Turbulenzen bei Türkiye, Ärger in Ohe und bei Trainer Peter Wiehle. In der Amateurfußballszene geht es hoch her. Mehr in dieser Kolumne.

Was ist beim FC Türkiye los? Nach dem 0:5 gegen Hamm United in der Landesliga entschuldigte sich Trainer Dogan Inam einerseits humorvoll, andererseits mit drastischen Worten: "Es tut mir leid, dass wir die falsche Mannschaft dabeihatten. Ich habe aus Versehen die Ballettmannschaft mitgebracht."Seine Mannschaft ging im Hammer Park fast jedem Zweikampf aus dem Weg, wirkte geradezu gehemmt. Vielleicht lag es ja an den Turbulenzen der vergangenen Tage, die sich in Wilhelmsburg abgespielt haben. Klaus Klock wurde vor knapp zwei Wochen überraschend von seinem Traineramt entbunden und auf den Managerposten geschoben. Inam, Vorstand und Aufstiegstrainer der vergangenen Saison zugleich, übernahm. Über die genauen Gründe schweigen sich beide Seiten aus. Fakt ist jedoch, dass Klock in letzter Zeit aus gesundheitlichen Gründen einige Male fehlte, zudem Inam mit großspurigen Aussagen vor der Saison verärgerte: "Einige davon waren dämlich. Damit macht man nur das Umfeld verrückt."

Weiterhin Schlagzeilen mit seinen Serien macht der Meiendorfer SV. Nachdem zuletzt zwei Spiele wegen Unterbrechungen mit sehr langen Nachspielzeiten bedacht werden mussten, gab es nach dem Oberligaspiel gegen Victoria die zweite hitzige Pressekonferenz in Folge. Und erneut war der Gästetrainer Ziel der Kritik der Meiendorfer Fans. Nachdem Bergedorfs Coach Manfred Nitschke vor zwei Wochen kaum ausreden konnte (Abendblatt berichtete), wurde Bert Ehm nach einem Satz ("Ich hatte so das Gefühl, dass Meiendorf unser Spiel vor allem durch Fouls stören wollte.") so lange mit Zwischenrufen bedacht, bis er sein Statement abbrechen musste. Auf rühmlichere Art und Weise hatte Meiendorf zuvor auf dem Platz die imposante Siegesserie des SC Victoria beendet. Der wieder fitte Nils Roschlaub traf kurz vorm Abpfiff für den MSV zum Endstand von 1:1.

Das völlig zerrüttete Verhältnis zwischen der Fußballabteilung bei Voran Ohe und dem Vorstand des Gesamtvereins hat nun folgenschwere Konsequenzen. Der Vorstand mit dem 1. Vorsitzenden Horst Kucz an der Spitze zeigte die Fußballabteilung der Ligamannschaft beim HFV an, da mehrere Kicker keine Vereinsmitglieder seien. Das Urteil des Verbands: Ohe erhält fünf Punkte Abzug und muss 950 Euro Strafe zahlen. Trainer Peter Wiehle ist außer sich: "So ein übles Verhalten untereinander habe ich noch nie erlebt. Ich dachte, wir sind ein Verein und arbeiten zusammen. Am 27. März hatten wir Mitgliederversammlung und haben zwei Fußballer in den Vorstand gewählt, damit wir dort endlich repräsentiert sind. Doch die Wahl wurde annulliert, und nun passiert das, obwohl wir jeden Punkt brauchen." Kucz verwies auf der Internetseite des Vereins auf die formale Richtigkeit des Vorgangs und wird dort zitiert: "Ich bin nur korrekt." Die Fußballabteilung hat Berufung gegen das Urteil eingelegt.

Sperbers Landesligastürmer Ivan Zoric erlebte einen sehr turbulenten Freitag. Um 15.45 Uhr ging es mit Frau Katja ins Buchholzer Krankenhaus - die Wehen hatten eingesetzt. 16 Stunden später durfte sich Ivan freuen, als Töchterchen Mija (3600 Gramm, 53 cm) gesund zur Welt kam. "Ich bin nur noch glücklich", sagte Zoric. Seine Mannschaft hatte ebenfalls aufregende Stunden hinter sich. Am Freitagabend musste Sperber im Topspiel gegen Rugenbergen ran. Zoric fieberte 90 Minuten per Handy mit und traute seinen Ohren nicht, als seine Jungs nach neun Minuten mit 3:0 führten: Jan Schönzart, Lennart Ekelund und Jozo Vukojevic trafen. Aber im Duell der beiden Trainerkumpels Knut Aßmann (SCS) und Ralf Palapies (SVR) drehten die Gäste das Spiel, kamen zum hochverdienten Ausgleich durch Tore von Christian Dierksen, Dennis von Bastian und Henning Hülsebusch.

Das schnelle Comeback eines Fußballsüchtigen rettete dem Landesligaverein SC V/W Billstedt im Heimspiel gegen Dassendorf einen Punkt. Die seit fast einem Jahr auswärts sieglosen Gäste waren durch Raphael Wiegratz nach einer Stunde mit 1:0 in Führung gegangen. Als Konsequenz wechselte Billstedt Matthias Juckel ein, dessen Ausfallzeit wegen eines Kieferbruchs vor zwei Monaten wesentlich länger eingeschätzt worden war. Eine knappe Viertelstunde vor Schluss war der Torjäger vom Dienst zur Stelle und markierte das 1:1. Und das alles auf eigene Faust, wie Co-Trainer Andreas Heeschen anmerkte: "Es war seine Entscheidung. Er hat eine Platte drin, die den Kiefer zusammenhält. Er hat gesagt, dass er fit ist."

Beim Oberligaklub SV Lurup läuft derzeit nicht nur auf dem Platz wenig zusammen. So staunte Verteidiger Roman Friedrich nicht schlecht, als ihn Coach Andreas Klobedanz kurz vor dem Anpfiff bei Concordia (3:0) wieder vom Platz nahm und durch Serafin Sivcak ersetzte. Der Hintergrund: Beim Faxen der Sozialversicherungsnummern der Spieler an den Verband durch den SVL-Steuerberater soll laut Obmann Friedrich Müller Friedrichs Name verdeckt und deshalb nicht übermittelt worden sein. Erst vergangene Woche hatte Müller das Comeback von Jurek Rohrberg verhindert, weil er vergessen hatte, die Spielberechtigung einzuholen.

Bei Eintracht Norderstedt wird es zum Jahresende eine Änderung im Präsidium geben. Vize Eberhard "Eddy" Münch stellt sich nicht zur Widerwahl. Offizieller Grund: Er will mehr mit Ehefrau Barbara unternehmen. Inoffizieller Grund: Klub-Boss Reenald Koch sowie der heimliche Vereinschef Horst Plambeck haben etliche Entscheidungen (zu viel) an Münch vorbei getätigt. Dann war das Fass voll.

Grün-Weiss-Harburg Trainer Sven Siebert ist schwer zufrieden zu stellen. Obwohl seine Mannschaft mit dem 2:1-Sieg in Finkenwerder die Bezirksliga-Tabellenführung verteidigte, gab es direkt nach dem Spiel ein Straftraining. "Alle Spieler waren schlecht, darum mussten sie die Laufwege, die in der Partie nicht funktioniert haben, nach dem Abpfiff noch mal ohne Ball laufen", so der Coach. Hoffentlich hat sich keiner seiner Spieler bei der Sonderschicht erkältet, aufgrund einer Grippe-Epidemie war Harburg nämlich nur mit elf Spielern angereist.