentlich schon auf ein Stechen eingerichtet, da stürmte die Schenefelderin Janne-Friederike Meyer mit Lambrasco durch den Parcours. Als vorletzte Reiterin im zweiten Umlauf angetreten, blieb die Team-Weltmeisterin zum zweiten Mal fehlerfrei. „Ich muss den Schock erst einmal verkraften, es ist der genialste Tag in meinem Leben“, sagte die 30-Jährige nach ihrem sensationellen Sieg bei der wichtigsten Springprüfung zum Abschluss des CHIO. Den Weg zum größten Einzel-Erfolg ihrer Karriere machte die Portugiesin Luciana Diniz frei, die auf Winningmood durch einen Abwurf am letzten Hindernis ein mögliches Stechen um den Sieg verpasste.

Es war der erste deutsche Triumph in Aachen seit Marcus Ehnings Sieg auf Küchengirl 2006. Dementsprechend ausgelassen feierte Meyer ihren Triumph, der mit 110.000 Euro Preisgeld versüßt wurde: Freihändig auf Lambrasco winkte Meyer mit ihrem Helm unentwegt ins Publikum, das die Siegerin mit Standing Ovations bedachte. „Das Pferd gehört inzwischen zur Familie. Lambrasco und ich sind über die Jahre immer besser geworden und darauf bin ich stolz.“

Stolz kann Meyer vor allem auf ihre Karriere sein: Für die Schenefelderin ist der Sieg in der Soers der Höhepunkt eines steilen Aufstiegs, der 2010 an gleicher Stelle begann. Nach einem couragierten Auftritt beim Nationenpreis 2010 fuhr sie als Ersatzreiterin mit zur WM und holte nach dem Ausfall von Marco Kutscher Gold. „Meine Erfolge im letzten Jahr waren nicht zu erwarten, ich bin immer noch überwältigt von alledem“, sagte Meyer. Trotzdem will sich Meyer auf den Lorbeeren nicht ausruhen: „Im Reiten muss man sich jedes Jahr auf Neue beweisen.“

Zuvor hatten immerhin acht der 18 Reiter, die sich für den zweiten Umlauf qualifiziert hatten, bewiesen, dass eine „Doppelnull“ auf diesem Parcours einer Meisterleistung bedarf. Dazu gehörte auch Hans-Dieter Dreher mit Magnus Romeo. Nachdem der 39-Jährige beim NRW-Preis sensationell auf den zweiten Platz geritten war, erlaubte sich Dreher im zweiten Umlauf acht Fehlerpunkte und verpasste das mögliche Stechen am Ende deutlich. Ludger Beerbaum reichte nach einem Abwurf im ersten Durchgang ein fehlerloser Ritt nicht mehr, der 48-Jährige landete auf dem fünften Platz.

Das hervorragende deutsche Ergebnis rundete Andreas Kreuzer mit Chacco-Blue ab, die hinter Europameister Kevin Staut auf Rang drei landeten. Der Franzose erreichte mit Silvana De Huis bei einem Abwurf in beiden Umläufen die beste Zeit im zweiten Umlauf. Im ersten Durchgang hatten sich bereits sechs deutsche Reiter nicht für den zweiten Umlauf der besten 18 Reiter qualifizieren können, darunter Weltcup-Gewinner Christian Ahlmann auf Taloubet (36.) und Ex-Europameister Marco Kutscher mit Cash (20.).

Einen bewegenden Abschied gab es nach der Entscheidung für Meredith Michaels-Beerbaum und ihren „Oldie“ Shutterfly. Der 18-jährige Hengst wurde von den fast 50.000 Fans mit Standing Ovations verabschiedet. Michaels-Beerbaum, die mit Shutterfly 2005 in der Soers triumphierte und bei der WM 2006 Bronze holte, hatte ihr Erfolgspferd kurzfristig vom Start beim Abschlussspringen zurückgezogen. „Das ist mein Dankeschön an Shutterfly. Er hat es verdient, vor dem besten Publikum verabschiedet zu werden“, sagte die gebürtige US-Amerikanerin. Am Mittwoch hatte sie mit Shutterfly in Aachen noch den Warsteiner-Preis gewonnen. (dapd)