Magdalena Neuner hat im WM-Einzelrennen den großen Traum von der Goldmedaille um Längen verpasst. Auch die anderen DSV-Asse blieben glücklos.

Ruhpolding. Magdalena Neuners Traum vom Einzel-Gold verpuffte am Schießstand. Sechs Fehler leistete sich Deutschlands Vorzeige-Biathletin bei der Heim-Weltmeisterschaft in Ruhpolding beim Klassiker über 15 Kilometer. Eine Hypothek, die selbst für die traditionell laufstarke Rekordweltmeisterin bei Weitem zu groß war. Neuer war komplett chancenlos und musste sich nicht nur vom Einzel-Gold verabschieden, sondern auch ihren Plan von sechs mal Edelmetall zum Abschluss ihrer Karriere zu Grabe tragen. Vor dem Rennen lag der deutsche Biathlon-Darling mit Gold im Sprint, Silber in der Verfolgung und Bronze mit der Mixedstaffel zur Halbzeit noch voll im Soll. Ausgerechnet im Liegendschießen - eigentlich Neuners Paradedisziplin - erwischte sie am Mittwoch allerdings einen rabenschwarzen Tag.

„Es wäre doofer gewesen, wenn ich Vierte wäre. Dann lieber gar nichts. Nach dem ersten Stehendschießen war die Luft schon raus“, sagte Neuner, die die Top 20 verpasste: „Es ärgert mich schon ein bisschen, aber es hält sich in Grenzen. Es ist zwar schade, aber ich habe ja schon drei Medaillen.“

Vor dem Rennen hatte Neuner ihr Ziel deutlich formuliert: „Ich habe den Traum, im Einzel Gold zu gewinnen. Das ist der letzte Titel, der mir noch fehlt.“ Neuner, die insgesamt 33 Weltcupsiege auf dem Konto und bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen insgesamt 19 Medaillen gewonnen hat, bleibt damit im Klassiker ohne Edelmetall.

Gold ging an die Norwegerin Tora Berger, die mit einem Fehler in 42:30,0 Minuten souverän vor der Französin Marie Laure Brunet (56,4 Sekunden zurück/1 Fehler) und Titelverteidigerin Helena Ekholm aus Schweden (1:11,1/1) siegte.

Neuner erwischte einen denkbar schlechten Start und ließ gleich im ersten Schießen zwei Scheiben stehen. Nach einem fehlerfreien Stehendanschlag und der Chance, sich Richtung der Medaillenplätze zu schieben, kassierte Neuner im zweiten Liegendschießen ihre dritte Strafminute. Die drei Fehler im letzten Schießen spielten schon keine Rolle mehr.

„Es ist eine ganz andere Windsituation als beim Anschießen, er hat sich komplett gedreht. Deswegen sind viele Fehler links und rechts hoch“, sagte Frauen-Trainer Gerald Hönig. Auch Verfolgungsweltmeisterin Darja Domratschewa aus Weißrussland schoss sich mit vier Strafminuten im ersten Liegendanschlag vorzeitig aus dem Medaillenrennen.

Henkel, die über die 15 km bereits Olympia- und WM-Gold gewonnen und als einzige Biathletin Weltmeistertitel in allen Einzel-Disziplinen gesammelt hat („Bin stolz, dass ich die Erste war, die es geschafft hat“), hatte wie Neuner mit zwei Fehlern begonnen und im Stehendanschlag gleich noch einmal zwei Strafminuten nachgelegt. Erst in den letzten beiden Schießen stand wieder die Null bei der 34-Jährigen. „Es wäre heute so einfach gewesen, wenn das Schießen nicht gewesen wäre. Ich weiß nicht, woran es gelegen hat“, sagte Henkel, die knapp vor Neuner lag.

Tina Bachmann, die vor einem Jahr im russischen Chanty-Mansijsk noch Silber über die 15 km gewonnen hatte, schoss sieben Fehler und lag damit noch hinter Staffelweltmeisterin Miriam Gössner, die mit fünf Strafminuten ins Ziel kam. (sid/abendblatt.de)