Die deutschen Biathleten haben die erste Chance auf Gold vergeben. Bei der Heim-WM in Ruhpolding reichte es für die Mixed-Staffel nur zu Bronze.

Ruhpolding. Magdalena Neuner hat einen besonderen Musikwunsch, während Arnd Peiffer die Ruhe im Wald suchte: Die Stimmungen der Titelverteidiger könnten vor den Sprintrennen am Samstag bei der Biathlon-WM in Ruhpolding kaum unterschiedlicher sein. Rekordweltmeisterin Neuner geht als große Favoritin um 15.30 Uhr (ZDF und Eurosport) auf die 7,5 km lange Strecke. Dagegen steht drei Stunden zuvor Peiffer nach seinem Fehlschuss-Festival in der Mixedstaffel unter einem besonderen Druck.

Für Biathlon-Königin Neuner wäre „es schön, irgendwann mal da oben die deutsche Nationalhymne zu hören.“ Da oben, das ist die Bühne im Ruhpoldinger Champions Park, wo Neuner zusammen mit der deutschen Mixedstaffel als Bronzemedaillengewinnerin vor Tausenden Fans den Klängen der norwegischen Hymne lauschen musste.

„Ich habe gesagt, ich will sechs Medaillen“, machte Neuner nach dem bronzenen Auftakt, der ein goldener hätte werden können, klar: „Wir haben gesagt: 'Mein Gott, es ist halt jetzt Bronze geworden, aber es ist die erste Medaille.' Das ist für uns ein guter Einstieg.“

Doch Bronze hin oder her, im Sprint und auch in der Verfolgung am Sonntag (16.00 Uhr/ZDF und Eurosport) ist die zehnmalige Weltmeisterin, die acht Saisonsiege auf dem Konto hat und im Gesamtweltcup führt, klare Favoritin. Die drei Fehlschüsse in der Staffel waren mehr der Nervosität und dem Rennverlauf geschuldet, in der Loipe zeigte sich die 25-Jährige nach überstandener Krankheit gewohnt stark.

Nach den Erfahrungen aus der Mixedstaffel hat sich Neuner entschieden, in der ersten von fünf Startgruppen auf die 7,5 km zu gehen. „Gestern ist es hinten raus langsamer geworden. Ich habe das Privileg, dass ich mir aussuchen kann, wo ich reingehen kann. Und da ist es sicherlich sinnvoll, vorne reinzugehen“, sagte Neuner: „Ich denke, in der Loipe bin ich richtig gut drauf.

Mit Spannung erwartet wird vor allem das Duell mit der Weißrussin Darja Domratschewa. Trotz der Munitionsprobleme des Teams von Klaus Siebert wegen des Waffenembargos der Europäischen Union (EU) ist “Dascha„ die größte Neuner-Konkurrentin.

Die 25-Jährige gibt in diesem Winter auf der Strecke das Tempo vor und zeigt auch am Schießstand wenig Nerven. “Ich kann nicht sagen, ob ich sie schlagen kann, ich werde jedenfalls mein Bestes geben„, sagte Domratschewa. Zusammen mit der finnischen Verfolgungsweltmeisterin Kaisa Mäkäräinen und der russischen Olympiasiegerin Olga Saizewa dürfte sie das größte Hindernis für Neuner auf dem Weg zum elften WM-Gold werden.

Neben Neuner schickt der Deutsche Skiverband (DSV) noch Andrea Henkel, Miriam Gössner, Tina Bachmann und Franziska Hildebrand ins Rennen.

Die siebenmalige Weltmeisterin Henkel hat mit dem Massenstartsieg in Oslo bereits ihre Medaillenambitionen für diese Titelkämpfe unterstrichen. “Nach vier Jahren hätte ich gerne wieder eine Einzelmedaille. Egal wo, da bin ich total flexibel„, sagte Henkel.

Ruhe und Ablenkung suchte Arnd Peiffer. “Ich werde entspannt trainieren, eher die Klassikski anschnallen und nicht im Stadion trainieren. Sondern ein bisschen fernab, das ist glaub ich nicht schlecht. Ich werde ein bisschen zur Ruhe kommen und dann Samstag wieder von Neuem anfangen„, sagte Peiffer.

Während Peiffer der versemmelte Auftakt der Biathlon-Heim-WM noch in den Gliedern steckt, geht Andreas Birnbacher mit breiter Brust auf die Strecke. Der Schlechinger zeigte eine überragende Vorstellung in der Staffel und ist ein heißer Medaillenkandidat. Und zwar nicht nur im Sprint, sondern auch Verfolgungsrennen am Sonntag (13.15 Uhr/ZDF und Eurosport). Dort gehen die besten 60 Sprinter mit den Abständen aus dem 10-km-Rennen an den Start.

Birnbacher bildet zusammen mit Peiffer sowie Routinier Michael Greis (“Ich habe noch ein bisschen Husten, aber ich glaube nicht, dass mich das behindern wird„), Simon Schempp und Florian Graf das deutsche Quintett bildet.